Hamburg. Spektakel-Garantie beim HSV im Aufstiegskampf gegen Fürth. Club storniert Schwarzmarkt-Tickets und vertagt Spielerverabschiedungen.

Am Sonnabend wird es wieder kuschelig im Volkspark. 56.500 Zuschauer werden beim Heimspiel des HSV gegen Greuther Fürth (20.30 Uhr/Sky und im Liveticker bei Abendblatt.de) erwartet. Wegen erhöhter Sicherheitsbestimmungen (500 weniger Fans) bedeutet das: ausverkauft, zum sechsten Mal in Folge.

Die beste Unterhaltung am Sonnabendabend findet längst nicht mehr im ZDF, sondern im Volkspark statt. Die Zuschauer wissen, was sie beim HSV unter Trainer Tim Walter bekommen. Offensivfußball, Tore, Gegentore, Emotionen und häufig auch Drama bis zur letzten Minute. Kurz zusammengefasst: ein Spektakel.

„Es kommen nicht umsonst immer 57.000 ins Stadion. Und das nicht, weil wir behäbig spielen und uns hinten reinstellen, sondern weil uns darüber definieren, viele Tore zu erzielen. Das macht den Fans Spaß“, sagt Walter, der lieber 4:3 als 1:0 gewinnt. 36 Tore für den HSV, zehn Siege und 33 Punkte bekamen die Fans in den 16 bisherigen Heimspielen zu sehen.

HSV garantiert Tor-Spektakel im Volkspark

In der Rückrunde ist der Club zu Hause sogar noch ungeschlagen. Wegen drei Niederlagen am Anfang der Saison gegen Rostock, Darmstadt und Magdeburg liegt der HSV in der Heimtabelle allerdings nur auf Rang fünf. Durch die 19 Gegentore, die Walter bei seinem Offensivfußball einkalkuliert, sahen die Zuschauer durchschnittlich 3,4 Tore pro Spiel im Volksparkstadion.

Ein häufigerer Torjubel wurde nur in Paderborn (4,1 Tore) und Heidenheim (3,5) gemessen. „Es (das Spektakel; d. Red.) zeigt aber auch, dass wir zu viele Tore kassieren, gerade in den letzten Wochen“, räumt Walter ein.

18 Gegentore waren es an der Zahl in den vergangenen neun Partien, also im Schnitt zwei pro Spiel. Zu viele, wenn man aufsteigen will. Nur der Tabellenzehnte aus Karlsruhe (19) und Ligaschlusslicht Sandhausen kassierten in diesem Zeitraum mehr Gegentreffer.

HSV hofft auf Patzer der Rivalen

Folgerichtig steht der HSV seit fünf Wochen nicht mehr auf einem der beiden direkten Aufstiegsplätze. Nach dem 5:1-Erfolg in Regensburg und den Niederlagen der Rivalen Darmstadt und Heidenheim sind die Hamburger zumindest wieder bis auf einen Punkt an Platz zwei herangerückt, müssen aber auf mindestens einen weiteren Patzer der Konkurrenz hoffen.

„Es wäre schön, wenn sie (Darmstadt oder Heidenheim; d. Red.) stolpern“, sagt Walter, der von seiner Mannschaft zwei Siege gegen Fürth und am letzten Spieltag in Sandhausen (28. Mai) einfordert. „Wir können nur darauf hoffen und müssen da sein, wenn sie sich einen Fehltritt leisten.“

So schön es Walter, die Spieler und die Fans im Volkspark auch finden, alle arbeiten daran, dass das Heimspiel gegen Fürth die letzte Party im Volkspark wird. Denn eine saisonverlängernde Relegation, wie vor einem Jahr gegen Hertha BSC (1:0 und 0:2), möchte Hamburg nicht zweimal in Folge erleben. Zumal das verlorene Heimspiel gegen die Hertha ausschließlich zum Fest für den Gegner wurde.

Bleibt Kittel jetzt doch beim HSV?

Ähnlich einseitig wie im Rückspiel gegen Berlin soll es nun auch gegen Fürth zur Sache gehen – nur mit einer anderen Rollenverteilung. „Wenn wir in beiden Richtungen zielstrebig sind, wird es vielleicht nur auf unserer Seite ein Spektakel geben“, hofft Walter, der für die kreativen Momente wieder auf einen Profi setzen kann, dessen Zeit in Hamburg eigentlich schon abgelaufen schien.

Sonny Kittel befindet sich in bestechender Form. Seit er vor sieben Spielen in die Startelf zurückgekehrt ist, überzeugte er mit fünf Toren und zwei Vorlagen. Es sind Zahlen, die die Tür für eine Verlängerung seines auslaufenden Vertrags plötzlich wieder einen Spalt geöffnet haben.

„Sonny fühlt sich hier sehr wohl. Er ist ein toller Mensch und ein toller Fußballer, deshalb ist es erstrebenswert, dass wir solche Spieler bei uns behalten“, sagt Walter, der ein besonderes Verhältnis zu Kittel pflegt.

Walter hofft auf Lösung bei Kittel

Noch vor wenigen Wochen galt Kittels Abgang im Sommer als beschlossene Sache. Nachdem der HSV im Winter sein Veto für einen Wechsel nach Saudi-Arabien eingelegt hatte, wirkte der Techniker zu Beginn der Rückrunde frustriert. Doch in der entscheidenden Saisonphase hat sich Kittel zum Schlüsselspieler seiner Mannschaft entwickelt.

Und auf einmal soll sein Verbleib wieder im Bereich des Möglichen liegen, weshalb auch Walter in die Offensive geht. „Wenn der Verein und die Spielerseite einen gemeinsamen Konsens finden, glaube ich, dass wir eine gute Lösung finden werden“, sagt der Coach.

Eine Verlängerung dürfte auch vom finanziellen Umfang anderer Angebote abhängen, denn der 30 Jahre alte Kittel steht vor seinem letzten großen Vertrag. Doch gibt es diese vermeintlich lukrativen Offerten aus dem Ausland überhaupt?

HSV vertagt Spieler-Verabschiedungen

In jedem Fall wird der 30-Jährige am Sonnabend beim möglicherweise letzten Heimspiel der Saison nicht offiziell verabschiedet. Gleiches gilt für Javi Montero und Xavier Amaechi, deren auslaufende Verträge nicht verlängert werden.

Auch Ersatztorwart Tom Mickel und der von Köln ausgeliehene Noah Katterbach werden auf ein Abschiedsgeschenk verzichten müssen. Beide Spieler möchten unbedingt beim HSV bleiben. Ein Ziel, das bei dem noch mehrere Monate wegen eines Kreuzbandrisses ausfallenden Katterbach schwer zu realisieren sein wird, da Hamburg die Kaufoption von rund einer Million Euro nicht zieht. Somit hat Köln im Ablösepoker das letzte Wort.

HSV storniert Schwarzmarkt-Tickets

Nicht einfach wortlos hinnehmen will der HSV derweil den illegalen Schwarzmarkthandel. Erneut wurden mehr als 150 auf Viagogo verkaufte Tickets vom Club storniert. Betroffene haben die Möglichkeit, den HSV zu kontaktieren. Nur dann können sie dabei sein, wenn am Sonnabend das möglicherweise letzte Spektakel im Volkspark ansteht.