Hamburg. Der Kapitän des SV Sandhausen ist wieder fit. Am Sonnabend kann er seinem Ex-Club zum Aufstieg verhelfen.

Am Montag konnte Dennis Diekmeier endlich wieder auf dem Platz stehen. Gleich zwei Trainingseinheiten bestritt der Rechtsverteidiger des SV Sandhausen. Vier Wochen hatte Diekmeier wegen eines Faserrisses gefehlt. Es war bereits seine dritte Muskelverletzung in dieser Saison. „Es ist bitter, dass ich in dieser Saison so oft verletzt war. Das war eine harte Zeit für mich“, sagte der frühere HSV-Verteidiger zwischen den Einheiten im Gespräch mit dem Abendblatt.

Rechtzeitig zu den letzten zwei Spielen der Saison ist Diekmeier aber wieder da. Oder ist es schon zu spät? „Das Wochenende war ein Schlag ins Gesicht. Davon muss sich die Mannschaft erst einmal berappeln. Das war ein heftiger Rückschlag“, sagt Diekmeier, dessen Mannschaft am Freitag das Kellerduell gegen Hansa Rostock mit 1:2 verlor, während Konkurrent Arminia Bielefeld am Tag danach in letzter Sekunde in Kaiserslautern gewann. Fünf Punkte beträgt nun der Rückstand auf den Relegationsrang 16 zwei Spieltage vor Schluss.

Ex-HSV-Profi Diekmeier sieht größeren Druck in Heidenheim

Diekmeiers Rückkehr ist für den HSV von hoher Relevanz. Kein anderer Club kann im Aufstiegsrennen der Zweiten Liga noch so viel beeinflussen wie der Tabellenletzte aus Sandhausen. Am Sonnabend spielt der SVS beim Tabellenzweiten Heidenheim. Eine Woche später gegen den HSV. Wollen die Hamburger am Sonnabend mit einem Heimsieg gegen Greuther Fürth auf Platz zwei klettern, brauchen sie die Unterstützung aus Sandhausen ein paar Stunden zuvor.

Nach der Niederlage der Heidenheimer am Sonntag in Paderborn ist auch bei den Schwaben der Druck zu spüren. „Heidenheim spielt eine sehr gute Saison. Aber man sieht es wie in Darmstadt, dass sie jetzt nervös wirken“, sagt Diekmeier.

Tabellenspitze der 2. Bundesliga
1. Heidenheim 34 / 67:36 / 67
2. Darmstadt 98 34 / 50:33 / 67
3. HSV 34 / 70:45 / 66
4. Düsseldorf 34 / 60:43 / 58
5. FC St. Pauli 34 / 55:39 / 58

Der Tabellenführer aus Darmstadt hat bereits zwei Matchbälle zum Aufstieg vergeben. Am Freitag findet der dritte Versuch statt: beim Heimspiel gegen den Aufsteiger 1. FC Magdeburg. Für die Mannschaft von Trainer Christian Titz geht es um nichts mehr. Trotzdem sagt Diekmeier: „Magdeburg ist ein schwerer Gegner. Das wird nicht leicht für Darmstadt.“

Am Sonntag wurde deutlich: Der Aufstiegskampf in die Bundesliga wird zum Nervenkampf. Der HSV hat sich durch das 5:1 in Regensburg im Rennen um die ersten zwei Plätze zurückgemeldet. „Man merkt die Nerven“, sagte auch HSV-Sportvorstand Jonas Boldt über den Patzer von Darmstadt in Hannover (1:2) mit zwei späten Platzverweisen. Auch Diekmeier sieht den HSV psychologisch in einer guten Position. „Der HSV hat mit dem Sieg ein Ausrufezeichen gesetzt und macht jetzt Druck von hinten.“

Sandhausen demütigte den HSV gleich zweimal

Aber der alleine wird nicht reichen. Der HSV braucht Diekmeiers Hilfe. „Wir sind ein richtiger Faktor im Aufstiegsrennen“, sagt Sandhausens Kapitän und muss schmunzeln. Er erinnert sich, wie er mit Sandhausen den HSV gleich zweimal im Kampf um den Aufstieg demütigte. Vor drei Jahren hätte den Hamburgern unter Trainer Dieter Hecking am letzten Spieltag ein Unentschieden für den Einzug in die Relegation gereicht. Der HSV verlor zu Hause 1:5, Diekmeier setzte mit seinem ersten Tor im Volksparkstadion die Schlusspointe.

Ein Jahr später kam Sandhausen aus einer 14-tägigen Corona-Quarantäne und schlug Daniels Thiounes HSV quasi ohne Vorbereitung mit 2:1. Eine Woche später war Thioune weg. „Da sind wir marschiert ohne Ende“, erinnert sich Diekmeier.

So wollen es die Sandhäuser auch am Sonnabend in Heidenheim tun. Die Mannschaft von Trainer Gerhard Kleppinger braucht einen Sieg, ansonsten ist Sandhausen bereits abgestiegen. „Die minimale Chance ist noch da, daher müssen wir alles geben, um irgendwie noch in der Liga zu bleiben“, sagt Diekmeier. Gleichzeitig müsste Arminia Bielefeld zu Hause gegen Paderborn verlieren.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Instagram, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Die Wahrscheinlichkeit ist also groß, dass der HSV am letzten Spieltag beim bereits abgestiegenen SV Sandhausen spielt. Genauso könnte Heidenheim aber auch im Parallelspiel gegen die dann ebenso abgestiegenen Regensburger spielen. Auch für den Jahn gilt: Holt Bielefeld gegen Paderborn einen Punkt, geht Regensburg gemeinsam mit Sandhausen in die Dritte Liga. Heidenheim und der HSV hätten dann am letzten Spieltag jeweils leichte Karten. Es würde also nur noch um die Frage gehen: Bekommt einer der Clubs das große Nervenflattern?

Zunächst aber muss der HSV ohnehin sein Heimspiel gegen Greuther Fürth gewinnen. „Wir sind gut beraten, wenn wir unsere Spiele gewinnen. Das sind unsere Hausaufgaben, die können wir erledigen. Alles andere können wir nicht erledigen“, sagte Trainer Tim Walter nach dem 5:1 in Regensburg.

Robert Glatzel aber gefällt die Tabellenlage vor dem 33. Spieltag. „Es ist eine geile Ausgangslage, weil wir der Verfolger sind und mehr gewinnen als verlieren können“, sagte der Stürmer, der rechtzeitig zum Saisonfinale wieder zu seiner Treffsicherheit gefunden hat.

HSV-Volksparkstadion sechsmal in Folge ausverkauft

Das Volksparkstadion wird am Sonnabend mit 57.000 Zuschauern zum sechsten Mal in Folge ausverkauft sein. Der HSV und seine Fans hoffen, dass es das letzte Heimspiel in dieser Saison sein wird und nicht noch ein weiteres in der Relegation hinzukommt. „Es ist brutal, was im Volkspark jedes Heimspiel los ist. Wo hast du so etwas?“, sagt auch Diekmeier, der zwischen 2010 und 2018 in acht Jahren 173 Bundesligaspiele für den HSV bestritt und sich schließlich mit dem Abstieg verabschiedete.

Diesen Weg will der 33-Jährige mit Sandhausen nicht gehen. Sollte die Saison mit dem Abstieg enden, wird Diekmeier auch in der Dritten Liga bleiben. „Mit einem Abstieg will ich mich nicht verabschieden. Ich würde alles dafür tun, dass wir direkt wieder aufsteigen“, sagt Diekmeier, dem mit Sandhausen der zweite Abstieg seiner Karriere droht.

Seinem Ex-Club wünscht der Verteidiger dagegen im fünften Anlauf den Aufstieg. „Ich habe die ganze Zeit gesagt, dass der HSV in dieser Saison aufsteigt, und ich glaube auch, dass er es in der Relegation packen würde“, sagt Diekmeier, der am Sonnabend selbst dazu beitragen kann, dass es die Hamburger in diesem Jahr auch ohne Relegation schaffen. Bis dahin will er mithelfen, die Stimmung in der Mannschaft des SV Sandhausen wieder aufzubauen.

Eines steht aus Sicht des HSV in jedem Fall fest: Es wird wieder dramatisch bis zum Ende. Keiner hat das in seiner Hamburger Zeit häufiger erlebt als Dennis Diekmeier selbst.