Hamburg. In diesem und im kommenden Jahr fallen rund um die fünf Europameisterschaftsspiele im Volksparkstadion hohe Kosten an.

Baumaßnahmen, Organisation, Durchführung und Rahmenprogramm der fünf Spiele der Fußball-Europameisterschaft im Sommer 2024 im Volksparkstadion kosten die Stadt Hamburg nach ersten Schätzungen rund 33,7 Millionen Euro; 5,2 Millionen schon in diesem Jahr, 28,5 Millionen im nächsten. Das geht aus einer Senatsdrucksache hervor, die den Behörden gerade zur Abstimmung vorliegt. „Über die Drucksache und ihre Details wird noch gesprochen. Deshalb kann man aktuell nicht sagen, welche Projekte am Ende realisiert werden und wie hoch dann die Gesamtkosten sein werden“, sagt Sportstaatsrat Christoph Holstein (SPD).

Den HSV kostet die Stadionsanierung für die EM 25 bis 30 Millionen Euro

Hinzu kommen Renovierungs- und Instandsetzungsarbeiten in der Arena, die der HSV komplett bezahlen muss. Diese Ausgaben belaufen sich nach Abendblatt-Informationen auf 25 bis 30 Millionen. Sie könnten geringer ausfallen, einigt sich der Verein mit der Europäischen Fußball-Union (Uefa) auf den Verzicht weiterer Anforderungen. Die ursprünglich EM-relevante Erweiterung der Drehkreuze von 40 auf 130 sowie der Umbau des Serverraums mit Kühlung und Notstromversorgung wurden bereits gestrichen. Der HSV spart dadurch einen niedrigen einstelligen Millionenbetrag.

Die Stadt hatte dem HSV 2020 sein Stadiongrundstück für 23,5 Millionen Euro abgekauft, dieses danach an den Club verpachtet, damit der Verein diese Einnahme in die Stadionsanierung steckt, um die weitreichenden Auflagen der Uefa zu erfüllen. Weil der Club zwischenzeitlich ein Großteil des Geldes anderweitig ausgab, lieh sich der HSV jetzt 20 Millionen Euro bei Investor Klaus-Michael Kühne (zehn Millionen) und drei weiteren Hamburger Unternehmen.

Uefa will keine Großleinwände in Restaurants in unmittelbarer Stadionnähe

Die Arbeiten im Stadion, unter anderem der Austausch der Dachmembran, liegen im Zeitplan. In Hamburg werden während der EM (14. Juni bis 14. Juli 2024) vier Vorrundenspiele und ein Viertelfinale ausgetragen. Die Gruppenauslosung erfolgt am 2. Dezember dieses Jahres in der Elbphilharmonie. Die deutsche Elf wird wohl nicht in Hamburg antreten.

Alle zehn deutschen Austragungsstädte mussten gegenüber der Uefa einen detaillierten Verpflichtungskatalog unterschreiben. So sollen beispielsweise in einem Radius von 500 Metern um das Stadion Restaurationsbetriebe keine Großleinwände aufbauen. Zudem besteht die Uefa auf Markenschutz ihrer Sponsoren. Aufkleber und Logos anderer Unternehmen sowie Graffitis sollen in der besagten Zone entfernt werden.

Auf die Behörde für Inneres und Sport kommen 11,4 Millionen Euro Kosten zu

Mehrkosten im Zusammenhang mit der EM, die bisher nicht in den einzelnen Haushalten für 2023 und 2024 berücksichtigt waren, entstehen für sechs Behörden und den Bezirk Altona, in dem das Stadion liegt. Der größte Einzelposten belastet die Behörde für Inneres und Sport.

Sie plant, dieses Jahr 562.000 Euro für vorbereitende Maßnahmen auszugeben, 2024 dann 10,8 Millionen Euro. Darunter sind Investitionen von 4,2 Millionen, die über die EM hinaus Bestand haben werden, zusätzliche Personalausgaben für Einsatzkräfte aus anderen Bundesländern, die Hamburg tageweise anfordern wird, und Materialausgaben. Die Gehälter der hiesigen Polizeibeamtinnen und -beamten kommen hinzu. Die stehen bereits im Haushalt der Stadt. Zwei weitere große Positionen in der Senatsdrucksache sind: Auf die Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft entfallen Zusatzkosten von 3,9 Millionen Euro, auf die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende 3,75 Millionen.

Der Bezirk Altona erhält zunächst dieses Jahr 155.000 Euro

Für Sicherheit und Ordnung zu sorgen ist während der EM Aufgabe der Stadt, dazu will sich Hamburg als Metropole im besten Licht präsentieren, sauber, weltoffen, nachhaltig, mit kulturellen und sozialen Projekten. Das hat seinen Preis. Für Verschönerungen in der Parkanlage rund ums Stadion müssten nach Berechnungen des Bezirksamts Altona 400.000 Euro veranschlagt werden, 250.000 Euro für höhere Sicherheit im Park, 500.000 für Unterhaltungsmaßnahmen an Gehwegen, Nebenflächen und Fahrbahnen.

Ursprünglich sollte der Bezirk die Kosten übernehmen, dafür andere Positionen im eigenen Haushalt streichen. Auf Antrag der CDU beschloss die Bezirksversammlung Ende vergangenen Jahres mit Zustimmung aus allen Fraktionen, dass die Finanzbehörde die Kosten vollständig tragen, dem Bezirk entsprechende Haushaltsmittel zur Verfügung stellen solle.

Das geschieht nun. Der Bezirk erhält zunächst 155.000 Euro in diesem Jahr, die Summe für 2024 ist offen, um die Sauberkeit rund ums Stadion zu gewährleisten. „Das ist ein gutes Signal. Wir freuen uns, dass der Bezirk mit den Zusatzkosten für die EM nicht allein gelassen wird“, sagt Tim Schmuckall, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU in der Bezirksversammlung.

Stadt fordert die Behörden auf, die Durchführung der EM nicht zu gefährden

Die insgesamt 33,7 Millionen Euro für die EM müssen die sechs Behörden aus ihren bisherigen Haushaltszuweisungen aufbringen, möglicherweise könnten sie auf einzelne Projekte verzichten. Davor wird jedoch in der Senatsdrucksache gewarnt. Würden die Haushaltspläne nicht angepasst, „wäre die Durchführung der Spiele nicht gewährleistet und die gegenüber der Uefa, dem DFB und der EURO 2024 GmbH umfangreich eingegangenen vertraglichen Pflichten könnten nicht erfüllt werden“.