Kaiserslautern. Im Topspiel der 2. Bundesliga kassierte der HSV auf dem Betzenberg eine bittere Niederlage. Und das sechs Tage vor dem Stadtderby.

Sechs Tage vor dem Derby gegen den FC St. Pauli hat der HSV einen schweren Rückschlag im Aufstiegsrennen der 2. Bundesliga kassiert. Die Hamburger verloren am späten Sonnabend mit 0:2 (0:0) beim 1. FC Kaiserslautern und fielen dadurch vor den letzten sechs Spieltagen der Saison wieder auf den Relegationsplatz zurück. Stadtrivale St. Pauli kann am Sonntag gegen Eintracht Braunschweig mit dem elften Sieg in Serie bis auf drei Punkte an den HSV herankommen.

"Wir waren nicht zwingend genug und vor dem Tor nicht kaltschnäuzig. Wir haben es dem Gegner leicht gemacht", sagte Trainer Tim Walter, der eigentlich ein 0:0-Spiel gesehen hat. "Wir haben den Gegner dazu animiert, doch noch zu gewinnen. Wir schütteln uns kurz und am Freitag geht´s weiter", so Walter.

Beide Gegentore vor 49.327 Zuschauern auf dem Betzenberg fielen nach Fehlern des in dieser Saison so starken Ludovit Reis. Vor dem 0:1 hielt der Niederländer unnötigerweise den Ball im Spiel, Terrence Boyd traf daraufhin per Hacke nach Vorarbeit von Jean Zimmer (72. Minute). Beim 0:2 verlor Reis den Ball als letzter Mann an Philipp Hercher. Der erst wenige Sekunden zuvor eingewechselte Ex-HSVer Aaron Opoku nutzte das zu einem Tor gegen seinen ehemaligen Club.

Robert Glatzel schimpft über die einfachen Gegentore

„Wir schenken uns zwei Tore selbst ein. Das geht einfach nicht. Das wird dann bestraft“, sagte Torjäger Robert Glatzel bei Sport1. Über die Bedeutung des Derbys am Freitag meinte der 29-Jährige bei Sky in aller Deutlichkeit: „Das ist das wichtigste Spiel der Saison jetzt, ganz klar! Natürlich hätte uns ein Sieg heute ein besseres Gefühl gegeben. Aber ein Derby ist ein Derby, das hat seine eigenen Gesetze. Es ist jetzt enger geworden in der Tabelle, aber wir haben es noch selbst in der Hand.“

Die Mannschaft von Tim Walter enttäuschte am Sonnabend über weite Phasen und hatte Glück, dass die Pfälzer nicht schon vor der Pause in Führung gingen. Die beste Torchance vergab Nicolas de Préville nach 21 Minuten, als er an HSV-Torhüter Daniel Heuer Fernandez scheiterte.

Miro Muheim hätte den HSV in Führung schießen können

Der Aufsteiger war griffiger und investierte mehr in dieses Traditionsduell. Vom HSV kam vor allem offensiv zu wenig, auch wenn Miro Muheim in der 64. Minute die Latte traf.

Tabellenspitze der 2. Bundesliga
1. Heidenheim 34 / 67:36 / 67
2. Darmstadt 98 34 / 50:33 / 67
3. HSV 34 / 70:45 / 66
4. Düsseldorf 34 / 60:43 / 58
5. FC St. Pauli 34 / 55:39 / 58

„Wir haben es nicht verdient, so ehrlich muss man sein“, sagte Kapitän Sebastian Schonlau bei Sky. „Wir haben nicht richtig in unser Spiel gefunden und kriegen dann zwei sehr unglückliche Gegentore. Aber: Wir haben es als Mannschaft nicht geschafft, dann passieren solche Dinge.“

Kaiserslauterns Torschütze Opoku wurde in Hamburg geboren und in der Jugendabteilung des HSV ausgebildet. An den ersten sechs Spieltagen dieser Saison gehörte noch zum Kader seines Heimatvereins. Erst Ende August wechselte der 24-Jährige zum FCK und erzielte jetzt sein zweites Saisontor. „Der Fußball schreibt seine eigenen Geschichten. Ich kann nicht beschreiben, wie ich mich jetzt fühle“, sagte Opoku. An den Aufstieg des HSV glaubt er trotzdem noch: „Sie spielen einen super Fußball.“

Opoku weiß, wie viel Druck jetzt auf dem HSV liegt vor dem Derby. "Dieses Spiel darfst du nicht verlieren, das weiß jeder." Seine ehemaligen Kollegen werden sich aber mächtig steigern müssen, wenn sie den FC St. Pauli in der aktuellen Form besiegen wollen.

Kaiserslautern: Luthe - Bormuth, Kraus, Tomiak - Zimmer, Ritter, Niehues (85. Opoku), Zuck - Zolinski (75. Hanslik) - de Preville (65. Hercher), Redondo (65. Boyd).

HSV: Heuer Fernandes - Katterbach, David, Schonlau, Muheim - Reis - Suhonen (84. Nemeth), Benes (74. Dompe) - Jatta, Glatzel, Kittel (69. Königsdörffer).

Schiedsrichter: Frank Willenborg (Osnabrück)

Tore: 1:0 Boyd (71.), 2:0 Opoku (85.).

Zuschauer: 49.327 (ausverkauft)

Gelbe Karten: Tomiak (7), de Preville, Boyd (5) - Muheim (6)