Hamburg. HSV verliert 1:2 gegen Braunschweig: Talente zeigen sich, Amaechi nutzte seine Chance nicht. Dafür lobte Walter Torschütze Kittel.
Tim Walter wirkte ziemlich erstaunt ob der medialen Präsenz von zwei Kameras und zehn Medienvertretern bei der 1:2-Niederlage des HSV gegen Ligarivale Eintracht Braunschweig im Volkspark. Für den HSV-Trainer hatte das Testspiel am Donnerstag nur eine geringe Aussagekraft für den Aufstiegskampf in den kommenden Wochen. Das Ergebnis bezeichnete Walter als „zweitrangig“.
„Nach einer harten Trainingswoche mussten die Jungs körperlich an ihre Grenzen gehen, sonst wären sie total auseinandergefallen“, sagte Walter, der die beiden Gegentore auf Momente schob, in denen seine Mannschaft nicht bereit war, an die Grenzen zu gehen.
Beim 0:1 durch Ex-HSV-Profi Manuel Wintzheimer ließ sich die komplett aufgerückte Defensive düpieren, nachdem Javi Montero einen entscheidenden Zweikampf verloren hatte. „Man sieht immer wieder Situationen, in denen Javi nicht gut verteidigt. Er steht dann zu weit weg oder zu nah dran, vielleicht ist das seinem Temperament geschuldet“, sagte Walter, der auch mit dem Abwehrverhalten vor dem 0:2 durch Niko Kijewski (19.) unzufrieden war.
HSV: Tim Walter kritisiert Flügelspieler Amaechi
Noch härter fiel das Trainerurteil über den Kurzeinsatz von Xavier Amaechi aus. Der einst für 2,5 Millionen Euro vom FC Arsenal verpflichtete Flügelstürmer wurde zur zweiten Halbzeit ein- und nur 22 Minuten später aus Leistungsgründen wieder ausgewechselt.
„Ich war sehr unzufrieden mit ihm. Er muss nicht denken, dass er zurückkommen kann (nach Leihe bei Bolton) ohne etwas zu zeigen“, kritisierte Walter, der vor allem Amaechis fehlende Laufbereitschaft monierte. „Wenn er nicht läuft, dann sitzt er“, sagte der Coach über den Bankplatz des Millionenflops.
HSV-Coach Walter: Amaechi wird gehen
Ob der 22 Jahre alte Engländer die Botschaft des Trainers verstanden hat? „Ich glaube es eher nicht, sonst hätte er auch schon im Training zeigen können, dass er es verstanden hat“, sagte Walter in aller Deutlichkeit.
„Diese Sache wird sich von alleine regeln“, ergänzte Walter mit Blick auf Amaechis im Sommer auslaufenden Vertrag, den der HSV nicht verlängern wird. „Jeder ist für sich selber verantwortlich. Man kommt nur weiter, wenn man die Schuld nicht immer bei anderen sucht, sondern bei sich selbst anfängt.“
HSV: Tim Walter lobt Torschütze Kittel
Einer, der zuletzt die Schuld beim HSV für seinen geplatzten Wechsel nach Saudi-Arabien gesucht hat und der im Sommer ebenfalls vor dem Abgang steht, ist Sonny Kittel. Der Offensivspieler war sich im Winter bereits mit Wüstenclub Al-Fateh einig. Auch der millionenschwere Vertrag war bereits ausgehandelt, doch dann legte der HSV sein Veto ein, weil der Club keinen adäquaten Ersatz fand.
Seitdem wirkt Kittel, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, unglücklich in Hamburg. Beim Testspiel gegen Braunschweig will Walter bei dem Torschützen des 1:2 (88.) zumindest wieder etwas Spielfreude erkannt haben.
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„Er hat sich sein Tor verdient. Er hatte sehr viele gute Aktionen und Spaß zu kicken. Es ist bei ihm nicht relevant, ob alles klappt, er braucht eine gewisse Spielfreude und die hatte er heute“, sagte der HSV-Coach, bevor er seine Spieler ins verlängerte Wochenende schickte. Die nächste Trainingseinheit vor dem kommenden Auswärtsspiel bei Fortuna Düsseldorf (31. März) ist für Montagnachmittag angesetzt.
Die Aufstellungen:
- HSV: Raab – Mikelbrencis, David, Montero, Heyer (46. Heil) – Meffert (46. Amaechi, 68. Rath) – Krahn (76. Megeed), Megeed (68. Yalcinkaya) – Jatta (46. Kilo), Glatzel (46. Baldé), Kittel.
- Braunschweig: Hoffmann – Marx (80. Ibrahimi), Behrendt (46. Strompf), Kurucay (67. Benkovic), Kijewski (80. Root) – Henning (80. Kischka), Nikolaou (46. Donkor), Endo (59. Kaufmann), Multhaup (59. Pherai) – Wintzheimer (59. Lauberbach), Bonga (67. Pena Zauner)
- Tore: 0:1 Wintzheimer (12.), 0:2 Kijewski (19.), 1:2 Kittel (88.)
- Schiedsrichter: Patrick Ittrich (Hamburg)