Karlsruhe. Tim Walters Verhalten dürfte über den Platzverweis hinaus ein Nachspiel haben. Der DFB hat den Trainer ohnehin im Blick.

Selbst Minuten nach dem Abpfiff konnte sich Tim Walter nicht beruhigen. In der Mixed Zone, die auf der Karlsruher Stadionbaustelle nur provisorisch an ebenso provisorischen Kabinencontainern vorbeiführt, machte HSV-Profi Jonas David vor den wartendenden Journalisten halt.

Der junge Verteidiger wollte gerade erklären, warum es beim 2:4 (0:3) einfach ein gebrauchter Tag für seine Teamkollegen und ihn war, als der HSV-Trainer ihn wortlos zur Seite zerrte.

HSV-Trainer Tim Walter sieht Rot

Walter, der an der Seitenlinie oft leidenschaftlich gestikuliert, mitfiebert und jubelt, hatte in Karlsruhe keinen Anlass zur Freude. Mit verschränkten Armen nahm er die Gegentore zur Kenntnis – in einer Phase, als sein Team von den Hausherren im Minutentakt überrannt wurde.

Innerlich musste es in dem 47-Jährigen, der in Karlsruhe an seine alte Wirkungsstätte als Jugendtrainer zurückkehrte, aber gebrodelt haben. Der Ausbruch folgte: Nach dem vierten Gegentreffer durch Fabian Schleusener (89.) echauffierte sich Walter so sehr, dass er von Schiedsrichter Sascha Stegemann die Rote Karte sah.

Wie es zur Roten Karten für Walter kam

Die Szene war zuvor vom Videoassistenten untersucht worden. Mittelfeldspieler Jerome Gondorf hatte den Ball auf Höhe der Mittellinie eindeutig mit der Hand gespielt, ehe Marvin Wanitzek ihn in die Hamburger Hälfte schlug. Nach minutenlanger Überprüfung zählte der Treffer aber trotzdem.

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„Es gab ein Scharmützel zwischen den Bänken. Das kommt jede Woche vor. Von daher ist das alles nicht so dramatisch. Der Schiedsrichter hat das Ganze etwas anders gesehen“, versuchte Walter auf der Pressekonferenz besänftigende Töne anzuschlagen. Karlsruhes Co-Trainer Zlatan Bajramovic, gebürtiger Hamburger, hatte nach der Auseinandersetzung nur die Gelbe Karte gesehen.

Worüber Walter sich genau aufregte, wollte er nicht preisgeben: „Es gab einige Dinge.“

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Tim Walter entschuldigt sich für Rot

In der bisherigen Saison hatte der Coach dreimal die Gelbe Karte gesehen. Durch den Platzverweis in Karlsruhe wird er beim Heimspiel gegen Holstein Kiel am kommenden Sonnabend nicht auf der Trainerbank sitzen dürfen. Die Co-Trainer Merlin Polzin, Julian Hübner und Filip Tapalovic sind dann in der Verantwortung.

„Ich habe mich entschuldigt bei meiner Mannschaft, und ich glaube, dass ich mir da keinen Gefallen getan habe. Ich muss mich da besser im Zaum halten. Von daher tut es mir leid für meine Truppe“, führte Walter aus.

HSV: Wird Tim Walter länger gesperrt?

Klar ist, dass das Verhalten des Trainers über die Rote Karte hinaus ein Nachspiel haben wird. Beim Gang vom Rasen fasste Walter immer wieder den Schiedsrichterassistenten Christoph Günsch an, drückte ihm mit dem Finger auf die Brust. Es ist möglich, dass Walter, der nicht das erste Mal negativ im Umgang mit Schiedsrichtern auffällt, vom DFB sogar für mehrere Spiele gesperrt wird.

Was den Fall mit David betrifft: Auch bei den Journalisten entschuldigte sich Walter später persönlich. Dass er den Spieler, den er nach nur 38 Minuten vom Platz nahm, schützen wollte, ist zugegebenermaßen nachvollziehbar – genauso wie sein Ärger über die Schiedsrichterentscheidung beim vierten Gegentreffer.