Hamburg. Sam North reist quer durch Europa und produziert Videos von seinen Fan-Erlebnissen. Was ihm im Volksparkstadion besonders gefällt.

Seinen 29. Geburtstag verbringt Sam North am Wochenende in Mailand. Der Engländer will sich im San Siro das Spiel zwischen Inter Mailand und US Lecce anschauen, bevor das altehrwürdige Giuseppe-Meazza-Stadion in der italienischen Modemetropole in drei Jahren abgerissen wird. Sam North ist Youtuber und produziert seit einigen Jahren Videos über Fußballstadien.

HSV ist einer der größten Zuschauermagnete in Europa

Mit einem Schnitt von 71.928 liegt Inter Mailand in der weltweiten Zuschauerrangliste aktuell auf Platz sechs – hinter dem FC Barcelona, Borussia Dortmund, dem FC Bayern München, Manchester United und Stadtrivale AC Mailand. Auf Platz 16 dieser Rangliste liegt mit einem Schnitt von 51.640 als weltweit bester Zweitligist: der HSV.

Sam North war von der HSV-Stimmung im Volksparkstadion besonders beeindruckt.
Sam North war von der HSV-Stimmung im Volksparkstadion besonders beeindruckt. © Sam North | Sam North

YouTube-Star North war gegen Bielefeld im Volksparkstadion

An diesem Sonnabend beim Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg (13 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) wird das Volksparkstadion mit voraussichtlich 57.000 Zuschauern mal wieder ausverkauft sein. „Ich finde es unglaublich, dass fast 60.000 Fans an einem Sonnabendmittag zu einem Zweitligaspiel kommen“, sagt Sam Smith, der vor zwei Wochen selbst einer von 56.905 Zuschauern war, die zum Heimspiel des HSV gegen Arminia Bielefeld in den Volkspark strömten.

Der Brite hat hinterher ein Video veröffentlicht, das bei Youtube bereits mehr als 130.000 Aufrufe verzeichnet. „Die beste Zweitliga-Atmosphäre, die ihr jemals sehen werdet“, heißt der Name des Videos auf seinem Kanal Footy Adventures. Sam North reist für seine Fußballvideos um die Welt. Er war in Thailand, Indonesien, Griechenland oder Tschechien, beim BVB oder beim FC Liverpool. Trotzdem sagt er: „Der HSV war eine der fünf besten Fußballerfahrungen, die ich je hatte.“

YouTuber North ist als Kind mit van der Vaart und de Jong großgeworden

Besonders in Erinnerung geblieben sind dem Liverpool-Fan die Fangesänge im Volksparkstadion. Vor allem auch, weil sie ihn an die Glasgow Rangers erinnern. Im Telefongespräch mit dem Abendblatt fängt er an zu singen. „Super Hamburg olé, super Hamburg olé. Die Rangers-Fans singen das gleiche Lied.“ Sam North lebt aktuell in der Nähe der größten schottischen Stadt und dreht viele Videos über Celtic und die Rangers. Mit letzteren pflegt der HSV eine Fanfreundschaft.

So kam er auch auf die Idee, nach Hamburg zu fliegen. In den Youtube-Kommentaren hatten ihm viele Rangers-Fans empfohlen, das Volksparkstadion zu besuchen. „Als ich ein kleiner Junge war, kannte ich den HSV durch Rafael van der Vaart, Khalid Boulahrouz oder Nigel de Jong. Hamburg hatte richtig gute Spieler“, sagt North, der im Ibrox-Stadion von Glasgow immer wieder HSV-Flaggen sieht.

HSV-Besuch war ein Highlight für YouTube-Star North

„Ich habe eine Faszination für alle verschiedenen Vereine auf der Welt“, sagt North, der sein Geld mittlerweile hauptberuflich durch seinen Youtube-Kanal verdient. Angefangen hat er damit vor ein paar Jahren bei einem Auslandsaufenthalt in Australien. Neben den Heimspielen der Rangers und Celtic sowie von Sparta Prag und Bali United gehört das HSV-Spiel gegen Bielefeld im Volkspark nun zu seinen fünf Fußball-Highlights.

Doch nicht nur für den Liverpool-Fan war das Erlebnis Volkspark eine Faszination. Dass auch im fünften Zweitligajahr mit frühen Anstoßzeiten in dieser Saison so viele Fans zu den HSV-Heimspielen kommen, ist tatsächlich faszinierend und rational kaum zu erklären. Auch für das darauffolgende Heimspiel gegen Holstein Kiel am 18. März sind schon fast alle Karten weg. Danach sorgen Hannover 96 und der FC St. Pauli für ein jeweils ausverkauftes Haus.

HSV jagt Zuschauerrekord in der Zweiten Liga – und Manchester City

Und im Mai geht es dann im Volkspark gegen den Aufstiegskonkurrenten SC Paderborn (31. Spieltag) sowie gegen Greuther Fürth (33. Spieltag) voraussichtlich um alles. Nicht auszuschließen also, dass der HSV in den verbleibenden sechs Heimspielen sechsmal ein ausverkauftes Stadion vermelden kann. Dann würde der Schnitt bei 53.532 Zuschauern pro Heimspiel liegen. Das wären zwar weniger als in der Rekordsaison 2006/07 (55.867), doch damals spielte der HSV Champions League.

Den bisherigen Zweitligarekord des VfB Stuttgart aus der Saison 2019/20 (51.657) dürften die Hamburger in dieser Saison in jedem Fall knacken. Und in der internationalen Zuschauerrangliste könnte der HSV bis zum Ende der Spielzeit sogar noch den englischen Meister Manchester City überholen und auf Platz 13 vorrücken.

North freute sich beim HSV über den Verzehr von Bier an seinem Platz

Verrückt – wie auch Sam North meint. „Die Zweite Liga in England ist berühmt für ihre Fans. Doch selbst dort kommen maximal 40.000 Zuschauer zu einem Heimspiel“, sagt der aus Südengland stammende Videoproduzent, der auf jeden Fall noch einmal nach Hamburg zurückkommen will. Besonders freute er sich auch darüber, dass er im Volksparkstadion sein Bier auf seinem Sitzplatz trinken konnte. In England kommt man mit seinem Bier gar nicht in den Zuschauerbereich, in Schottland wird in den Stadien überhaupt kein Alkohol verkauft. „Das gibt dem deutschen Fußball ein neues Level“, sagt Sam North und lacht.

Zum HSV kommen die Zuschauer in dieser Saison aber vor allem auch, weil sie unterhaltsamen Fußball geboten bekommen. Oder wie es Trainer Tim Walter kürzlich sagte: großes Kino. Gegen Nürnberg peilt der HSV nun den fünften Heimsieg in Folge an, um dem Aufstiegstraum ein weiteres Stück näher zu kommen. „Ich denke, der HSV wird es diese Saison schaffen“, sagt Sam North. „Ich hoffe es.“

Personal: Die angeschlagenen Bakery Jatta und Jonas Meffert konnten beim Abschlusstraining am Freitag mitmachen und dürften gegen Nürnberg in der Startelf stehen.

HSV: Heuer Fernandes – Katterbach, David, Schonlau, Muheim – Meffert – Reis, Benes – Jatta, Glatzel, Dompé.Nürnberg: Vindahl – Gyamerah, Hübner, Schindler, Nürnberger – Castrop, Flick, Tempelmann – Shuranov, Möller Daehli – Duah.