Am Sonnabend gastieren die Hamburger zum Spitzenspiel beim Tabellenführer. Wie der Coach die Bedeutung der Partie einordnet.
Als John Travolta 1977 in „Saturday Night Fever“ zu Disco-Musik über das Tanzparkett fegte, war Tim Walter gerade einmal zarte zwei Jahre alt. Gut 45 Jahre später erwartet der HSV-Trainer am Sonnabend um 20.30 Uhr zur Primetime bei Sky und Sport1 die fußballerische Version des Filmklassikers, wenn seine Mannschaft zum Topspiel beim Tabellenführer Darmstadt 98 antritt.
„Das ist ein schönes Spiel, Samstagabend, Saturday Night Fever. Es sollen sich alle freuen", sagte Walter.
HSV-Hinspiel gegen Darmstadt war extrem emotional
Das Hinspiel erinnerte aber weniger an einen grazilen Travolta-Tanz-Blockbuster als vielmehr an einen Fußballableger von „Rage, Tage der Vergeltung“. Zwei Rote Karten für die HSV-Profis Aaron Opoku und Ransford-Yeboah Königsdörffer, Sportvorstand Jonas Boldt lief pöbelnd auf dem den Platz und kassierte ebenfalls einen Platzverweis, und am Ende gab es im Volksparkstadion eine bittere 1:2-Niederlage gegen die „Lilien“.
Ähnlich emotional könnte es im Zweitliga-Tospiel am Sonnabend beim Duell Tabellenführer gegen Tabellenzweiter wieder zugehen. „Wir treffen auf eine sehr clevere Truppe, die sehr intensiv Fußball spielt. Von daher kann es sein, dass es emotional wird. Davon lebt der Fußball aber auch. Aber wenn jeder bei sich bleibt, hat jeder genug zu tun. Das habe ich mir auf die Fahne geschrieben“, erklärte Walter.
Auf jeden Fall wird Fußball-Deutschland auf das Zweitliga-Topspiel schauen, auch wenn HSV-Trainer Walter versucht, die Bedeutung des Spiels bei aller Vorfreude auch ein wenig herunterzuspielen. „Das ist ein Topspiel, aber danach haben wir auch noch eine gewisse Anzahl an Spielen, die wir auch gewinnen wollen. Aber wenn die Presse schreiben will, dass die Partie einen Hauch von Bundesliga hat, ist das okay. Ich sehe es eher nicht“, sagte Walter und lächelte.
Beim letzten Gastspiel in Darmstadt erzielte HSV-Stürmer Glatzel vier Tore
An das Stadion am Böllenfalltor haben die Hamburger beste Erinnerungen. In der vergangenen Saison gab es einen 5:0-Sieg, Topstürmer Robert Glatzel schnürte einen Viererpack. Doch in dieser Spielzeit ist Darmstadt das Maß aller Dinge. Seit 20 Spielen hat das Team von Cheftrainer Torsten Lieberknecht nicht mehr verloren.
„Sie stehen verdient da oben“, lobte Walter und fügte an: „Aber auch da kommt irgendwann mal wieder der Zeitpunkt einer Niederlage.“
Dafür müssen die Hamburger aber vor allem in der Defensive deutlich fokussierter sein. In allen Rückrundenspielen hat der HSV den Gegnern eine zu hohe Anzahl an Großchancen ermöglicht. Zudem kassierte man in vier Partien bereits sechs Gegentore.
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„Man muss aber auch mal genau schauen, wie wir die Gegentore bekommen haben. Gegen Braunschweig waren es ein Sonntagschuss und ein abgefälschter Ball, in Heidenheim war das erste Tor ein Ei, das hinten reinfällt. Ich finde, dass wir uns defensiv weiterentwickelt haben, dass das Zusammenspiel immer besser wird und die Jungs die Details beim Verteidigen beachten. Man kann nicht alles wegverteidigen“, so der HSV-Trainer über die vermeintliche Defensive-Anfälligkeit.
Angriff ist eben auch für Tim Walter die beste Verteidigung. „Es geht nur darum, mehr Tore zu schießen als der Gegner, um zu gewinnen. Und wir sind eben auch schwer zu verteidigen. Wir haben in der Rückrunde die meisten Treffer erzielt“, sagte der HSV-Trainer und richtete eine Kampfansage an Darmstadt. „Wir wollen den Ball als heiligen Gral betrachten und ihn bei uns behalten. Je besser uns das gelingt, desto höher ist die Siegchance“, sagte Walter.