Hamburg. Verweigert die Nationale Anti-Doping-Agentur einen DNA-Test der positiven Probe von Mario Vuskovic? Auch der DFB bezieht Stellung.
Die Nationale Anti-Doping-Agentur Deutschland (NADA) hat Vorwürfe von HSV-Sportvorstand Jonas Boldt im Fall Mario Vuskovic zurückgewiesen. Boldt hatte am Sonnabend beklagt, die Kooperation der NADA mit dem Zweitligaclub lasse „zu wünschen übrig“. Zudem hatte er Unverständnis darüber geäußert, dass dem kroatischen Profi die Möglichkeit verweigert werde, die Echtheit der positiven Proben per DNA-Test abzugleichen.
Boldts Aussagen seien „inhaltlich faktisch falsch“, teilte die NADA am Montag auf Anfrage mit. Zum einen sei sie in dem Fall keine Verfahrenspartei, sondern begleite ihn lediglich.
Tatsächlich liegt die sportrechtliche Zuständigkeit beim Deutschen Fußball-Bund (DFB): Als einer der wenigen Sportverbände hat er der NADA nicht das gesamte Management nach einem positiven Befund übertragen, sondern behält es sich selbst vor.
NADA kontert HSV-Vorwürfe im Fall Mario Vuskovic
Die NADA führt im Profi-Fußball zwar Trainings- und Wettkampfkontrollen durch – wie bei Vuskovic am 16. September. Dem weiteren Verfahren wohnt die Stiftung allerdings nur in beobachtender Rolle bei. Ihr bleibt jedoch das Recht, ein Urteil des DFB anzufechten.
Zum anderen werde jedes Verfahren nach den Vorgaben der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) durchgeführt, teilte die NADA mit. Diese sähen „im normalen Analyseverfahren allerdings keinen DNA-Test vor“. Die Integrität der Proben werde durch ein dokumentiertes Versiegelungs- und Analyseverfahren, die sogenannte Chain of Custody, sichergestellt.
Eine DNA-Analyse sei aber durchaus möglich, wenn auch unüblich. Ausreichend Probematerial sollte in jedem Fall vorhanden sein: „Die entsprechende Beweissicherung veranlasst die NADA bei Verfahren routinemäßig.“ Über die Durchführung eines DNA-Abgleichs habe allerdings der DFB zu entscheiden.
DFB räumt HSV-Profi Vuskovic Fristverlängerung ein
Der bestätigte auf Abendblatt-Anfrage, dass ein DNA-Test in einem Analyseverfahren nicht vorgesehen sei, und verwies seinerseits auf die Chain of Custody. „Die Frage nach einem zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführten DNA-Tests stellt sich derzeit nicht, da der DFB erst bis zum 17. Januar die Stellungnahme seitens des Spielers erwartet“, hieß es aus Frankfurt.
Eine entsprechende Fristverlängerung habe der Verband auf Vuskovics Bitte ihm und dem HSV gewährt. Die Stellungnahmen müssten dann durch den Kontrollausschuss und das Sportgericht ausgewertet werden. „Zusätzlich könnte die Einholung eines Sachverständigengutachtens notwendig sein.“ Der Zeitpunkt einer möglichen mündlichen Verhandlung lasse sich demnach noch nicht abschätzen.
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Boldt hatte der NADA vorgeworfen, den DNA-Abgleich „irgendwie“ abzulehnen. Das Prozedere werfe „viele, viele Fragen“ auf. „Da finde ich, dass wir auch ein bisschen alleine gelassen werden von der NADA. Wir sind bereit, das alles aufzuklären, aber die Kooperation von der anderen Seite lässt doch zu wünschen übrig“, sagte Boldt.
Vuskovic (21) hatte stets seine Unschuld beteuert. Die Anwälte setzen offenbar darauf, DFB und NADA einen Verfahrensfehler nachzuweisen. Vuskovic droht eine Sperre von vier Jahren. Sie könnte auf zwei Jahre reduziert werden, wenn der Verteidiger nachweisen kann, das Dopingmittel Epo unwissentlich eingenommen zu haben.