Hamburg. Ein aktueller Profi der Hamburger ist bei der WM nicht vertreten. Aber einige Hauptdarsteller haben eine Vergangenheit am Volkspark.

Wenige Wochen nach dem schmerzhaften Abstieg aus der Bundesliga 2018 war der HSV noch einmal auf der großen Fußballbühne präsent. Drei Profis, der Serbe Filip Kostic, der Schwede Albin Ekdal und der Japaner Gotoku Sakai spielten bei der WM in Russland mit.

Viereinhalb Jahre später ist der HSV weiterhin zweitklassig – was sich auch an den Katar-Kadern ablesen lässt. Erstmals seit 1998 ist kein aktueller Profi vom Volkspark bei einer WM vertreten. Bis zuletzt durfte Ransford-Yeboah Königsdörffer noch auf eine Nominierung hoffen, doch Ghanas Nationaltrainer Otto Addo verzichtete auf den erst kürzlich eingebürgerten Stürmer. Bei Innenverteidiger Mario Vuskovic verhinderte womöglich der positive Doping-Test die WM-Teilnahme.

Sieben WM-Akteure haben HSV-Vergangenheit

Aber apropos Addo und Kostic: HSV-Vergangenheit ist in Katar durchaus vertreten.

Otto Addo (47): Der gebürtige Hamburger kam zum Abschluss seiner Profikarriere 2007 noch zu vier Bundesliga-Einsätzen für den HSV, bevor er am Volkspark erste Erfahrungen als Trainer machte. Bis 2015 betreute er die U19 in der A-Junioren-Bundesliga und 2013 kurzzeitig zusammen mit Rodolfo Cardoso auch die Profimannschaft. Im Februar dieses Jahres übernahm er Ghanas Nationalmannschaft, für die er einst selbst 15 Länderspiele bestritt (zwei Tore), und führte sie im Play-off gegen Nigeria zur WM.

Eric-Maxim Choupo-Moting (33): Der in Hamburg geborene Bayern-Stürmer begann seine Profi-Laufbahn 2007 beim HSV (37 Pflichtspiele, fünf Tore). Bis zur U21 spielte er noch für die deutschen Junioren, bevor er sich kurz vor der WM 2010 für Kameruns Nationalmannschaft entschied. Gegen Serbien am Montag bestritt Choupo-Moting bereits sein siebtes Spiel bei einer Weltmeisterschaft und erzielte zum 3:3-Endstand sein erstes Tor. Insgesamt kommt er auf 72 A-Länderspiele und 21 Tore.

Eric-Maxim Choupo-Moting (r.) feiert sein Tor zum 3:3-Ausgleich Kameruns gegen Serbien. Der Bayern-Stürmer begann seine Profikarriere beim HSV.
Eric-Maxim Choupo-Moting (r.) feiert sein Tor zum 3:3-Ausgleich Kameruns gegen Serbien. Der Bayern-Stürmer begann seine Profikarriere beim HSV. © Getty Images | Stu Forster

Filip Kostic (30): Der Serbe spielte von 2016 bis 2018 für den HSV (65 Pflichtspiele, neun Tore). Nach vier erfolgreichen Jahren bei Eintracht Frankfurt ist er seit diesem Sommer für Juventus Turin aktiv. Den WM-Auftakt gegen Brasilien (0:2) hatte er noch angeschlagen verpasst, gegen Kamerun kam der linke Mittelfeldspieler am Dienstag zu seinem 51. Länderspiel (drei Tore).

Amadou Onana (21): Der HSV war 2020/21 die erste Profistation des belgischen Mittelfeldspielers (26 Pflichtspiele, drei Tore), bevor er zunächst zu OSC Lille und im vergangenen Sommer, kurz nach seinem Debüt in der A-Nationalmannschaft, zum FC Everton weiterzog. Beim WM-Auftakt gegen Kanada (1:0) wurde Onana zur Pause eingewechselt, gegen Marokko (0:2) stand er dann in seinem vierten Länderspiel zum zweiten Mal in der Startformation.

Hee-Chan Hwang (26): Der südkoreanische Stürmer kam nach dem Abstieg 2018 für eine Zweitligasaison zum HSV (21 Pflichtspiele, zwei Tore). Auf sein WM-Debüt muss er trotz bereits 49 Einsätzen und neun Toren für die A-Nationalmannschaft noch warten. Gegen Uruguay (0:0) und Ghana (2:3) saß Hwang nur auf der Bank.

Christian Nörgaard (28): Der dänische Mittelfeldspieler wurde vor zehn Jahren beim HSV aus dem eigenen Nachwuchs zum Profi befördert – kam jedoch auch wegen Verletzungen nie in der Bundesliga zum Einsatz. Seit 2019 ist er für den FC Brentford (inzwischen in der Premier League) aktiv, seit 2020 A-Nationalspieler (18 Einsätze, ein Tor). Nachdem er den WM-Auftakt gegen Tunesien (0:0) nur auf der Bank erlebt hatte, kam er bei der 1:2-Niederlage gegen Frankreich kurz vor Spielende zu seinem WM-Debüt.

Heung-Min Son (30): Der Starstürmer von Tottenham Hotspur wurde in seiner HSV-Zeit (2008 bis 2013) zum Profi (78 Pflichtspiele, 29 Tore). Rechtzeitig von einer Gesichtsoperation erholt, erlebt er in Katar seine dritte WM für die südkoreanische Nationalmannschaft, für die er bislang auf 107 Einsätze und 35 Tore kommt.

Was tröstlich sein mag: Es gab schon deutlich bessere Zeiten, in denen der HSV ebenfalls nicht bei einer Endrunde vertreten war – 1974 und 1990 etwa. Beide Male gewann Deutschland am Ende den Titel.