Hamburg. Einige ehemalige Nachwuchsspieler des HSV haben sich im Profi-Fußball etablieren können – aber nur wenige in Hamburg.

Vielleicht werden die HSV-Fans diesen 23. Oktober 2022 doch noch in guter Erinnerung behalten. Nicht als den Tag, an dem es eine peinliche 2:3-Heimniederlage gegen den Tabellenletzten 1. FC Magdeburg gab. Sondern als den Tag, an dem Tom Sanne im zarten Alter von 18 Jahren sein Debüt bei den Hamburger Profis gab und auf Anhieb sein erstes Tor erzielte. Das erste von ganz vielen?

Das nötige Talent scheint der 1,70 Meter kleine Stürmer mitzubringen. Die nötige Einstellung auch. In der Corona-Zeit hielt er sich mit einem privaten Athletik- und Techniktrainer fit, den er auch jetzt noch dreimal wöchentlich aufsucht. Anstatt an diesem Dienstagabend mit der U-19-Nationalmannschaft in Pforzheim gegen Spanien anzutreten, bereitet sich Sanne nun von Mittwoch an mit den HSV-Profis auf das Zweitliga-Topspiel am Sonntag beim SC Paderborn vor.

Große Versprechen wie Sanne hat es im HSV-Nachwuchsbereich in den vergangenen Jahren einige gegeben. Nicht alle haben den Durchbruch geschafft. Dafür konnten sich andere Talente im Profifußball etablieren, denen man das in Hamburg offenbar nicht zugetraut hatte. Ein Auszug aus den Juniorenkadern der vergangenen fünf Jahre (*gebürtiger Hamburger).

Früheres HSV-Talent Alidou spielt jetzt Champions League

Faride Alidou* (21, von 2012 bis 2022 beim HSV): Der Linksaußen ist der Durchstarter unter den HSV-Youngstern. Wurde nach ein paar guten Zweitligaspielen von Eintracht Frankfurt verpflichtet und debütierte gerade in der Champions League, wobei ihm auf Anhieb ein Tor gelang.

Fiete Arp (22, von 2010 bis 2019 beim HSV): Wurde nach einem spektakulären Bundesliga-Debüt schon als größte Sturmhoffnung seit Uwe Seeler gehandelt und für drei Millionen Euro von Bayern München verpflichtet, wo er sich aber auch bei der zweiten Mannschaft in der 3. Liga nicht durchsetzen konnte. Landete schließlich bei Zweitligist Holstein Kiel und gehört dort zum erweiterten Stamm.

Stephan Ambrosius* (23, von 2012 bis 2022 beim HSV): Der Innenverteidiger war bei den Profis schon gesetzt, bis ihn ein zweiter Kreuzbandriss stoppte. Nachdem er in dieser Saison nur noch Ersatz war, ließ er sich zum Zweitliga-Konkurrenten Karlsruher SC verleihen und ist nun wieder erste Wahl.

Bent Andresen* (19, seit 2019 beim HSV): Der linke Verteidiger gehörte bereits mehrmals zum Profikader von Tim Walter, wartet aber noch auf seinen ersten Pflichtspieleinsatz.

Ex-HSV-Talente Bozickovic und Köhlert wurden im Ausland Erstligaspieler

Lenny Borges (21, von 2011 bis 2019 beim HSV): Der rechte Verteidiger wechselte für eine Million Euro zum großen AC Mailand, spielte dort aber immer nur bei den Kleinen in der Nachwuchsliga. Sein Profidebüt erlebte er als Leihspieler bei der zweiten Mannschaft des FC Bayern in der 3. Liga. Seit Sommer vereinslos.

Luka Bozickovic (19, 2017 bis 2022 beim HSV): Der bosnische Mittelfeldspieler ging schon im Januar zu NK Maribor und durfte dort im September sein Debüt in der ersten slowenischen Liga feiern – und auch gleich sein erstes Tor.

Jonas David* (22, seit 2014 mit einem halben Jahr Unterbrechung beim HSV): Der Innenverteidiger wurde 2018 von Christian Titz zum Profi befördert und stieg unter Tim Walter vergangene Saison zum Stammspieler auf, bevor ihn eine Verletzung zurückwarf. Wird aktuell als Vertreter von Kapitän Sebastian Schonlau gebraucht, konnte ihn aber bislang nicht ersetzen.

Jonas David schaffte beim HSV den Durchbruch zu den Profis.
Jonas David schaffte beim HSV den Durchbruch zu den Profis. © WITTERS | Valeria Witters

Brooklyn Ezeh* (21, 2008 bis 2019 beim HSV): Der linke Verteidiger wurde von Schalke zunächst für die Jugend geholt, stand aber immerhin dreimal im Bundesliga-Kader. Seinen Durchbruch als Profi schaffte der Deutschnigerianer aber bei Viktoria Berlin in der 3. Liga. Spielt nach dem Abstieg jetzt für Konkurrent Wehen Wiesbaden – meistens durch.

Tobias Fagerström (22, von 2016 bis 2021 beim HSV): Der finnische Mittelstürmer landete über den Umweg Teutonia Ottensen im Sommer beim FC Inter Turku und durfte dort bereits ein paar Erstliga-Minuten sammeln.

Jakob Golz* (24, 2009 bis 2019 beim HSV): Der Sohn des langjährigen HSV-Torwarts Richard Golz stieg mit Rot-Weiss Essen in die 3. Liga auf und ist bei dem Traditionsclub seit dem Frühjahr die Nummer eins.

Ogechika Heil (21, seit 2016 mit einem Jahr Unterbrechung beim HSV): Der Rechtsaußen konnte sich nach seinem Profi-Debüt für eine Saison bei Go Ahead Eagles Deventer in der ersten niederländischen Liga bewähren. Aktuell von einer Fußverletzung gebremst.

Tobias Knost (22, von 2014 bis 2021 beim HSV): Durfte bei den HSV-Profis für eine Halbzeit im DFB-Pokal ran – und dann nie wieder. Vergangene Saison stieg der rechte Verteidiger mit dem 1. FC Magdeburg in die 2. Bundesliga auf, blieb aber in der 3. Liga und wechselte zum SC Verl.

Mats Köhlert* (24, von 2013 bis 2019 beim HSV): Der Mittelfeldspieler kam in der ersten Zweitligasaison des HSV dreimal zum Einsatz. Nach dem verpassten Wiederaufstieg beförderte er sich durch seinen Wechsel in die Niederlande selbst zum Erstligaspieler (100 Einsätze für Willem II Tilburg und seinen aktuellen Club SC Heerenveen).

Krahn und Megeed kämpften sich zu den HSV-Profis durch

Derrick Köhn* (23, 2013 bis 2017 beim HSV): Stieg mit dem FC Bayern München II zum Drittligaprofi auf und ist inzwischen bei Zweitligist Hannover 96 auf der linken Abwehrseite gesetzt.

Erolind Krasniqi (22, von 2011 bis 2019 beim HSV): Der deutschkosovarische Mittelfeldspieler schaffte mit Rot-Weiss Essen den Aufstieg in die 3. Liga, wartet aber noch auf sein Profi-Debüt.

Elijah Krahn* (19, seit 2015 beim HSV): Der defensive Mittelfeldspieler hatte vergangene Saison sein Zweitliga-Debüt und durfte sich zuletzt im DFB-Pokal in Leipzig noch einmal bei den Profis versuchen – sicher nicht zum letzten Mal.

Zwei für die HSV-Zukunft: Bent Andresen (l.) und Omar Megeed.
Zwei für die HSV-Zukunft: Bent Andresen (l.) und Omar Megeed. © WITTERS | Tim Groothuis

Omar Megeed* (17, seit 2019 beim HSV): Der offensive Mittelfeldspieler mit ägyptischen Wurzeln wurde im August zum jüngsten HSV-Profi mit einem Pflichtspieleinsatz. Weitere verhinderte ein Mittelfußbruch.

Aaron Opoku* (23, von 2011 bis 2022 mit drei Jahren Unterbrechung beim HSV): Der Linksaußen kickte sich beim HSV im August gegen Darmstadt mit einer Tätlichkeit selbst ins Aus und spielt jetzt beim Zweitliga-Konkurrenten Kaiserslautern.

Ex-HSV-Verteidiger Pfeiffer und Pinckert kämpfen um Aufstieg

Patric Pfeiffer* (23, von 2013 bis 2019 beim HSV): Beim HSV war dem ghanaischen Nationalspieler in spe kein Profi-Einsatz vergönnt. Beim aktuellen Tabellenführer Darmstadt 98 stieg er zu einem der zweikampfstärksten und torgefährlichsten Innenverteidiger auf. Soll bereits von Europa-League-Sieger Eintracht Frankfurt beobachtet werden.

Lukas Pinckert (22, von 2011 bis 2021 beim HSV): Der rechte Verteidiger stieg vergangene Saison als Stammspieler mit Viktoria Berlin aus der 3. Liga ab. Jetzt kämpft er mit dem aktuellen Tabellenführer SV Elversberg sogar um den Aufstieg.

Anssi Suhonen (21, seit 2017 beim HSV): Einer der wenigen, die in Hamburg den Durchbruch geschafft haben. Hätte ohne Verletzungen sicher schon viel häufiger als 24-mal für die Profis im Mittelfeld wirbeln dürfen.

Josha Vagnoman* (21, von 2010 bis 2022 beim HSV): Der jüngste Bundesliga-Profi der HSV-Geschichte ist jetzt Bundesliga-Profi des VfB Stuttgart und bescherte den Hamburger mit seinem Wechsel zu Saisonbeginn immerhin 3,5 Millionen Euro Ablöse. Nach sechs Pflichtspiel-Einsätzen im rechten Mittelfeld setzt ihn aktuell eine Verletzung außer Gefecht.

Valon Zumberi* (19, seit 2010 beim HSV): Der Innenverteidiger gehörte bei Tim Walter bereits dreimal zum Profi-Kader. Die erste Einwechslung dürfte eine Frage der Zeit sein.