Hamburg. Schiedsrichter Harm Osmers erkannte das vermeintliche HSV-Ausgleichstor ab. Was das mit Kylian Mbappé und Erling Haaland zu tun hat.
Es war der Moment, in dem das Spiel zu kippen schien: Einen Schuss von Robert Glatzel klatschte Magdeburgs Torhüter Dominik Reimann mit den Fäusten nach vorn ab – direkt auf den Oberschenkel seines Verteidigers Silas Gnaka. Von dort prallte der Ball dann gegen die Hüfte von HSV-Stürmer Ransford-Yeboah Königsdörffer und hoppelte schließlich ins Tor.
Eine erschreckend schwache HSV-Stunde schien mit einer Slapstick-Einlage vergessen. Erst drei Minuten zuvor war Königsdörffer ähnlich unfreiwillig der Anschlusstreffer gelungen.
Doch Schiedsrichter Harm Osmers kassierte das Ausgleichstor nach Intervention von Video-Assistent Sören Storks wieder ein. Dass Königsdörffer bei Glatzels Schuss im Abseits stand, war unstrittig. Aber entstand durch die Parade nicht eine neue Spielsituation? Und vor allem: War der Ball nicht vom Gegenspieler gekommen?
HSV-Tor gegen Magdeburg aberkannt – Schiedsrichter erklärt Grund
Nein. Und jein. Auch wenn es zwischen Glatzels Schuss und dem vermeintlichen Tor noch zwei Magdeburger Ballberührungen gegeben habe, sei die Abseitsstellung dadurch nicht aufgehoben worden, „weil es kein kontrolliertes Spielen des Balles der Magdeburger war“, wie Osmers später erklärte. Reimanns Parade hob das Abseits ohnehin nicht auf.
Der Deutsche Fußball-Bund hatte die Abseitsregel 11 erst vor dieser Saison geändert. Bis dahin war unter den zusätzlichen Erläuterungen nur von einem „absichtlichen“ und nicht von einem „kontrollierten Spielen des Balles“ die Rede.
DFB änderte Abseitsregel vor der Saison
Anlass für die Anpassung war auch Frankreichs umstrittener Siegtreffer im Nations-League-Finale gegen Spanien im vergangenen November. Damals hatte Eric García noch durch eine Grätsche den Pass auf Kylian Mbappé zu verhindern versucht – und dadurch dessen Abseitsstellung aufgehoben.
Ähnlich dumm war es im DFB-Pokal-Spiel zwischen Borussia Dortmund und dem SC Paderborn im Februar vergangenen Jahres gelaufen, als Svante Ingelsson den Pass zum im Abseits stehenden BVB-Stürmer Erling Haaland noch minimal abfälschte, bevor der das 3:2-Siegtor erzielte.
Auch ein solches absichtliches Spielen des Balles war Gnakas Aktion aber wohl ohnehin nicht. HSV-Vorstand Jonas Boldt fand es dennoch „maximal ärgerlich für uns, weil wir ein schönes Momentum hatten“. Er könne die Entscheidung zwar auch „im Sinne des Fußballs“ nachvollziehen. Aber es ist schade, dass wir mittlerweile bei jeder Szene das Regelbuch herausholen und nicht der Schiedsrichter eine bestimmte Linie verfolgt.“
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HSV-Vorstand Boldt vermisst bei Schiedsrichtern klare Linie
Für ihn sei das verlorene Derby beim FC St. Pauli das „beste Beispiel“. Die Rote Karte gegen HSV-Kapitän Sebastian Schonlau sei zwar „vertretbar, aber dann musst du auch Elfmeter geben. So hast du immer weniger Klarheit in der Bewertung“, sagte Boldt. Schiedsrichter Deniz Aytekin hatte nach einem Schubser von St.-Pauli-Verteidiger Jakov Medic gegen Königsdörffer weiterspielen lassen und den HSV damit erzürnt.
Trotzdem bescheinigte Boldt Osmers ein „gutes Spiel“. Für die ersten 60 Minuten und die Chancenverwertung seiner Mannschaft könne der Schiedsrichter ja nichts. Der HSV verlor gegen den Aufsteiger am Ende mit 2:3.