Hamburg. Beim Spiel in Hannover kehrt der Zehner zurück in die Startelf und will sich dabei für einen neuen HSV-Vertrag empfehlen.
Zum 135. Geburtstag des HSV veröffentlichte der Club am Donnerstag ein 3:50 Minuten langes Video. 135 Menschen sagten darin ein Wort, das sie mit dem HSV verbinden. Für Präsident und Aufsichtsratschef Marcell Jansen ist es das Wort „Treue“, das er zuletzt vor allem im Zusammenhang mit seinem Festhalten an dem am Mittwochabend zurückgetretenen Vorstand Thomas Wüstefeld unter Beweis stellte.
Auch die Führungsspieler Daniel Heuer Fernandes („Emotionen“), Jonas Meffert („Energie“), Robert Glatzel („Volksparkstadion“), Moritz Heyer („Strahlkraft“), Sebastian Schonlau („Treue“) und Trainer Tim Walter („Wucht) beteiligten sich an der Aktion. Der beliebteste Spieler vieler HSV-Fans, Sonny Kittel, kam dagegen nicht zu Wort. Dabei verbinden gerade die jüngsten Anhänger die aktuelle Mannschaft noch immer vor allem mit der Nummer zehn der Hamburger.
HSV News: Kittel beim Nordderby mittendrin
Am Freitagabend im Nordderby bei Hannover 96 (18.30 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) wird Kittel wieder mittendrin sein, wenn der HSV vor 49.000 Zuschauern in der ausverkauften Heinz von Heiden Arena die Tabellenführung der Zweiten Liga verteidigen will.
Weil Neuzugang Jean-Luc Dompé mit einem Bänderanriss im Sprunggelenk ausfällt, wird Kittel aller Voraussicht nach wieder auf der linken Außenbahn spielen. Zuletzt hatte der 29-Jährige seinen Startplatz im Mittelfeld an Laszlo Bénes verloren. In Hannover dürfte Kittel den Vorzug vor Ransford Königsdörffer erhalten, der nach seiner Länderspielreise mit Ghana erst am Donnerstag das erste Mal wieder mit der Mannschaft trainierte.
Kittel spielt um seine Zukunft beim HSV
Für Kittel geht es am Freitagabend aber nicht nur um drei Punkte in Hannover oder darum, seinen Stammplatz zurückzuerobern. Der Hesse spielt auch um seine Zukunft beim HSV. Nach vier Jahren läuft der Vertrag des Technikers im kommenden Sommer aus. Nach seinem Beinahe-Wechsel in die USA im Juni geht es für Kittel darum, ob sein Arbeitspapier im Volkspark noch einmal verlängert wird. Sportvorstand Jonas Boldt hatte nach dem geplatzten Transfer zu Washington United durchblicken lassen, im Herbst über eine Vertragsverlängerung mit Kittel zu sprechen. Boldt hatte sich persönlich dafür eingesetzt, dass der Offensivspieler den Weg beim HSV weitergeht.
Kittel selbst hatte vor vier Wochen bekräftigt, dass er sich eine Vertragsverlängerung in Hamburg vorstellen kann. Im Fanpodcast „HSV – meine Frau“ öffnete sich der HSV-Profi in einem seiner ganz seltenen Interviews und sprach dabei auch über seine Zukunft. „Das ist nicht jeden Tag in meinem Kopf. Ich versuche einfach, meine Leistung zu bringen und mich in die Mannschaft einzubringen. Man wird sehen, was der Verein plant“, sagte Kittel.
Sonny Kittel wird in drei Monaten 30 Jahre alt
Für den HSV ist die Frage nach Kittels Zukunft gar nicht so leicht zu beantworten. In drei Monaten wird der Gießener 30 Jahre alt. Wie viele Jahre er wegen seiner Verletzungshistorie noch auf hohem Niveau Fußball spielen kann, ist eine der zentralen Fragen, die der Club für sich klären muss. Vier schwere Knieoperationen musste Kittel in jungen Jahren über sich ergehen lassen. Durch die Hilfe seiner Ärzte hat er es geschafft, in den vergangenen fünf Jahren stabil zu werden.
Doch Kittel weiß selbst, dass seine Zeit als Fußballer begrenzt ist. Auch deswegen hatte er sich eigentlich schon entschieden, nach der vergangenen Saison in die USA zu wechseln. „Aufgrund meiner Verletzungshistorie wäre es naiv gewesen, mich nicht damit zu beschäftigen. Es war ein lukratives Angebot“, sagte Kittel. Wie die Geschichte ausging, ist bekannt. Kittel und Washington D.C. United konnten sich am Ende nicht auf einen Vertrag einigen. Stattdessen blieb der Ballkünstler beim HSV. Und will sich nun für eine längerfristige Zukunft an der Elbe empfehlen.
„An Sonny scheiden sich die Geister. Ich nicht“
In der Fanszene wird über Kittel sehr unterschiedlich diskutiert. Für die einen ist er der Mann für die besonderen Momente, dessen Torbeteiligungen dem HSV in den vergangenen drei Jahren immer die Chance gegeben haben, um den Aufstieg mitzuspielen. Für die anderen ist er der Spieler, der in den entscheidenden Momenten untertaucht. Das bestätigte auch HSV-Fan und Instagram-Experte Nils Krüger (HSVInside) im Abendblatt-Podcast „HSV – wir müssen reden“: „Es gibt User, für die ist Sonny Kittel immer der Buhmann. Der kann 89 Minuten auf der Bank sitzen und dann einen Freistoß an die Latte knallen. Der ist schuld daran, wenn das Spiel verloren wird.“
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Des Vertrauens von Trainer Walter kann sich Kittel in jedem Fall weiter sicher sein. Schon in der vergangenen Saison hatte der 46-Jährige seinen Schützling immer wieder gestärkt und in die Verantwortung geschoben. „An Sonny scheiden sich die Geister. Ich nicht“, sagte Walter nun.
HSV News: Kittel braucht Argumente für neuen Vertrag
In Hannover kann der Künstler seine Kritiker mal wieder ruhigstellen. Womöglich mit seinem ersten Saisontor. Zählbare Argumente für einen neuen Vertrag kann Kittel jedenfalls sehr gut gebrauchen.
Hannover: Zieler – Neumann, Börner, Krajnc – Muroya, Köhn – Besuschkow, Kunze – Nielsen – Tresoldi, Beier.HSV: Heuer Fernandes – Heyer, Vuskovic, Schonlau, Muheim – Meffert – Reis, Benes – Jatta, Glatzel, Kittel.