Hamburg. Eventfläche mit Hotel und HSV-Tower am Volksparkstadion? Ein Experte nimmt die ambitionierten Pläne unter die Lupe.

Die ambitionierten Pläne des HSV-Vorstands Thomas Wüstefeld, der neben dem Volksparkstadion mithilfe von Investoren eine Eventfläche („HSV-Plaza“) samt Hotel bauen lassen will, stoßen auf geteiltes Echo. Von „genial“ bis „größenwahnsinnig“ reichen die Reaktionen der Abendblatt-Leser, der HSV sollte zunächst seine Hausaufgaben machen, Stadion und Finanzen sanieren. Ähnlich sieht es Finanzsenator Andreas Dressel.

„Wer zu den Sternen fliegen will, muss erst eine Bodenstation bauen“, sagte der SPD-Politiker zu NDR 90,3. Wüste­feld möchte auf dem Stadionvorplatz und dem Parkplatzes weiß, wie berichtet, ein halboffenes Veranstaltungsareal für bis zu 12.000 Menschen schaffen – mit Einzelhandelsflächen, Begegnungsstätten für HSV-Fans, Gastro-Meile und Parkplätzen. Das Ensemble würde von einem mindestens 25-stöckigen Hochhaus („HSV-Tower“) abgerundet. Hier könnten Apartments, ein Hotel, zusätzliche HSV-Räumlichkeiten und Teile des HSV-Internats einziehen.

HSV News: Vorhaben ist dem Bezirksamt nicht bekannt

Die Hamburger Behörden haben auf Wüstefelds Vorstoß bisher nicht reagiert. Dem zuständigen Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG), er ist der Finanzbehörde unterstellt, liegt noch keine Anfrage des Vereins vor. Dem Bezirksamt Altona, das die Baupläne genehmigen müsste, ist das Vorhaben ebenfalls nicht bekannt, auch die benachbarte Barclays Arena erfuhr von den Absichten aus dem Abendblatt.

Sven Hielscher, Chef der CDU-Fraktion in der Bezirksversammlung Altona, Mitglied des Bau -und Planungsausschusses, hat für das Abendblatt den Bebauungsplan (B-Plan) Bahrenfeld 37/Eidelstedt 64 analysiert. Die Fläche ist orangefarben markiert, als Sondergebiet ausgewiesen, als ein Sport-, Freizeit- und Veranstaltungszentrum mit maximaler Bebauungshöhe von 74 Metern über Normalnull.

HSV News: Beim „HSV-Tower“ wird es kompliziert

„Das schränkt andere Nutzungsmöglichkeiten ein“, sagt Hielscher. Für die angedachte Eventfläche, einer Art Amphitheater, sei bisher im B-Plan eine zweigeschossige Parkpalette vorgesehen, „hier würde wohl ein Befreiungsbeschluss der Bezirksversammlung zur Genehmigung ausreichen“. Das wäre dann eine politische und keine baurechtliche Entscheidung.

Komplizierter verhielte es sich mit der Mantelbebauung, dem „HSV-Tower“, ohne den ein wirtschaftlicher Betrieb des 200-Millionen-Euro-Projektes kaum möglich sei. „Dafür müsste wahrscheinlich der Bebauungsplan geändert werden. Das dürfte fünf bis zehn Jahre dauern“, sagt Hielscher. Fraglich sei zudem, ob in einem Naherholungsgebiet wie dem Volkspark zusätzliche gewerbliche Aktivitäten erlaubt würden. Ein denkbares weiteres Problem: Im Vertrag der Barclays Arena mit der Stadt gebe es möglicherweise eine Konkurrenzschutzklausel, die auf städtischen Grundstücken den Bau weiterer Arenen ausschließt oder beschränkt.