Hamburg. Chefkontrolleur Marcell Jansen spielt auf Zeit und spricht von “keiner neuen Sachlage“. Bürgen für Finanzierung fehlen weiterhin.
Das Gespräch am Freitagabend, das manch einen HSV-Verantwortlichen sprachlos machte, dauerte vier Minuten und 43 Sekunden. So lange nahm sich Aufsichtsratschef Marcell Jansen im Sky-Interview Zeit und bezog Stellung zu den Vorwürfen gegen Vorstand Thomas Wüstefeld, die Stunden zuvor das Abendblatt und der „Spiegel“ veröffentlicht hatten.
Zur Erinnerung: Berichtet wurde über zwei Millionenklagen und Betrugsvorwürfe gegen Wüstefeld als Unternehmer. Jansens wichtigste Aussagen in der Zusammenfassung: Hat alles nichts mit dem HSV zu tun, alles nur von den Medien aufgebauscht, alles nicht so schlimm.
HSV: Jansen blockt bei Wüstefeld ab
„Das betrifft uns gar nicht direkt“, sagte der 36-Jährige am Sky-Mikrofon „Es ist auch keine neue Sachlage. Herr Wüstefeld hat sich dazu klar geäußert. Es ist aus einer Zeit vor dem HSV. Da gibt es für uns keine neuen Erkenntnisse.“ Innerhalb des eigenen Gremiums wird diese „nicht neue Sachlage“ nach Abendblatt-Informationen dagegen ganz anders bewertet.
Doch ähnlich wie beim Führungsstreit zwischen Wüstefeld und Sportvorstand Jonas Boldt bleibt der Aufsichtsrat auch in der Bewertung von den schweren Vorwürfen gegen Wüstefeld als Privatperson gespalten. Neben Jansen sollen vor allem Michael Papenfuß und Detlef Dinsel fest zu Wüstefeld stehen. Auch der stellvertretende Kontrolleurschef Andreas Peters sieht offenbar keinen Grund für Konsequenzen.
HSV fehlen Bürgen für Stadionsanierung
„Wir haben einen klaren Weg mit dem e.V. aufgezeigt, den werden wir durchziehen“, sagte Jansen, der am Sky-Mikrofon offenbar seine Rolle als AG-Aufsichtsrat und als Vereinspräsident verwechselte. Vor der nächsten turnusmäßigen Aufsichtsratssitzung im September soll es jedenfalls kein außerordentliches Treffen der Räte mehr geben. Stand jetzt.
„Wir sollten nur die Arbeit bewerten“, forderte Jansen am Freitag erneut – und lief zumindest mit dieser Forderung bei seinen kritischen Kollegen offene Türen ein. Denn was bei all dem Wirbel um die Millionenforderungen fast schon unterging, ist, dass die seit drei Wochen angekündigte Finanzierung der Stadionsanierung noch immer nicht steht.
So hatte die HanseMerkur vor einer Woche einen Abendblatt-Bericht bestätigt, grundsätzlich für ein 23-Millionen-Euro-Darlehen zur Verfügung zu stehen. Allerdings betonte HanseMerkur-Vorstand Bussert, „dass entsprechende Bürgen vorhanden“ sein müssten. Dies ist nach Abendblatt-Informationen aber weiter nicht der Fall.