Hamburg. Die Mannschaft von Trainer Tim Walter feierte den ersten Heimsieg der Saison. Doch die Gäste ließ die Hamburger lange zittern.

Der Applaus der 43.094 Fans im Volksparkstadion war wie Balsam auf die Seele aller, die es mit dem HSV halten. Durch den wenig glanzvollen, aber nicht unverdienten 1:0 (1:0)-Sieg gegen den 1. FC Heidenheim kehrt zumindest im sportlichen Bereich wieder etwas Ruhe ein. Der Siegtreffer von Robert Glatzel in der 35. Minute verhinderte, dass die Hamburger zu ihrer Führungskrise nicht auch noch eine sportliche Misere hinzubekommen. "Das war perfekt. Zuhause gewonnen, zu Null gespielt gegen eine gute Mannschaft. Das freut uns riesig. Das war eine wichtige Leistungssteigerung. Ich hoffe es, dass es ein Startschuss für uns war", sagte Matchwinner Glatzel.

HSV: Königstransfer zunächst nur auf der Bank

Zunächst war es einmal der Startschuss in einen freien Sonntag. Nach dem Sieg spendierte Trainer Tim Walter seinen Profis Extra-Freizeit: "Gegen eine wirklich sehr gute Mannschaft haben wir vor allem in der ersten Hälfte richtig gut gespielt. Nach der Pause mussten wir viel wegverteidigen. Im zweiten Durchgang sind wir viel über Konter gekommen und hätten das Ding früher klarmachen können. Insgesamt hat es mir aber gut gefallen, dass wir alle zusammen, das Team und die Fans, den Heimsieg mit Willensstärke geholt haben.", sagte Walter.

Für eine erste Überraschung sorgte Walter bereits vor dem Spiel. Für den bisher enttäuschenden „Königstransfer“ Laszlo Bénes, der für 1,8 Millionen Euro aus Mönchengladbach kam, rückte Maximilian Rohr in die Startelf. Zuvor hatte der Slowake in allen Pflichtspielen in der ersten Elf gestanden, konnte aber nicht überzeugen.

Der HSV im Duell mit Heidenheim im Liveticker

Während ein Neuzugang auf die Bank musste, rückte ein anderer wieder in die Startformation. Ransford Königsdörffer, der mit zwei Treffern das Weiterkommen im DFB-Pokal gegen die SpVgg Bayreuth (3:1 nach Verlängerung) perfekt gemacht hatte, durfte für Filip Bilbija beginnen.

Von Beginn an waren es die Hamburger, die wie eigentlich immer viel Ballbesitz hatten. Das Problem in den bisherigen Spielen: Das fehlende Ball-und Spieltempo. Daran hatte der HSV in der Woche gearbeitet und so war das Walter-Team bemüht, ein wenig schneller zu agieren. Den ersten Abschluss hatte Robert Glatzel, der in der achten Minute aus der Drehung aber an Heidenheims Keeper Kevin Müller scheiterte.

Heidenheim war in erste Linie darum bemüht, den HSV unter Kontrolle zu halten. Erstmals gefährlich war das Team von Trainer Frank Schmidt in Minute zehn, als nach einer Ecke von Jan-Niklas Beste Andreas Geipl frei zum Kopfball kam, doch Daniel Heuer Fernandes reagierte stark.

Glatzel zunächst mit vielen vergebenen HSV-Chancen

In der Folge war es ein intensives Spiel, ohne große spielerische Highlights. Mehr als ein Kopfball von Glatzel (18.) sprang zunächst nicht heraus. Es bleibt dabei: Dem HSV fehlt es gerade aus dem offensiven Mittelfeldzentrum an Esprit und Überraschungsmomenten. Nur wenn Heidenheim im Spielaufbau Fehler machte, wurde es gefährlich. Einen Querpass von Königsdörffer verpasste Torjäger Glatzel nur um Zentimeter (25.). Diese Szene war sinnbildlich für die Partie in der ersten Hälfte. Der HSV war durchaus engagiert, es fehlte aber Tempo und Präzision im letzten Drittel.

Und doch kamen die Hamburger durchaus zu Chancen. Nach einem kapitalen Schnitzer von Heidenheims Abwehrspieler Patrick Mainka spielte HSV-Spielmacher Kittel in Minute 35 mustergültig Glatzel frei, der sich noch den Ball zentral vor dem Tor zurechtlegen konnte, sein anschließender Schlenzer ging aber deutlich am Tor vorbei. Die XXL-Chance zur Führung.

Glatzel verwertet traumhafte Muheim-Flanke zur Führung

Dass es Glatzel besser kann, bewies er sieben Minuten später, als er nach einer hervorragenden Flanke von Linksverteidiger Miro Muheim per Kopfball-Aufsetzer für die verdienten Pausenführung sorgte. "Das war die beste Halbzeit unserer Saison. In der zweiten Halbzeit hatten wir nicht mehr ganz so viel Kontrolle und haben nicht mehr ganz so viele Chancen herausgespielt, aber insgesamt freut es uns, dass wir eine Leistungssteigerung gehabt haben", so Glatzel.

Nach dem Seitenwechsel bot sich zunächst das gleiche Bild. Der HSV mit viel Ballbesitz gegen nun etwas aggressivere Heidenheimer, die plötzlich ihr Offensivspiel entdeckten. Immer wieder brachen die Gäste über die Flügel durch, doch es fehlte die Genauigkeit. Aber die Hamburger Defensive wurde deutlich mehr gefordert als noch in der ersten Hälfte. Und Walter reagierte früh personell. Für den gelb-rot-gefährdeten Rohr kam acht Minuten nach der Pause Lazlo Bénes in die Partie.

Der HSV tat sich schwer, selbst gefährliche Aktionen zu generieren. In der 54. Minute lag der Ball der Heidenheimer Netz, doch der vermeintliche Torschütze Königsdörffer stand deutlich im Abseits. Ein zweites Tor hätte dem Walter-Team durchaus gutgetan. Und an jenem zweiten Treffer arbeiteten die Gastgeber. Doch Kittel (64.) per Kopf, Königsdörffer, der an Heidenheims Torhüter Müller scheiterte (67.), und Glatzel, dessen Kopfball zu hoch angesetzt war (68.), verpassten es, die Führung auszubauen.

Deshalb blieb es bis in die Schlussphase ein Zitterspiel, weil Heidenheim Dauerdruck machte, vor allem aber auch deshalb, weil der HSV seine Kontersituationen nicht sauber zu Ende spielte. Die größte Chance verstolperte der eingewechselte Filip Bilbija, der völlig frei am Tor vorbeischoss.

Es blieb eine Randnotiz, am Ende stand der erste Heimsieg der Saison, der nicht unverdient, aber auch keinesfalls glanzvoll war. „Wir haben uns für eine gute erste Hälfte mit dem Treffer belohnt. Im zweiten Durchgang war es eine ganz enge Partie. Wir freuen uns, dass wir den Sieg ins Ziel gebracht haben und drei Punkte einfahren konnten", bilanzierte Abwehrspieler Mario Vuskovic.

Schema:

  • HSV: Heuer Fernandes – Heyer (84. David), Schonlau, Vuskovic, Muheim – Meffert – Reis, Rohr (53. Bénes) – Königsdörffer (74. Opoku), Glatzel, Kittel (84. Bilbija)
  • 1. FC Heidenheim: Müller – Busch, Mainka, Maloney (65. Rittmüller), Föhrenbach – Beck (80. Kühlwetter), Schöppner – Beste (80. Thomalla), Pick (46. Sessa), Burnic (46. Schimmer) – Kleindienst
  • Schiedsrichter: Robert Hartmann (Wangen)
  • Videoschiedsrichter (VAR): Johann Pfeifer (Hameln)
  • Tor: 1:0 Glatzel (42.).
  • Zuschauer: 43.094.
  • Gelbe Karten: Rohr - Kleindienst, Mainka
  • Torschüsse: 12:15
  • Ecken: 2:15
  • Ballbesitz: 50:50 %
  • Zweikämpfe: 139:114