Hamburg. Beim bislang letzten Heimsieg gegen Heidenheim war der 29-Jährige der Matchwinner. Die Geschichte soll sich nun wiederholen.

Ziemlich genau ein halbes Jahr ist es her, dass Sonny Kittel vom Abendblatt gehuldigt wurde. „Hamburgs wahrer Zauberkicker“, stand in der Einzelkritik über den Matchwinner des 2:0-Heimsiegs gegen den FC Heidenheim. Mit einem Doppelpack hatte der 29-Jährige die jüngste Mannschaft der Liga zum Erfolg geführt, was diese Redaktion zu der Überschrift veranlasste: „Der HSV wird erwachsen.“ Schließlich hatten die Hamburger mit einer reifen Leistung und Routinier Kittel gegen die schwer zu bespielenden Heidenheimer überzeugt.

Kinder, Kinder, ist das schon wieder lange her. Es ist viel passiert seit diesem Tag im Februar. Der HSV spielt zwar immer noch Zweite Liga, der Trainer heißt immer noch Tim Walter, und Sonny Kittel spielt noch immer im Volkspark. Doch in den vergangenen sechs Monaten gab es einige Momente, in denen sich all diese Parameter hätten verändern können. In jedem Fall will Kittel an diesem Sonnabend im Spiel gegen den FC Heidenheim (13 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) da anknüpfen, wo er im Februar gegen die Schwaben aufgehört hatte.

HSV-Coach Walter lobt Sonny Kittel

Viele große Momente hatte der „Zauberkicker“ seitdem nämlich nicht mehr. Insbesondere in den ersten beiden Saisonspielen in Braunschweig und gegen Rostock war Kittel, der in der Sommerpause kurz vor einem Wechsel in die USA zu Washington United stand, kaum zu sehen. Im Heimspiel gegen Hansa (0:1) hatte Kittel mit 65 Ballaktionen zwar deutlich mehr als vor einem halben Jahr gegen Heidenheim (50), doch im Unterschied zum Fe­bruar gingen seine beiden Torschüsse vorbei.

Nun soll der vielzitierte „Unterschiedsspieler“ dafür sorgen, dass der HSV einen Fehlstart in die Saison vermeidet. Verlieren die Hamburger gegen die mit zwei Siegen gestarteten Heidenheimer, wäre es im fünften Jahr Zweite Liga der bislang schlechteste Start.

Walter setzt daher auch wieder auf Kittels Künste. Zuletzt beim Sieg im DFB-Pokal in Bayreuth hatte der Trainer eine Steigerung des Offensivspielers beobachtet. „Ich fand Sonny sehr agil“, sagte Walter. „Ihn zieht es immer mal weg von seiner Position ins Zentrum, wo er sich sehr wohl fühlt. Aber auch auf Außen kann er Situationen herstellen. Er kann uns überall helfen. Und ich finde, dass er momentan einen sehr frischen Eindruck macht.“

Der ehrgeizige HSV-Kittel

Nachdem Kittel in der vergangenen Saison fast immer im Zentrum spielte, kommt er seit der Verpflichtung von Laszlo Bénes nun wieder über die linke Seite. Weil der Neuzugang aus Mönchengladbach bislang noch nicht überzeugen konnte, wäre Kittel auch auf der Acht wieder eine Option. Da dem HSV aktuell aber die Flügelspieler fehlen, muss der torgefährliche Kittel auf Außen ran.

Mit 29 Toren ist der gebürtige Gießener noch immer der Rekordtorschütze des HSV in der Zweiten Liga vor Simon Terodde und Robert Glatzel (beide 24). Gut möglich aber, dass er im Laufe dieser Saison von Glatzel eingeholt wird. Aktuell wartet Kittel noch auf seinen ersten Scorerpunkt der Saison. Wer ihn kennt, der weiß, wie sehr ihn das wurmt.

„Ich bin mein größter Kritiker“, sagt Kittel immer wieder. Wobei er öffentlich nur sehr selten etwas sagt. „Ich bin nicht der größte Lautsprecher, aber ich habe immer ein offenes Ohr für meine Jungs und bin auch für jeden Spaß zu haben“, sagte Kittel im März bei Sky in seinem bislang letzten Interview, das nicht von der eigenen Medienabteilung geführt wurde.

HSV braucht den alten Kittel

Kittel, der im Sommer geheiratet hat, will auch in seinem vierten Jahr beim HSV lieber Taten und Tore sprechen lassen. „Wir brauchen einen neuen Kittel“, sagte Mannschaftsarzt Götz Welsch vor drei Jahren im Vorstellungsvideo des HSV, als der Neuzugang aus Ingolstadt präsentiert wurde. Jetzt braucht der HSV vor allem den alten Kittel, der nach der Hinrunde der vergangenen Saison vom „Kicker“ noch vor dem damaligen St. Paulianer Daniel-Kofi Kyereh zum besten offensiven Mittelfeldspieler der Liga ernannt wurde.

Gegen Heidenheim werden aber zunächst einmal nicht die Kunststücke von Kittel entscheidend sein, sondern die Lauf- und Zweikampfbereitschaft gegen die physisch starken Spieler von Trainer Frank Schmidt. Beim bislang letzten Duell im Februar liefen beide Mannschaften mehr als 121 Kilometer. Am Sonnabend wird es ähnlich sein.

„Wir stellen uns darauf ein, dass der HSV ein Stück weit angefixt ist“, sagte Schmidt am Freitag. „Wir haben es letztes Jahr im Rückspiel erlebt. Natürlich ist es so, dass der HSV mehr Ballbesitz haben wird und wir immer mal wieder gut nacharbeiten müssen. Aber das kennen wir, und dafür sind wir bereit.“

Walter hat HSV-Wunsch an Kittel

Neben Kittel will Schmidt vor allem versuchen, seinen ehemaligen Schützling Robert Glatzel aus dem Spiel zu nehmen. „Robert hat sich richtig gut weiterentwickelt. Er ist sicherlich in seiner Persönlichkeit gewachsen. Definitiv ist er ein Stürmer, auf den wir 90 Minuten sehr gut aufpassen müssen“, sagte Schmidt.

Beim Spiel im Februar war Heidenheim das gut gelungen. Dann kam Kittel. HSV-Trainer Walter hat einen Wunsch: „Es wäre cool, wenn er das wieder so macht.“

Die voraussichtlichen Aufstellungen

  • HSV: Heuer Fernandes – Heyer, Vuskovic, Schonlau, Muheim – Meffert – Reis, Bénes – Königsdörffer, Glatzel, Kittel.
  • Heidenheim: Müller – Busch, Siersleben, Mainka, Föhrenbach – Geipl, Burnic, Schöppner – Beste – Kleindienst, Kühlwetter.
  • Verkehr: Weil die S-Bahn aktuell nicht am Bahnhof Stellingen hält, empfiehlt der HVV die Anreise über Othmarschen.