Hamburg. Abermals sind der Torhüter und Torjäger Robert Glatzel die Sieggaranten. Gute Voraussetzungen für den lang ersehnten Aufstieg des HSV.

Es ist die Gratwanderung, die jeder Torhüter beschreitet: Einen stressigen Arbeitstag bewältigen und zugleich den Gegner gewaltig stressen. Und Daniel Heuer Fernandes hatte am Sonntag in Braunschweig beides. Der 29-Jährige avancierte beim glücklichen 2:0-Auswärtserfolg des HSV gegen die gastgebende Eintracht zum Matchwinner, der sich über zu wenig Arbeit, vor allem aber zu wenig Ertrag nicht beschweren konnte.

HSV News: Heuer Fernandes rettete den Sieg in Braunschweig

Ein Torschussübergewicht von 24:16, darunter zehn klarste Hochkaräter, reichte dem Aufsteiger nicht, um den Hamburgern den Saisonauftakt zu vermiesen – dank Heuer Fernandes. „Natürlich war das heute stressig, aber es ist mein Job, in solchen Momenten da zu sein“, sagte der Deutsch-Portugiese nach dem Match. Besonders in der ersten Hälfte stand die Mannschaft von Trainer Tim Walter mitunter viel zu offen und schrieb Einladungen in Schönschrift zum Kontern. Allein, Braunschweig konnte sie nicht lesen.

Um das Positive herauszuheben: „Es ist auch eine Qualität, so ein Spiel nach dem Seitenwechsel noch zu gewinnen und vor allem zu Null zu bleiben. Das stellt mich zufrieden, zusätzlich dazu, dass ich meine Mannschaft im Spiel gehalten habe“, so Heuer Fernandes. „Ich bewerte jeden Ball neu und versuche, als Torwart ein neutrales Spiel zu machen, um dann in bestimmten Momenten durch gutes Positionsspiel da zu sein“, sagte er zu seiner Glanzleistung.

Neben Heuer Fernandes ist Robert Glatzel zweiter Sieggarant

Zwischenzeitlich schien es aber selbst dem gebürtigen Bochumer ein wenig zu stressig zu werden. Energisch wies er seine Vorderleute zurecht, Walter zahlte in seiner lautstarken Halbzeitansprache nochmals drauf. „Das ist einfach nicht unser Gesicht, so fahrlässig mit dem Ballbesitz umzugehen. Es gab zu wenig Bewegung, die Raumaufteilung hat nicht gepasst. Und dann sehe ich es als meine Aufgabe an, uns wieder wachzurütteln“, sagt Heuer Fernandes.

Rechtzeitig wach wurde in jedem Fall Robert Glatzel, und damit der zweite Sieggarant des HSV. Der Doppelpack des Torjägers (67./76.) entschied die Begegnung zu Gunsten des HSV. Faktisch haben die Aufstiegshoffnungen mit den drei Punkten aus Braunschweig weiteren Schub bekommen. Gefühlt erhielten sie jedoch einen Dämpfer. Der Aufsteiger bestimmte größtenteils das Spiel. Die Hamburger dagegen: Zu schläfrig, zu ungenau, zu abhängig – mal wieder von Glatzel sowie Heuer Fernandes. Doch gerade die Abhängigkeit auf explizit diesen beiden Positionen sollte den HSV-Fans Mut machen, anstatt Zweifel zu säen.

Wer aufsteigen will, braucht einen starken Torwart – und einen Topstürmer

Denn: Ein Topstürmer sowie ein starker Torwart sind zwei der markantesten Kennzeichen von Zweitligaaufsteigern. In vier der vergangenen sechs Spielzeiten stürmte der Torschützenkönig der Zweiten Liga für einen späteren Aufsteiger. Vorige Saison kamen mit Simon Terodde (FC Schalke 04), Glatzel, Marvin Ducksch und Niclas Füllkrug (beide Werder Bremen) gar die besten vier Angreifer von den Top drei der Tabelle.

Auf der Gegenseite wiederum ist die Korrelation zwischen einem starken Keeper und sportlichem Erfolg noch offenkundiger. Die drei Mannschaften mit den wenigsten Gegentreffern landeten drei Saisons in Serie stets auf den ersten drei Plätzen. Schon 2021/22 bester Torhüter mit nur 30 Gegentreffern in seinen 27 Einsätzen war im Übrigen: Heuer Fernandes.

HSV News: Hoffnung kommt auch von der Ersatzbank

Nur müssen beim HSV Glatzel und Heuer Fernandes zwingend gesund bleiben – und die restlichen Stammspieler die Form wiederfinden, die sie bereits in der Vorbereitung angedeutet hatten. Im Notfall scheint der HSV aber auch auf seine Bank zurückgreifen zu können. Maßgeblich zur Wende trugen in Braunschweig schließlich zwei Joker bei. Xavier Amaechi nahm direkt nach seiner Einwechslung in der 61. Minute unmittelbaren Einfluss aufs Spiel und bereitete das 2:0 exzellent vor. Auch Maximilian Rohr wurde von Heuer Fernandes explizit gelobt: „Die beiden haben viel Schwung gebracht.“

Trotz vorsichtig optimistischer Anzeichen liegt jedoch noch eine Menge Arbeit vor dem HSV. „Wir müssen Ballverluste besser vorbereiten, gegnerische Aktionen schneller unterbrechen“, fordert Heuer Fernandes. Gegen einen etwas stressfreieren Arbeitstag, am besten schon am kommenden Sonntag (13.30 Uhr) im Volksparkstadion gegen Hansa Rostock, hätte selbst er nichts einzuwenden.