Hamburg. Die aktive Fanszene fordert, den Shell-Deal rückgängig zu machen. Clubboss Thomas Wüstefeld gesteht einen Fehler ein.
Allzu groß war die Resonanz nicht, als der HSV am Dienstag die Vertragsverlängerung mit Popp Feinkost verkündete. Einige freuten sich öffentlich, dass der immerhin drittgrößte Sponsor treu bleibt, einige beschwerten sich, dass das Werder-grüne Logo des Unternehmens auch weiterhin die Trikots „verschandele“. Alles in allem: ein normaler Ausschlag des Reaktionspegels.
Ganz anders war vergangene Woche das Echo auf die neue Partnerschaft des HSV und seiner Stiftung Der Hamburger Weg mit der Shell Deutschland GmbH ausgefallen. In einem Wort: verheerend. Dabei klang es doch so vielversprechend. Die Mineralöl-Holding werde in den kommenden drei Jahren an „gemeinsamen Projekten zur Mobilität und zur Infrastruktur mitwirken“, schrieb der Club, und dass man gemeinsam „die Gesellschaft positiv verändern“ wolle. Allein sechsmal wurde in der schwammigen Mitteilung das Zauberwort „nachhaltig“ bemüht.
HSV-Sponsor Shell: Aktive Fanszene fordert Rücknahme
Doch das ließ ein Großteil der Anhängerschaft dem HSV nicht durchgehen. In vielen Kommentaren war von einem falschen Signal die Rede. Die aktive Fanszene beließ es nicht bei Kritik: Sie fordert den Club auf, von der Partnerschaft zurückzutreten. Der HSV lasse sich „für eine schöne Greenwashing-Kampagne nutzen und bezahlen“, kritisierte der Verein Förderkreis Nordtribüne in einer gut begründeten Stellungnahme.
Shell, so der Vorwurf der Fans, sei für mehrere Umweltkatastrophen verantwortlich, habe erheblich zur Klimakrise beigetragen und schöne seine CO2-Emissionsbilanz. Der HSV dürfe von „diesen dreckigen Geschäftspraktiken nicht profitieren“.
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Supporters-Chef Sven Freese legte bei der Mitgliederversammlung am Mittwochabend nach: „Ein Mineralölkonzern als neuer Partner: Das passt einfach nicht. Es ist aus unserer Sicht reines Greenwashing.“ Die Partnerschaft sei „großer Bullshit“. Freese hätte sich vor der Entscheidung einen Austausch mit den Fans gewünscht.
HSV-Boss Wüstefeld gesteht „kommunikativen Fehler“ ein
Als ein weiterer Fan den Deal infrage stellte, gestand der neue HSV-Boss Thomas Wüstefeld immerhin einen „kommunikativen Fehler“ ein. Man werde die genauen Projekte mit Shell in Zukunft stärker hervorheben, möge aber doch auch bei dem Unternehmen „nach vorne schauen“.
Wirklich zufriedenstellend war diese Antwort für das Mitglied allerdings nicht, wie er selbst auch sagte. Abschließend lud Wüstefeld den jungen Mann ein, ihm das Projekt Shell genauer vorzustellen. Die Einladung wurde angenommen, die Kontakte ausgetauscht. Dass die Kritik damit verstummen wird, ist nicht zu erwarten.