Hamburg. Der frühere Juniorennationalspieler wurde mit großen Vorschusslorbeeren verpflichtet. Den Durchbruch beim HSV schaffte er bisher nicht.

Es waren blumige Worte, mit denen Jonas Boldt Flügelstürmer Xavier Amaechi am 28. Juni 2019 beim HSV einst begrüßte. „Ich habe es zuerst nicht für möglich gehalten, dass wir mit diesem Spieler in Verhandlungen treten können. Erstaunlich war seine Entschlossenheit, trotz vieler lukrativer Angebote aus dem In- und Ausland zum HSV zu kommen. Auch wenn wir uns sehr viel von ihm versprechen, ist noch etwas Geduld gefragt“, sagte der Sportvorstand. 2,5 Millionen Euro Ablöse hatte der HSV für den damals 18-Jährigen an den FC Arsenal London überwiesen.

HSV News: Transferflop Xavier Amaechi sollte der nächste Jaydon Sancho werden

Wie groß die Geduld beim HSV 1045 Tage nach seiner Verpflichtung noch ist? Schwer zu sagen. Am 18. Juni starten die Hamburger in die Vorbereitung auf ihre fünfte Zweitliga-Saison. Stand heute wird Amaechi – wie auch die anderen drei Leihspieler Ogechika Heil (Go Ahead Eagles), Robin Meißner (Hansa Rostock) und Aaron Opoku (VfL Osnabrück) beim Trainingsauftakt dabei sein.

„Die Leihspieler werden zum Trainingsauftakt erst mal alle zurückkommen. Die Jungs können sich empfehlen. Dann werden wir gemeinsam gucken, was es für Möglichkeiten gibt und welche Gedanken auch die einzelnen Spieler haben“, kündigte Boldt an.

Gut möglich also, dass für Amaechi (21) im Sommer das Abenteuer HSV endgültig endet. Dem Vernehmen nach liegt auch die Möglichkeit, den bis 2023 gültigen Vertrag aufzulösen, auf dem Tisch. Sollte es so kommen, würde der Brite als einer der größten Millionen-Flops in die jüngere HSV-Geschichte eingehen.

Sportdirektor Mutzel wollte Amaechi unbedingt verpflichten

Als der Außenstürmer vor knapp drei Jahren nach Hamburg kam, war der Hype um Amaechi riesig. Vor allem der in der vergangenen Woche degradierte Sportdirektor Michael Mutzel (42) bemühte sich um den Youngster. Der Amaechi-Deal sollte praktisch sein „Transfer-Projekt“ werden, der dem HSV in naher Zukunft bei einem Weiterverkauf viel Geld einbringen sollte.

Es war eine Zeit, in der englische Jugendspieler die heißeste Ware auf dem Transfermarkt waren. Jaydon Sancho spielte bei Borussia Dortmund die Bundesliga schwindelig, jeder war auf der Suche nach dem „Next Jaydon Sancho“, der seinen Marktwert massiv steigert und teuer verkauft werden kann. Was beim BVB-Profi, der für 85 Millionen Euro zu Manchester United transferiert wurde, klappte, blieb dem HSV bei Amaechi verwehrt.

Seit seinem Wechsel zum HSV absolvierte er unter den Trainern Dieter Hecking und Daniel Thioune lediglich drei Zweitligaspiele und zwei DFB-Pokal-Partien für die Profi-Mannschaft. Vor allem körperlich hatte Amaechi Probleme, die Umstellung von Jugend- auf Herrenfußball zu bewältigen.

Um ihn Spielpraxis sammeln zu lassen, ließen ihn die Hamburger in der U-21-Mannschaft in der Regionalliga Nord auflaufen. Dort konnte Amaechi zumindest phasenweise sein Talent andeuten.

Amaechi konnte auch bei seinen Leihstationen nicht überzeugen

Doch der HSV wollte herausfinden, ob er auch auf Zweitliga-Niveau funktionieren kann. Deshalb folgte im Sommer 2020 ein Leihgeschäft mit dem Ligarivalen Karlsruher SC, wo Amaechi ebenfalls nicht überzeugen konnte und lediglich sieben Spiele absolvierte. Nach der Rückkehr vom KSC unternahm der Flügelspieler unter Trainer Tim Walter (46) einen erneuten Anlauf beim HSV, doch auch der neue Coach hatte trotz der personellen Not auf den offensiven Außenbahnen keine Verwendung für Amaechi.

Der wurde daraufhin zum englischen Drittligaclub Bolton Wanderers verliehen. Doch auch die Rückkehr in die Heimat stand für den Jungprofi unter keinem guten Stern. Eine schwere Oberschenkelverletzung und ein Mittelfußbruch sorgten dafür, dass er nie in einen vernünftigen Spielrhythmus kam.

Xavier Amaechi steht mal wieder vor einem Karriere-Neustart. Ob beim HSV oder doch woanders, entscheidet sich in den kommenden Wochen.