Hamburg. Nach zwei Jahren Pandemie steht das Ende des Stimmungsboykotts im Volkspark bevor. Doch der Verein muss um seine Zuschauer kämpfen.
Kai Kleen befindet sich im Homeoffice, als ihn das Abendblatt erreicht. Normalerweise sprüht der 44 Jahre alte Speditionskaufmann, der seit seiner Kindheit HSV-Fan ist, vor Begeisterung, wenn er über seinen Club spricht. Doch nach vier Jahren Zweiter Liga und einem aus seiner Sicht wiederkehrenden Muster im Frühling hat sich bei Kleen Resignation breitgemacht.
„Ich bin ziemlich enttäuscht“, sagt der Fan. „Anfangs sah ich noch eine Entwicklung unter Trainer Tim Walter. Doch seit fünf Wochen ist das übliche Schema erkennbar: Die Führungsspieler um Sonny Kittel tauchen ab, wenn es drauf ankommt.“
So wie Kleen geht es auch anderen HSV-Fans. Dabei braucht der Tabellensechste gerade jetzt die volle Unterstützung seiner Fans, um doch noch den Aufstieg zu schaffen. Von den nächsten vier Ligaspielen trägt der HSV drei zu Hause aus. Zählt man das Pokalhalbfinale gegen den SC Freiburg dazu, sind es sogar vier von fünf Pflichtspielen. Den Auftakt dieser Heimspiel-Festtage macht nach der Länderspielpause das Duell gegen den SC Paderborn (2. April).
HSV-Ultras kehren zurück
Sehr wahrscheinlich wird es dann auch zur Rückkehr der Ultras kommen. Seit Pandemiebeginn hatten die treuen Anhänger auf einen geschlossenen Support verzichtet. Hintergrund waren mehrere Corona-Maßnahmen, die bei den Ultras auf Gegenwehr stießen. Doch da auf den Rängen gegen Paderborn erstmals wieder 3G statt 2G plus gilt, und somit kein Zuschauer mehr im Vorfeld ausgeschlossen wird, steht das Ende des Stimmungsboykotts der Ultras bevor.
Der HSV hofft, dass die Rückkehr der stimmgewaltigsten Fans für einen Ansturm auf die Tickets sorgt. Durch den Wegfall der Kapazitätsgrenze dürfen in der Theorie alle 57.000 Plätze belegt werden. In der Praxis wären aber bereits 30.000 Zuschauer ein Erfolg. Am Dienstag, dem Start des freien Vorverkaufs, waren 17.000 Karten verkauft worden.
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HSV muss um seine Fans kämpfen
Nach zwei Pandemiejahren muss der HSV wie jeder andere Club um seine Fans kämpfen. Einige haben sich an andere Aktivitäten als Fußball gewöhnt, andere sind mit ihrem Sky-Abo bequemer geworden. Zudem fürchtet so mancher Fan noch immer das mutmaßlich höhere Infektionsrisiko bei einem Stadionbesuch. Und die für einen Zweitligisten ambitionierten Ticketpreise tragen ihr Übriges bei. Diese, sagt Kai Kleen, stünden „schon lange nicht mehr im Verhältnis zur sportlichen Leistung“.
Gegen Paderborn wird Kleen wohl auf einen Stadionbesuch verzichten, um sich stattdessen ein Pokal-Ticket zu kaufen. „Der Glaube schwindet, dass der HSV jemals wieder aufsteigt.“