Hamburg. Der Verein bereitet sich auf alle Szenarien vor, Trainer Walter genießt das Vertrauen. Was sich im Kader verändern soll.
Am Montag wurde der nächste Vollzug vermeldet. Zwei Tage nach der Verkündung der Vertragsverlängerung mit HSV-Talent Arlind Rexhepi machte dessen Hamburger Berateragentur FTC auch den neuen Kontrakt von Felix Paschke offiziell. Die beiden
U-19-Spieler haben im Volkspark einen neuen Vertrag bis 2024 unterschrieben. Auch die Verlängerung von Elijah Krahn dürfte in den kommenden Tagen bekannt gegeben werden. Alle drei 18-Jährigen haben einen sogenannten Vertragsspielervertrag bekommen, der sich bei bestimmten Leistungen in einen Profivertrag umwandelt.
Rexhepi, Krahn und Paschke sind drei Namen, die perspektivisch eine Rolle bei den Profis spielen werden. Mittelfeldtalent Krahn hatte im Februar beim 5:0 in Darmstadt bereits sein Debüt in der Mannschaft von Trainer Tim Walter gegeben. Gut möglich, dass alle drei schon in der Sommervorbereitung fest bei den Profis dabei sind. Der HSV, der bereits in dieser Saison den jüngsten Kader der Zweiten Liga hat, will den Weg der Verjüngung weiter intensivieren.
HSV-Bosse von Walter trotz des Negativtrends überzeugt
Auch Walter selbst soll in der Vorbereitung auf die neue Saison wieder dabei sein. Trotz des jüngsten Negativtrends mit nur zwei Punkten aus vier Ligaspielen sind die Verantwortlichen von ihrem Cheftrainer grundsätzlich überzeugt. „Trainer-Entscheidung gefallen“, titelte am Montag bereits die „Bild“ und berichtete, dass Walter auch bei einem Nichtaufstieg weiter HSV-Coach bleiben soll.
Ob das allerdings auch wirklich so kommt, hängt entscheidend davon ab, wie sich die Mannschaft nach der Länderspielpause im April präsentiert. Nach Abendblatt-Informationen ist sich die HSV-Führung grundsätzlich einig: Der Aufstieg in die Bundesliga ist kein Muss. Vielmehr sieht der Plan vor, dass der Kader im Sommer – anders als in den vergangenen drei Jahren – nicht grundlegend verändert werden soll. Mit dem bestehenden Gerüst traut sich der Club zu, für beide Szenarien gewappnet zu sein. Sowohl bei einem Aufstieg in die Bundesliga als auch bei einem Klassenverbleib will der HSV seinen Kader nur punktuell verstärken.
Club sieht sich auf der Mittelachse gut aufgestellt
Insbesondere auf der Mittelachse sieht sich der Club gut aufgestellt. Torhüter Daniel Heuer Fernandes, Kapitän und Abwehrchef Sebastian Schonlau, Mittelfeldstratege Jonas Meffert und Stürmer Robert Glatzel haben langfristige Verträge unterschrieben und sollen auch im kommenden Jahr den Kern der Mannschaft bilden. „Wir gehen den Weg der Entwicklung und sehen uns auf dem richtigen Weg. Es geht darum, alles bestmöglich zusammenzuhalten und nur punktuell Ergänzungen vorzunehmen“, sagte Boldt kürzlich bei „Sport1“ und stellte klar: „Es wird keinen Umbruch geben.“
Vor der Saison hatte der Club seine gesamte Säulenspieler-Achse abgegeben und durch jüngere Führungsspieler ersetzt. Noch stärker als zuvor ist beim HSV nach langen Jahren die Erkenntnis gereift, dass der Weg der Verjüngung alternativlos ist. Deswegen haben sich die Verantwortlichen dazu entschieden, die Kaufoption sowohl bei Mario Vuskovic (20), als auch bei Miro Muheim (23) zu ziehen. Fast fünf Millionen Euro lässt sich der Club diese Investitionen in die Zukunft kosten. Bei beiden Spielern sieht der HSV großes Entwicklungspotenzial und das Geld daher gut angelegt. Auch bei einem Nichtaufstieg sollen beide Spieler, die im kommenden Jahr zu A-Nationalspielern aufsteigen könnten, in Hamburg bleiben.
Neuer Hauptsponsor als wichtiger Geldgeber
Bislang gibt es aus dem Aufsichtsrat keine Signale, dass der HSV bei einem Nichtaufstieg erneut einen Transferüberschuss erwirtschaften müsste. Mit dem neuen Hauptsponsor, der HanseMerkur Versicherungsgruppe, hat der Club zudem frühzeitig einen wichtigen Geldgeber für die neue Saison gefunden.
Während nach weiteren Finanzpartnern gesucht wird, läuft die sportliche Planung voran. Sportvorstand Boldt hält sich aus der Kaderplanung mittlerweile weitestgehend raus und überlässt diese Sportdirektor Michael Mutzel und Chefscout Claus Costa. Die beiden fokussieren sich bei der Suche nach Neuzugängen wie schon im vergangenen Sommer vor allem auf junge Spieler, die beim HSV ihren nächsten Entwicklungsschritt gehen. Leihmodelle mit anschließender Kaufoption sind die bevorzugte Variante.
Leihspieler Kaufmann blieb unter den Erwartungen
Nach den Erfahrungen mit den aktuellen Neuzugängen sieht sich der Club mit diesem Kurs bestätigt. Einzig Mikkel Kaufmann blieb hinter den Erwartungen. Der aktuell suspendierte Däne wurde aber ohnehin nur als Ergänzungsspieler geholt. Zudem bekam Tommy Doyle unter Walter kaum eine Chance.
Für den Cheftrainer geht es in den kommenden Wochen auch selbst darum zu zeigen, dass er entwicklungsfähig ist. Fortuna Düsseldorf hatte am Sonnabend beim 1:1 klar aufgezeigt, wie man sich als Gegner auf die Spielidee des Trainers einstellt. Beim HSV wiederum erwischten zu viele wichtige Spieler einen schwachen Tag, sodass Walters Fußball überhaupt nicht funktionierte.
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Äußerst zufrieden sind die Verantwortlichen mit Walters Führungsstil und seiner kommunikativen Art. Der Trainer versprüht innerhalb des Clubs weiterhin eine große Energie. Diese war dem ehemaligen Trainer Daniel Thioune vor einem Jahr nach vielen Rückschlägen in der Rückrunde abhandengekommen.
Nun bescheinigte ausgerechnet der Ex-Coach seinem Ex-Club, dass dieser „nie tot ist“ und immer wieder zurückkomme. Tim Walter und seine Mannschaft werden diese Eigenschaft vor allem im April brauchen. Dann werden die sieben Pflichtspiele inklusive des DFB-Pokal-Halbfinals zeigen, wohin die Reise in der kommenden Saison geht. Für Trainer Walter. Und für den gesamten Club.