Hamburg. Der HSV-Vorstand hat eine Erklärung für das geringere Interesse der Fans an einer Rückkehr ins Stadion – und nennt Lösungen.
Für die HSV-Fans stehen so etwas wie Festtage an. Gleich vier der nächsten fünf Pflichtspiele des Zweitligisten werden im heimischen Volksparkstadion ausgetragen. Passend dazu hat der Hamburger Senat die in der Corona-Eindämmungsverordnung festgeschriebenen Regeln gelockert, worüber sich auch der HSV um Vorstand Jonas Boldt freut.
Am kommenden Sonnabend gegen den SC Paderborn darf die Arena erstmals seit Pandemiebeginn wieder voll besetzt werden. So weit die Theorie. In der Praxis ist nicht davon auszugehen, dass gleich wieder 57.000 Zuschauer in den Volkspark strömen. Und das, obwohl auch die 2G-plus-Regel durch 3G ersetzt wird, wodurch auch eine Rückkehr der Ultras als sehr wahrscheinlich gilt. Stattdessen wären schon 30.000 Zuschauer ein Erfolg für den HSV.
Immerhin scheint die Nachfrage größer zu sein als zunächst erwartet, denn inzwischen hat der Club den Familienblock um 3000 nun im Ticketshop verfügbare Plätze erweitert. Zur Erklärung: Der HSV hat zunächst nicht alle 57.000 Plätze zur Verfügung gestellt, um den Kartenverkauf auf ausgewählte Blöcke zu begrenzen. Dadurch will der Club die unter anderem durch zusätzliche Ordner anfallenden Kosten minimieren.
„Naiv“: HSV-Vorstand Boldt mit Zuschauer-Ansage
Nach zwei Corona-Jahren muss der HSV erst einmal zusehen, seine Fans wieder gänzlich von einem Besuch im Volkspark zu überzeugen. Jonas Boldt setzt dabei auf den Faktor Fußballkultur, wie er im Podcast „Lötz Talk“ erzählte. „Wir haben jetzt die Chance zu gestalten anstatt zuzugucken. Wird es nur ein Event, so wie es vielleicht in den USA der Fall ist? Gerade die Amerikaner haben während Corona extrem nach Italien und Deutschland geguckt, weil sie merken, dass Fußball hier noch viel mehr Kultur ist und Emotionen verkörpert.“
Für Boldt ist es nur logisch, dass der HSV wie alle anderen Vereine um die Rückkehr seiner Fans kämpfen muss. „Gerade die Emotionen wurden jetzt fast zwei Jahre weggeschlossen. Das hat eben auch mit Kultur zu tun. Jetzt zu erwarten, dass die Tore im wahrsten Sinne des Wortes geöffnet werden und der Zuschauerstrom genauso wieder zurückkommt, das wäre naiv und vermessen.“
Boldts HSV-Erklärung für die Fan-Problematik
Als Begründung für seine These führt Boldt die sich geänderten Aktivitäten der Fans auf. Viele Menschen haben sich in den vergangenen zwei Jahren ihre Wochenenden ohne einen Stadionbesuch organisiert. Hinzu kommt das deutlich günstigere Sky-Abo im Vergleich zu den für einen Zweitligisten ambitionierten Ticketpreisen und die Sorge einiger, im Stadion einem mutmaßlich höheren Infektionsrisiko ausgesetzt zu sein.
„Die Gewohnheiten und das Bild des Fußballs haben sich ein Stück weit verändert. Man muss sich schon überlegen, wer sind die Zielgruppen? Sind die Preise und das Produkt angemessen? Oder versucht man, das ein Stück neu zu konzipieren. Dabei nimmt der Faktor Nachhaltigkeit eine ganz, ganz wichtige Rolle ein“, sagt Boldt in dem auf Nachhaltigkeit spezialisierten Podcast.
Wie Boldt die HSV-Fans ins Stadion kriegen will
Seine Lösung: „Durch Identität und soziale Themen kann man die Menschen an einen Club binden. Denn wir haben festgestellt, wenn ein Verein eine Identität hat, gibt er für viele Menschen ein Stück Halt und Heimat. Das ist ein hohes Gut im deutschen und europäischen Fußball im Verhältnis zu anderen Ländern.“
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Der HSV will seine Fans also mit der vom Club vorgegebenen Identität überzeugen und setzt dabei vor allem auf den bei der Kaderzusammenstellung ausgegebenen Schwerpunkt Entwicklung, damit sich die Anhänger wieder mit der Mannschaft identifizieren können. Kurzfristig hilfreich wären aber sicherlich auch Siege für eine signifikante Rückkehr der Zuschauer.