Hamburg. Doch auch die beiden Topscorer des HSV brauchen sich nicht zu verstecken. Was Ducksch und seinen Partner Füllkrug so stark macht.
Ein bisschen wirkt es so, als wolle Marvin Ducksch kleine Kinder erschrecken, wenn er ein Tor geschossen hat. Liegt der Ball im Netz, formt Werder Bremens Stürmer aus seinen Händen zwei Hörner am Kopf und streckt die Zunge weit heraus. Was manchmal etwas befremdlich wirkt, hat einen ernsten Hintergrund. Denn damit grüßt der frühere Angreifer des HSV-Rivalen FC St. Pauli einen seiner besten Freunde, der ihn einst davon überzeugte, doch nicht mit dem Fußball aufzuhören, als Ducksch mental am Boden war.
„Er hatte damals versucht, mich aufzumuntern, und mit dieser Geste brachte er mich richtig zum Lachen“, erklärte der Torjäger vor Kurzem seinen Jubel.
Werder Bremen ist oben dank Ducksch und Füllkrug
13-mal nahmen die TV-Kameras Duckschs Geste in dieser Saison bereits auf. Einmal am ersten Spieltag, als er noch für seinen Ex-Club Hannover 96 beim Auswärtsspiel in Bremen traf, und zwölfmal nach Treffern für Werder.
Nicht viel weniger erfolgreich ist sein Sturmpartner Niclas Füllkrug, der trotz eines schleppenden Saisonstarts und einer eintägigen Suspendierung schon zehn Tore erzielt hat, diese allerdings nicht ansatzweise so markant feiert wie Ducksch. Werders aktueller Höhenflug ist auch auf die Leistung der beiden Angreifer zurückzuführen, die in den bisherigen sechs Rückrundenpartien an zwölf der 16 Bremer Tore direkt beteiligt waren. Kein anderes Gespann war in diesem Zeitraum erfolgreicher.
Mit seinen acht (Ducksch) beziehungsweise sechs Vorlagen (Füllkrug) kommt Werders Traumpaar bereits auf 36 Scorerpunkte. Mehr sammelte kein anderes Duo der Liga. Dicht dahinter (34 Scorerpunkte) folgt neben Schalkes Duo Simon Terodde und Marius Bülter auch ein weiteres Traumpaar aus dem Norden: Die beiden HSV-Profis Sonny Kittel (sieben Tore, 13 Vorlagen) und Robert Glatzel (14 Tore, keine Vorlage).
HSV: Beste Abwehr der Liga trifft auf Ducksch
So ähnlich die Werte sind, so unterschiedlich ist die Spielanlage der Topscorer beider Nordrivalen. Während Füllkrug und Glatzel klassische Torjäger sind, ist Kittels Hauptaufgabe, dank seiner Kreativität seine Mitspieler zu bedienen. Eine Rolle, die der mit 29 Jahren älteste Profi aller in dieser Saison eingesetzten HSV-Spieler bislang mit Bravour ausfüllt. Seine 13 Assists sprechen für sich – es ist der Bestwert der Liga.
Mit Bestwerten kennt sich auch Ducksch bestens aus. Nur noch ein Tor oder eine Vorlage fehlt ihm, um den inzwischen für Bundesligist Union Berlin spielenden Ex-Paderborner Sven Michel von Platz eins der Scorerliste zu verdrängen. Eine Marke, die schon an diesem Sonntag beim Nordderby in Hamburg fallen könnte. Allerdings trifft der spielstarke Stürmer dann auch auf die beste Abwehr der Liga.
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Erst 21 Gegentore hat der HSV um seine Bollwerk-Zentrale Sebastian Schonlau und Mario Vuskovic kassiert. Es ist mal wieder ein Bestwert vor diesem Topspiel der Zweiten Liga. Mit Ducksch trifft Hamburgs Defensive nun aber auf einen Stürmer, der Qualitäten wie kein anderer in der Liga mitbringt.
Was Werder Bremens Ducksch so besonders macht
Werders Nummer sieben ist zwar nicht der abschlussstärkste Spieler, doch durch seine kaum ausrechenbaren Laufwege erarbeitet er sich eine Vielzahl an Tormöglichkeiten. Zudem lässt er sich häufig ins Mittelfeld fallen, wodurch er nur schwer zu verteidigen ist. Schon gar nicht nur durch die Abwehr. „Das haben Sie gut erkannt“, sagt HSV-Trainer Tim Walter über diese Beobachtung. „Bremen hat mit Sicherheit sehr gute Spieler: nicht nur Ducksch, sondern auch seinen kongenialen Partner Füllkrug. Wir müssen sie im Kollektiv verteidigen.“
Geht dieser Plan auf, muss der HSV auch nicht mit ansehen, wie Ducksch am Sonntag sein Gesicht zu einer Jubelfratze verzieht.