Hamburg. Beim Anblick des fast leeren Volksparkstadions schwillt unserem Sportchef die Halsschlagader. Wie mehr Fans ins Stadion können.
Vor der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz am Montag nimmt auch die Diskussion über die Zulassung von Fans in Stadien wieder an Fahrt auf. Und womit? Mit Recht. Es ist schon eine Posse, die sich da bundesweit abspielt, die mit Gerechtigkeit oder der Umsetzung von klugen Konzepten nichts zu tun hat.
Peinlich, dass sich die Politikerinnen und Politiker nicht auf einfache, klare und vor allem einheitliche Bestimmungen einigen konnten, und zwar für Veranstaltungen aller Art. Aber selbst beim Sport schert längst jeder aus, wie er will. Von null bis 15.000 – in dieser Range bewegen sich von Schleswig-Holstein bis Bayern die Regelungen für die Auslastung von Arenen und Hallen. Drittliga-Tabellenführer Magdeburg darf sein Stadion gegen Havelse mit 50 Prozent auslasten, also bis zu 15.000 Fans hereinlassen, im Süden Deutschlands kicken die Profis hingegen vor leeren Tribünen.
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Über die Absurdität von voll besetzten Konzertsälen oder Theater im Vergleich zu einem noch nicht einmal zu einem Drittel gefüllten Spiel der Hamburg Towers haben sich nicht nur Hamburgs Proficlubs sogar öffentlich (und nachvollziehbar) bei der Stadt beklagt.
Mehr Zuschauer für HSV und St. Pauli!
Nein, dieser Kommentar soll kein Plädoyer für volle Arenen mit sich in den Armen liegenden Fans ohne Mundschutz sein. Aber mir schwillt die Halsschlagader, wenn ich Bilder in den Stadien sehe wie am Dienstag im Millerntorstadion oder am Freitagabend im Volkspark.
Wenn 2000 Fans beim Pokalspiel des FC St. Pauli gegen Dortmund auf einer (!) Tribüne sitzen (im Schachbrettmuster): Warum soll es dann nicht möglich sein, vier Tribünen mit Sitzplätzen so auszulasten, dass sich der erhöhte Personalaufwand (mit Kontrollen natürlich) für die Clubs dennoch rechnet und sich das Infektionsrisiko nicht erhöht?
Wie mehr Fans ins Stadion können
Die Problematik der An- und Abreise als Argument heranzuziehen, zählt auch nicht. Schon früher hatten die Clubs Zeitzonen organisiert, innerhalb deren die Besucherinnen und Besucher zu ihren Plätzen gehen mussten. Differenzierte, bestehende Konzepte zu justieren und umzusetzen (wie den Verzicht auf Stehplätze in der jetzigen Phase), um das wirtschaftliche Minus der Vereine zumindest etwas zu lindern – ich kann und will den Glauben nicht verlieren, dass dies umsetzbar ist.
Sonst müsste ich zu dem Schluss kommen, dass der Sport, besonders aber der Fußball, nur für Symbolpolitik missbraucht wird.