Hamburg. Politik beschließt Kapazitätsgrenzen auch in Hamburg. Während St. Pauli noch einmal vor 25.000 spielt, trifft den HSV die Reduzierung.

Die Irritationen waren zunächst groß, als Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher am Donnerstagnachmittag die Ergebnisse des Corona-Gipfels zwischen Bund und Ländern verkündete. Die wichtigsten Beschlüsse der Politik für den Sport: An den kommenden Spieltagen sind in den deutschen Stadien nur noch höchstens 15.000 Zuschauer zugelassen. Maximal 50 Prozent der Kapazität dürfen genutzt werden. In Sporthallen dürfen es höchstens 5000 Zuschauer sein.

In Regionen mit sehr hohen Infektionszahlen sollen große Veranstaltungen sogar abgesagt oder im Sport zumindest Geisterspiele durchgesetzt werden. Wo Zuschauer zugelassen sind, gilt die 2G-Regel, nach der nur Geimpfte und Genesene Einlass erhalten. Möglich ist, dass zudem noch ein aktueller Corona-Test nachgewiesen werden muss. Eine Maskenpflicht, die Tschentscher für alle Sportevents angekündigt hat, wird nach Abendblatt-Informationen nur bei Indoor-Veranstaltungen gelten. Bei den Fußball-Zweitligisten HSV und FC St. Pauli kommt eine solche Regelung nicht zum Tragen.

Was erst auf Nachfrage klar wurde: Die neuen Bestimmungen gelten in Hamburg mit Erlass der neuen lokalen Eindämmungsverordnung. Und die wird wahrscheinlich erst am Anfang der kommenden Woche in Kraft treten. Bis dahin gelten die bisherigen Bestimmungen, also auch für die an diesem Wochenende in Hamburg geplanten Spiele der Proficlubs. Diese finden weiter als 2G-Veranstaltungen für Zuschauende statt, das heißt ohne größere Kapazitätsbeschränkungen. Das Abendblatt fasst zusammen, was die neuen Regeln für die Hamburger Proficlubs bedeuten.

Zuschauer: Das gilt für den FC St. Pauli

Die Erleichterung war groß, als im Laufe des Nachmittags klar wurde, dass die Einschränkungen erst in der kommenden Woche greifen. Schließlich steht an diesem Sonnabend (20.30 Uhr) im Millerntor-Stadion das Topspiel zwischen Tabellenführer St. Pauli und dem Bundesligaabsteiger FC Schalke 04 an. Rund 25.000 Karten hatte der FC St. Pauli für diesen sportlichen Höhepunkt bereits abgesetzt, dabei aber wie schon in den Heimspielen zuvor freiwillig darauf verzichtet, die komplette Kapazität von 29.546 Plätzen auszuschöpfen.

„Wir hoffen, dass wir am Sonnabend mit einem vorsichtigen Konzept und nicht bei vollem Haus, so wie wir es in der Pandemie immer gehandhabt haben, spielen können“, hatte St. Paulis Präsident Oke Göttlich zuvor gesagt. Diese Hoffnung erfüllte sich jetzt sogar noch in einem größeren Rahmen als es zunächst realistisch schien. Wie schon beim Heimspiel gegen den SV Sandhausen in der vergangenen Woche appelliert der Kiezclub an die Zuschauer, die ohnehin die 2G-Regel erfüllen müssen, sich zusätzlich testen zu lassen.

Nach dem Schalke-Spiel steht für St. Pauli erst am 15. Januar wieder ein Heimmatch auf dem Programm, dann kommt Erzgebirge Aue ans Millerntor. Mit Blick auf die Forderungen nach Geisterspielen, unter anderem von Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder, sagte Göttlich: „Spannend findet der FC St. Pauli, dass gerade die Politiker:innen, die sich vor der Wahl für die Öffnung der Stadien ausgesprochen haben, es nun in ihren Ländern nicht hinbekommen und für die Schließung der Stadien sind.“

Zuschauer: Das gilt für den HSV

Die Verantwortlichen im Volkspark trifft die erneute Regeländerung vor allem finanziell hart. Ausgerechnet vor den für die Fans attraktiven Heimspielen gegen Hansa Rostock (12.12.) und Schalke 04 (18.12.) muss der Club den Kartenverkauf reduzieren. Bei beiden Spielen hatte der HSV mit rund 25.000 bis 35.000 Zuschauern kalkuliert. Durch die Reduzierung auf maximal 15.000 verlieren die Hamburger in den zwei Spielen zusammen rund 1,2 Millionen Euro der geplanten Einnahmen. Zudem muss man davon ausgehen, dass der neue Beschluss nach der Winterpause nicht so schnell wieder verändert wird. Dann wäre auch beim Stadtderby gegen den FC St. Pauli am 21. Januar nur rund ein Viertel der Stadionkapazität zu besetzen.

Für die Spiele gegen Rostock und Schalke behalten alle von Dauerkartenpfand-Inhabern gekauften Tickets ihre Gültigkeit. Der Mitgliedervorverkauf für das Rostock-Spiel startet am Montag, für das Spiel gegen Schalke am 13. Dezember.

Zuschauer: Das gilt für die HSV-Handballer

Auch die Bundesligahandballer des HSV Hamburg (HSVH) sind erleichtert, die rund 8000 verkauften Tickets für das Topspiel gegen den THW Kiel an diesem Sonntag (13.40 Uhr/NDR und Sky) in der Barclays Arena nicht stornieren zu müssen. „Mit eineinhalb Ticketing-Mitarbeitern hätten wir sonst Tausende von Tickets rückabwickeln müssen. Das hätte uns in der kurzen Zeit vor eine Riesenherausforderung gestellt“, sagt HSVH-Geschäftsführer Sebastian Frecke. „Auch wirtschaftlich wäre bei uns ein großer Schaden entstanden.“

Bei den Heimspielen gegen Hannover-Burgdorf am 18. Dezember darf der HSVH dann nur noch 5000 Zuschauer in die Barclays Arena lassen, beim Weihnachtsspiel gegen den Bergischen HC am 27. Dezember sind es nur noch rund 2000 in der Sporthalle Hamburg. Beim Spiel gegen Hannover hat der Verein die Grenze noch nicht überschritten, gegen den BHC droht die Rückabwicklung vieler bereits verkaufter Tickets.

Die erlaubte Zuschaueranzahl reicht gerade aus, um die hohen Kosten der beiden Heimspiele zu decken. „Die Spiele werden für uns auf ein Nullsummenspiel hinauslaufen. Trotzdem plant man auch Überschüsse ein, um den Etat zu decken“, sagt Frecke. Ab Januar befindet sich die Handball-Bundesliga in der WM-Pause. Eine Umstellung auf 2G plus ist für den HSVH zurzeit keine Option. „Wir empfehlen aber, dass man eine medizinische Maske trägt und sich zusätzlich testen lässt. Eine Test-Vorschrift ist aber wegen der geringen Testkapazitäten nach unserer Meinung momentan gar nicht möglich“, sagt Frecke.

Zuschauer: Das gilt für die Hamburg Towers

Für das Basketball-Bundesligaspiel gegen die Löwen Braunschweig (Sonntag, 15 Uhr) hat der Wilhelmsburger Club bisher 2500 der 2950 Eintrittskarten verkauft. Der Verein empfiehlt allen Zuschauenden, sich vorher freiwillig testen zu lassen. Eine Pflicht besteht nicht. In der Wilhelmsburger edel.optics.de Arena herrscht im Gegensatz zu den vergangenen Spielen diesmal eine Maskenpflicht, sie soll auch künftig gelten. „Auch wenn diese noch nicht explizit vorgeschrieben ist, wollen wir den größtmöglichen Schutz für unser Publikum schaffen“, sagt Towers-Geschäftsführer Jan Fischer.