Hamburg. Bürgermeister Tschentscher sorgte mit seinem Statement zum Teil für Verwirrung. Diese neuen Regeln gelten für den HSV und St. Pauli.
Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hat nach der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) eine Begrenzung der Zuschauer-Kapazitäten bei Sportveranstaltungen verkündet. Demnach werde die Teilnehmerzahl auf 30 bis 50 Prozent reduziert. Betroffen sind vor allem Hamburgs größte Zuschauermagneten HSV, FC St. Pauli, die Hamburg Towers und der HSVH.
Im Detail bedeutet dies, dass Spiele in geschlossenen Räumen vor maximal 5000 Besuchern und im Freien vor höchsten 15.000 Personen ausgetragen werden dürfen. Wie das Abendblatt von mehreren Quellen der Stadt erfuhr, wird diese Regelung noch nicht für dieses Wochenende, sondern erst ab der kommenden Woche gelten, wenn die rechtlich bindende neue Eindämmungsverordnung der Hansestadt aktualisiert wird. Hinzu kommt, dass der Senat ein organisatorisches Chaos vermeiden will, welches bei einer kurzfristig veränderten Zuschauer-Regelung zu befürchten wäre.
FC St. Pauli darf vor vollem Haus spielen
Somit könnte der FC St. Pauli in der Theorie am Sonnabend beim Zweitliga-Topspiel gegen den FC Schalke (20.30 Uhr/Sky und Sport1) vor einem mit 29.546 Zuschauern voll besetzten Millerntor-Stadion spielen.
Ob der Kiezclub allerdings in der Praxis dafür sorgen will, dass schon wieder Bilder eines vollen Fußballstadions für Diskussionsstoff in ganz Deutschland sorgen – so wie am vergangenen Wochenende beim Rheinderby in der Bundesliga zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach – ist noch offen. In Zukunft dürfen bei einer Kapazitätsgrenze von 50 Prozent 14.773 Fans ans Millerntor.
HSV darf vor 15.000 Zuschauern spielen
Auch die Handballer des HSV Hamburg müssen keines der bereits 8000 Tickets für ihr Highlight-Spiel am Sonntag (13.40 Uhr/Sky) gegen den THW Kiel stornieren.
Der HSV darf für sein nächstes Heimspiel am 12. Dezember gegen Zweitliga-Aufsteiger Hansa Rostock wie nun verkündet 15.000 Zuschauer zulassen.
Zuschauer-Begrenzung: Verwirrung um Maskenpflicht
Eine Maskenpflicht, die Tschentscher für alle Sportevents angekündigt hat, wird nach Abendblatt-Informationen in Zukunft nur bei Indoor-Veranstaltungen wie die der Basketballer und Handballer gelten. Beim HSV und FC St. Pauli kommt eine solche Regelung nicht zum Tragen.
Eine verständliche Entscheidung, da ein wissenschaftlich begleiteter Aerosol-Test mit Puppen im Volksparkstadion schon im Juni ergeben hatte, dass sich die zur Übertragung des Coronavirus beitragenden Tröpfchen förmlich in Luft auflösen, wenn ein Fan am Sitzplatz keine Maske trägt. Es wurden weniger Aerosole abgegeben als mit dem Mund- und Nasenschutz.
2G oder 2G plus – was in Hamburg gilt
Das bereits geltende 2G-Modell hat weiterhin Bestand für Hamburgs Sportvereine. Optional können die Veranstalter auf 2G plus, also einen zusätzlichen Test zur Impfung oder des Genesenen-Status', erweitern.
Von der Stadt vorgeschrieben wird 2G plus deshalb nicht, weil diese Regel sonst auch für weitere Branchen wie den Einzelhandel gelten müsste. Wegen der aktuell geringen Testkapazitäten wäre ein solches Modell aber schlicht nicht umsetzbar, heißt es seitens der Stadt.
Die HSV-Handballer bitten ihre Fans deshalb um einen zusätzlichen Test, der aber nicht verpflichtend ist. Gleiches gilt für die Hamburg Towers, die für das Bundesligaspiel gegen die Löwen Braunschweig (Sonntag, 15 Uhr) bisher 2500 der 2950 Eintrittskarten verkauft haben.
Keine Geisterspiele für HSV und St. Pauli
Von einem ursprünglich angedachten Verbot von Auswärtsfans war am Donnerstag keine Rede mehr. In Bundesländern mit sehr hohen Inzidenzen wie Bayern, Sachsen oder Thüringen könnten Sportveranstaltungen auch abgesagt oder nur mit einer sehr stark beschränkten Teilnehmerzahl durchgeführt werden, teilte Tschentscher mit.
Das realistischste Modell für die genannten drei Länder werden wohl Geisterspiele sein. Eine drastische Regelung, die für Hamburg vorerst aus dem Weg geräumt wurde.