Hamburg. Das zwölfte ungeschlagene Spiel in Folge bedeutet Zweitligarekord. Walter hält den HSV inzwischen sogar für “unverwundbar“.
Der zwölfte Zweitliga-Sieg in Folge war fest eingeplant. Schließlich ging es für den HSV gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten aus Bayern. Es war ein kalter Sonntag. Der für die Hamburger allerdings im großen Frust endete. 2:3 hieß es an jenem Nachmittag des 21. Februar aus Hamburger Sicht bei den Würzburger Kickers. Die Serie war gerissen, und die Mannschaft von Daniel Thioune verspielte den Vorsprung in der Tabelle Stück für Stück.
Neun Monate später ging es für den HSV erneut gegen einen abgeschlagenen Tabellenletzten aus dem Bundesland Bayern. Doch von Frust war an diesem kalten Sonntag bei den Hamburgern keine Spur.
Mit einem völlig ungefährdeten 3:0 (2:0)-Sieg gegen Schlusslicht FC Ingolstadt feierte der HSV vor 19.937 Zuschauern den zweiten Heimerfolg in Folge und hält als Tabellenfünfter weiterhin Kontakt zu den Aufstiegsrängen. Mit dem zwölften Spiel in Serie ohne Niederlage trägt sich das Team von Trainer Tim Walter zudem in die Geschichte der noch jungen Zweitligachronik ein.
HSV laut Walter inzwischen "unverwundbar"
Für eine allgemeine Euphorie sorgte dieser HSV-Rekord allerdings nicht. „Nein“, sagte Chefcoach Walter äußerst emotionslos auf die Frage, ob ihm diese Serie etwas bedeute. Wohl aber zeige diese Bilanz, wie schwer seine Mannschaft in dieser Saison zu besiegen sei, so Walter.
In dieser Saison gelang das bislang nur dem Stadtrivalen und Tabellenführer FC St. Pauli, der den HSV am dritten Spieltag mit 3:2 niederrang. Es folgten sieben Unentschieden und fünf Siege. Zwei davon in den vergangenen zwei Wochen.
„Für die Jungs ist es so, dass es uns unheimlich pusht, weil wir merken, dass wir unverwundbar sind und viel passieren muss, dass man uns schlägt“, sagte Walter nach dem Ingolstadt-Spiel. „Das gibt meiner Mannschaft einen totalen Rückhalt und Sicherheit.“
HSV-System: Hat Tim Walter umgedacht?
Ganz zufrieden war Walter mit dem Spiel seiner Mannschaft aber nicht. Tatsächlich hatte der HSV in dieser Saison schon deutlich besser gespielt, ohne dabei zu gewinnen. Gegen ganz schwache Ingolstädter reichte den Hamburgern vor allem eine konzentrierte Leistung in der Defensive. Zum ersten Mal seit dem 2:0 am siebten Spieltag bei Werder Bremen spielte der HSV mal wieder zu Null. „Die komplette Mannschaft verteidigt rigoros und konsequent. Da haben wir uns weiterentwickelt. Das war wichtig für uns“, sagte Walter.
Mit 16 Gegentoren haben die Hamburger zumindest nach Zahlen mittlerweile die zweitbeste Abwehr der Liga hinter dem 1. FC Nürnberg (15). Der HSV findet zunehmend seine Stabilität, nachdem die Mannschaft bedingt durch die extremere Spielweise zu Saisonbeginn noch viel mehr Torchancen und Kontermöglichkeiten zuließ. Bei Trainer Walter scheint inzwischen ein Umdenken stattgefunden zu haben.
Unruhige HSV-Fans laut Walter "nicht hilfreich"
Spielte der HSV in den ersten Wochen noch mit ungewöhnlich vielen Positionswechseln, ist es gerade im Aufbau deutlich ruhiger geworden. Am Sonntag führte das allerdings auch dazu, dass Torhüter Marko Johansson phasenweise nicht wusste, wen er anspielen sollte. Ingolstadt lief überhaupt nicht an, und die HSV-Profis liefen sich zu wenig frei. So blieb Johansson zu Beginn oft nichts anderes übrig, als den von Walter so ungern gesehenen langen Ball zu spielen.
Bei den Fans auf der Nordtribüne kam in dieser Phase bereits Unruhe auf. Was Walter wiederum ärgerte. „Das ist nicht hilfreich für uns. Wir würden uns da etwas anderes wünschen, freuen uns aber, dass wir die Zuschauer am Ende noch glücklich gemacht haben.“
Alidou macht sich wieder ein paar Euro teurer
Weil der neue Publikumsliebling Faride Alidou im richtigen Moment für die Stimmungswende auf den Rängen sorgte. Nach einem Ballgewinn durch Sebastian Schonlau und einem Pass von Sonny Kittel traute sich der Flügelstürmer ins Eins-gegen-eins und legte sich den Ball mit viel Können und etwas Glück per Chip auf seinen starken rechten Fuß. Auch sein Schuss wurde noch leicht abgefälscht, fand aber den Weg ins Tor (13.).
„Alidou ist Alida“, sagte Walter in einem Wortspiel über die Präsenz des 20-Jährigen, der nach seinem Premierentreffer gegen Regensburg erneut sein Potenzial zeigte und sich für den HSV beim Thema Vertragsverlängerung wieder ein paar Euros teurer machte.
HSV besiegt Ingolstadt – die Analyse:
HSV: Walter freut sich speziell für Wintzheimer
So stark wie beim 4:1 gegen den Jahn war Alidou diesmal nicht, aber das galt für die gesamte Mannschaft. Trotzdem reichte es für den nächsten Heimsieg mit drei Toren Unterschied, weil Ingolstadt eben auch so spielte wie ein abgeschlagener Tabellenletzter. Bakery Jatta sorgte mit einem Kopfball nach Kittel-Ecke noch vor der Pause für Klarheit (39.).
In der zweiten Halbzeit kontrollierte der HSV das Geschehen weitestgehend, erlaubte sich aber ein paar Nachlässigkeiten. Fatih Kaya traf noch die Latte für Ingolstadt (87.), zwei Minuten später machte der eingewechselte Manuel Wintzheimer mit seinem ersten Saisontor den Sieg und den Rekord für den HSV klar (89.). Vor allem bei Trainer Walter sorgte der Treffer für große Freude. „Manuel arbeitet sehr hart, aber bislang fehlte ihm das Glück. Heute war er konsequent. Er wollte das Tor unbedingt machen.“
Die Hamburger sind im Rennen um den Aufstieg nun wieder mittendrin. St. Pauli hat sich an der Spitze etwas abgesetzt (32 Punkte), auf den Tabellenzweiten Darmstadt 98 beträgt der Rückstand drei Punkte. Im Volkspark hätte sicher niemand etwas dagegen, wenn es in dieser Saison nach der Rekordserie andersherum läuft als nach dem bislang letzten Bestwert im Februar.