Während der Stadtrivale zieht, muss der HSV gegen Ingolstadt im Volksparkstadion einen neuen Minusrekord hinnehmen.

„Wer will diesen HSV noch siegen sehen?“ Diese Abendblatt-Überschrift ist legendär – und möglicherweise auch nur ein Mythos. Ältere Abendblatt-Redakteure schwören jedenfalls darauf, dass sie der frühere Ressortleiter Klaus Stampfuss angeordnet hatte, nachdem der HSV 1981/82 saisonübergreifend 34 Spiele in der Bundesliga ungeschlagen blieb – und trotzdem in der Meistersaison darauf nur 28.441 Fans im Schnitt kamen.

Nun, von knapp 30.000 Zuschauer kann der Zweitligist von heute jedenfalls nur träumen. Trotz zwölf Spielen in Folge ohne Niederlage kamen bei den vergangenen beiden Heimsiegen gegen Regenburg (4:1) und Ingolstadt (3:0) nur 21.721 Zuschauer im Schnitt. Insgesamt waren es in dieser Spielzeit bislang 24.842 Fans im Schnitt – und damit so wenige wie seit 1992/93 nicht mehr.

HSV unattraktiver als FC St. Pauli?

Ist die Frage, wer diesen HSV noch siegen sehen will, also knapp 40 Jahre später berechtigt? Die Antwort lautet eindeutig jein. Denn natürlich gilt es zu berücksichtigen, dass die Corona-Krise als einer der Hauptgründe für die mageren Zuschauerzahlen herhalten kann. Andererseits sollten die Verantwortlichen des HSV auch nicht die Augen davor verschließen, dass ausgerechnet der FC St. Pauli dem Stadtnachbarn den Rang abzulaufen droht.

Denn wer die mageren 19.937 verkauften HSV-Karten gegen Ingolstadt alleine mit Corona, Wetter und mangelnder Attraktivität des Gegners erklären will, dem könnte man die 23.401 verkauften St.-Pauli-Tickets vom vergangenen Mittwoch gegen Sandhausen entgegenschmettern.

Damit die Abendblatt-Überschrift von einst auch in dieser Saison nie gedruckt wird, sollten gegen die Zuschauermagneten Rostock und Schalke dann doch deutlich mehr Fans wieder kommen. Natürlich nur, sofern es das Infektionsgeschehen und die 2G-Regel erlauben. Die andere Möglichkeit: Der HSV dürfte nicht mehr siegen. Doch auf diese Option hat außerhalb St. Paulis sicher gar kein Hamburger Lust.