Hamburg. Gegen den bisherigen Tabellenzweiten fährt der HSV den zweiten Heimsieg ein. Vor allem Talent Alidou und Kittel begeistern.

Nach 73 Minuten verdiente sich der Matchwinner des HSV seinen verdienten Sonderapplaus. Bei der Auswechslung von Faride Alidou erhob sich jeder einzelne Zuschauer von seinem Sitzplatz. Ein Tor und eine Vorlage steuerte der 20-Jährige zum 4:1 (2:1)-Sieg gegen den bisherigen Tabellenzweiten Jahn Regensburg bei, dem erst zweiten Heimsieg der Saison. Als Belohnung wurde er bei seiner halben Ehrenrunde mit „Alidou! Alidou!“-Sprechchören gefeiert.

Walter freut's: HSV siegt dank Alidou

Dank dem Youngster und dem ebenfalls starken Sonny Kittel (ein Tor, drei Assists) ist die Saison des HSV um ein weiteres Spektakel reicher. Am Sonnabendnachmittag präsentierte sich die Mannschaft von Trainer Tim Walter enorm spielfreudig, druckvoll und stürmisch. „Wir haben von Anfang an gezeigt, dass wir das Spiel gewinnen wollen. Die Jungs waren total drin und fokussiert – zudem waren wir sehr konsequent in unseren Aktionen. Ich denke, wir haben verdient gewonnen“, sagte ein glücklicher Coach.

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Angeführt von einem phasenweise furios aufspielenden Alidou ließen die Hamburger von Beginn an keine Zweifel aufkommen, wer als Sieger vom Platz gehen soll. Alleine der Wilhelmsburger aus dem eigenen Nachwuchs war mit seinen trickreichen Aktionen den Eintritt wert. Es ist zugleich der einzige Wermutstropfen für den HSV an diesem Sonnabend, denn gerade einmal 23.505 Zuschauer fanden den Weg ins Volksparkstadion – ein Negativwert (ohne Corona-Einschränkungen).

Alidou begeistert HSV gegen Regensburg

Doch auf dem Rasen überwog vor allem das Positive. „Es hat heute sehr viel Spaß gemacht. Wir haben uns belohnt für die Art und Weise, wie wir seit Wochen Fußball spielen. Das macht mich stolz. Gerade die jungen Spieler haben gesehen, dass sich harte Arbeit lohnt“, sagte der mit 28 Jahren erfahrenste HSV-Profi auf dem Platz. „Ich war heute wieder der älteste Feldspieler unserer Mannschaft. Das ist schon ein bisschen lustig, so alt bin ich doch noch gar nicht.“

Durch Walters berüchtigtes hohes Pressing wurde Regensburg zu vielen Fehlern im Spielaufbau gezwungen. Nach Ballgewinnen war immer wieder ein ähnliches Muster zu erkennen: Über den Mittelfeldstrategen Jonas Meffert gelang der Ball zu einem der beiden Achter Kittel oder Ludovit Reis, die meistens den schnellen Alidou suchten. Was der Flügelstürmer mit dem Ball anzufangen wusste, sorgte für Begeisterung auf den Rängen. Immer wieder wurden seine Aktionen von den Fans mit „Alidou! Alidou!“-Gesängen gefeiert.

Überhaupt zeigten sich die HSV-Fans, die zuletzt häufiger durch negative Stimmung und Fehlverhalten aufgefallen waren, diesmal von ihrer besseren Seite. Und das, obwohl die Ultras weiterhin auf einen organisierten Support verzichteten.

HSV vergab zunächst einige Chancen

Doch gegen Regensburg war es vor allem die spektakuläre Spielweise der bejubelten Profis, die zur Unterstützung von den Rängen animierte. Bereits nach 9 Minuten hätte der HSV führen können, als Sonny Kittel gedankenschnell eine Ecke kurz auf Alidou ausführte, der zwei Gegenspieler austanzte, aber aus sechs Metern am Tor vorbei schoss. Kurz darauf war es Stürmer Robert Glatzel, der nach Kittels Flanke mit seinem Kopfball an Regensburgs Torhüter Thorsten Kirschbaum scheiterte (18.).

„Geht das etwa schon wieder los mit den vergebenen Großchancen?“, muss so mancher HSV-Fan gedacht haben. Diesmal sollte es allerdings anders kommen als bei den vielen Unentschieden zuletzt in der Liga (Kittel: „Wenn man immer 1:1 spielt, frustriert uns das auch“). Nach Vorarbeit von – natürlich – Alidou erzielte Reis das überfällige 1:0 mit einem trockenen und sehenswerten Abschluss ins rechte Eck (31.). Zu diesem Zeitpunkt hatten die Hamburger 72 Prozent Ballbesitz.

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HSV holt sich Führung zurück dank Alidou

Doch die Führung währte nur wenige Sekunden, denn im direkten Gegenzug gelang Regensburg der schmeichelhafte Ausgleich durch Jan-Niklas Beste (33.). Im Anschluss verloren die Hanseaten etwas den Faden und die Gäste kamen immer wieder zu Torchancen, um das Spiel sogar zu drehen.

Ludovit Reis schoss den HSV sehenswert in Führung. Fast noch sehenswerter war sein Jubel.
Ludovit Reis schoss den HSV sehenswert in Führung. Fast noch sehenswerter war sein Jubel. © Witters | Unbekannt

Anders als in vielen bisherigen Saisonspielen brach der HSV diesmal nicht dauerhaft ein, sondern rehabilitierte sich schnell. Der schönste Angriff des Spiels führte allerdings nur kurzzeitig zum alten Abstand, da Bakery Jattas Treffer vom Videoschiedsrichter wegen einer Abseitsstellung von Sonny Kittel beim Doppelpass mit Glatzel wieder zurückgenommen wurde (42.).

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Die Fans des HSV hatten trotzdem allen Grund zu jubeln. Jedes einzelne der drei Darmstädter Tore binnen zwölf Minuten im Parallelspiel gegen den verhassten Stadtrivalen FC St. Pauli sorgte für Ekstase auf den Rängen. Und inmitten des Jubels über Darmstadts 4:0 holte sich der HSV die erneute Führung zurück. Kittel zeigte Alidou einen tiefen Laufweg an, bediente ihn optimal und der Youngster krönte seine starke Leistung mit dem 2:1 (45.).

Kurz vor der Pause hätte Glatzel sogar noch das 3:1 erzielen müssen, doch Kopfbälle bleiben weiterhin eine Schwäche des 1,93-Meter-Hünen.

HSV schlägt Regensburg: Auch Suhonen trifft

In den sechs Heimspielen zuvor, von denen fünf unentschieden endeten, ließ der HSV auf eine gute Halbzeit eine schlechte folgen. Diesmal folgte eine gute auf eine sehr gute. Die Walter-Elf ging während der gesamten 90 Minuten auf Torejagd. Kittel per Volleyabnahme (51.), der doppelte Jatta (54. und 80.) sowie Schonlau, der an der Latte scheiterte (83.), verpassten weitere Treffer.

Und dennoch erspielten sich die Hamburger Mitte der zweiten Halbzeit eine ungewohnte Zwei-Tore-Führung, weil Kittel einen Foulelfmeter nach dem Einschreiten des Videoschiedsrichters sicher verwandelte (65.). Zuvor war Torschütze Kittel nach schönem 50-Meter-Solo von Regensburgs Kennedy regelwidrig am Fuß getroffen worden.

König Anssi: HSV-Eigengewächs Suhonen erzielte mit seinem ersten Profitor den 4:1-Endstand gegen Regensburg.
König Anssi: HSV-Eigengewächs Suhonen erzielte mit seinem ersten Profitor den 4:1-Endstand gegen Regensburg. © Witters | Unbekannt

Der eingewechselte Anssi Suhonen erhöhte mit einem herrlichen Schlenzer sogar noch auf 4:1. Es war der verdiente Lohn eines spektakulären Auftritts des HSV. „Wenn wir die Leistung defensiv und offensiv bringen und wie immer unsere Bereitschaft in die Waagschale werfen, dann können wir uns belohnen. Es ist wichtig, dass wir immer die Leistung bewerten und nicht nur das Ergebnis“, sagte HSV-Coach Walter, der sich diesmal über die Leistung und das Ergebnis freuen konnte.

Die Aufstellung

  • HSV: Johansson – Heyer, Vuskovic, Schonlau, Muheim – Meffert (88. Kinsombi) – Reis, Kittel (89. Doyle) – Jatta (81. Suhonen), Glatzel (88. Kaufmann), Alidou (73. Wintzheimer). – Trainer: Walter.
  • Regensburg: Kirschbaum – Faber, Nachreiner, Kennedy, Wekesser – Gimber (41. Moritz) – Boukhalfa (80. Zwarts), Besuschkow – Beste, Albers (80. Makridis), Singh (80. Otto). – Trainer: Selimbegovic
  • Schiedsrichter: Robert Hartmann (Wangen)
  • Zuschauer: 23.505
  • Tor: 1:0 Reis (31.), 1:1 Beste (33.), 2:1 Alidou (45.), 3:1 Kittel (65.), 4:1 Suhonen (87.)
  • Gelbe Karten: Suhonen (3) – Kennedy, Moritz
  • Statistik: Torschüsse: 15:16, Ecken: 8:8, Ballbesitz: 53:47 Prozent