Hamburg. Gleich vier Leistungsträger fallen aus. Nun darf sich Youngster Mario Vuskovic beweisen – ein U-19-Talent rückt in den Kader.
Als Tim Walter seine Spieler am Donnerstagvormittag zur einzigen Einheit des Tages empfing, waren auch Mario Vuskovic und Tommy Doyle wieder mit dabei. Die beiden Profis des HSV kehrten als letzte der insgesamt fünf verreisten Junioren-Nationalspieler nach Hamburg zurück – und hinterließen einen fitten Eindruck.
Gerade bei Vuskovic dürfte Walter erleichtert sein, dass er die beiden 90-minütigen Einsätze für die kroatische U-21-Auswahl unversehrt überstanden hat. Einen weiteren Ausfall in der Defensive hätte der Coach mit dem Profikader nicht mehr kompensieren können, da ihm bereits die Abwehrspieler Tim Leibold (Kreuzbandriss), Jonas David (Muskelfaserriss) und Josha Vagnoman (Sehnenriss) für das Heimspiel am Sonnabend gegen Jahn Regensburg (13.30 Uhr/Sky und im Liveticker bei abendblatt.de) nicht zur Verfügung stehen.
HSV ohne Heuer Fernandes
Am Donnerstag gab der HSV zudem bekannt, dass mit Stammtorwart Daniel Heuer Fernandes der vierte Leistungsträger für „einige Wochen“ ausfallen werde. Der Deutsch-Portugiese hatte sich vor dreieinhalb Wochen bei seiner Elfmeterparade im DFB-Pokal gegen Nürnbergs Asger Sörensen an der Kapsel im Knie verletzt und trainiert seitdem nur individuell. Bei den darauffolgenden Ligaspielen gegen Kiel (1:1) und in Karlsruhe (1:1) absolvierte Heuer Fernandes jeweils noch am Spieltag Härtetests, die er aber nicht bestand. Nun sorgte eine erneute MRT-Untersuchung für Klarheit, dass der Torhüter länger pausieren muss.
Vertreten wird er wie schon zuletzt von Marko Johansson, der in der Liga einen souveränen Eindruck hinterließ, in den beiden Testspielen in Wolfsburg (1:4) und gegen Nordsjaelland (7:4) allerdings mehrfach folgenschwer patzte.
Wie lange Heuer Fernandes ausfallen werde, wisse er nicht, räumte Walter ein. „Ferro kann schon viele Sachen machen, sagt aber auch, dass er vom Kopf her nicht so weit ist, wie er es gerne hätte“, sagte der HSV-Coach, der betonte, dass der Torhüter selber entscheide, wann er wieder spielt. „Wir wollen ihn nicht verbrennen, ihn in nichts reindrängen. Er muss ein gutes Gefühl haben.“
Mario Vuskovics große HSV-Chance
Das gute Gefühl, das Heuer Fernandes fehlt, gibt Walter trotz der Personalnot weiterhin vor zu haben. Dabei muss er mit Heuer Fernandes, Leibold und David auf gleich drei wichtige Defensivstützen verzichten. Letzterer hat in dieser Saison noch keine Spielminute verpasst. Gegen Regensburg darf sich der 20 Jahre alte Vuskovic berechtigte Hoffnungen machen, den Youngster zu ersetzen.
Der offensichtliche Nachteil, dass der Kroate in dieser Woche nur zwei Trainingseinheiten mit der Mannschaft absolvieren wird, ist für Walter kein Grund, ihn nicht aufzustellen, gab der Trainer am Donnerstag zu. „Menschlich und sportlich bin ich total zufrieden mit ihm, seine Entwicklung ist sehr gut“, sagte Walter über den Verteidiger, dem er in der Liga erst 98 Minuten das Vertrauen schenkte – davon einmal über die volle Distanz gegen Nürnberg (2:2), als Kapitän Sebastian Schonlau Gelb-Rot-gesperrt fehlte.
Doch gerade in dieser Partie habe Vuskovic überzeugt, obwohl er einen unglücklichen Elfmeter verschuldete. „Mario hat bereits gegen Nürnberg nachgewiesen, dass er auf diesem Niveau spielen kann“, lobte Walter.
HSV: Warum Vuskovic kaum spielte
Ohnehin liege Vuskovics bislang geringe Einsatzzeit für den HSV nicht an seiner eigenen Leistung, sondern an den starken Auftritten seines ein Jahr älteren Konkurrenten. „Wir wollen jeden Spieler nach vorne bringen, das haben wir mit Jonas (David) geschafft“, sagte Walter und legte nach: „Das heißt aber natürlich auch, dass der Andere (Vuskovic; d. Red.), der auf einem ähnlichen Level ist, nicht so viel spielt und trotzdem seine Erfahrung machen muss.“
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Doch nun scheint der Moment gekommen, in dem Vuskovic diese Erfahrung endlich sammeln darf. Gegen Regensburg wird der kopfballstarke Innenverteidiger erstmals an der Seite von Schonlau auflaufen, der zuletzt Probleme in den direkten Kopfballduellen hatte. Vuskovic könnte also die optimale Ergänzung für den mit seiner Form kämpfenden Kapitän sein.
Oder hat es Auswirkungen auf die defensive Stabilität, wenn das bislang gut harmonierende Abwehrduo Schonlau/David für drei Wochen gesprengt wird? „Natürlich fehlt uns Jonas, weil er sich über die komplette Zeit immer weiterentwickelt hat und jeden Tag dazulernen will“, antwortete ein sichtbar leicht verärgerter Walter auf diese Frage. „Ich habe immer gesagt, ein junger Spieler wird Fehler machen. Genauso ist es jetzt auch bei Mario. Er kann nicht die Erfahrung haben, weil er jung ist und ihm Spiele fehlen.“
Was will Walter mit dem HSV erreichen?
Doch diese Spiele wird Vuskovic in den nächsten Wochen erhalten. Bis Weihnachten stehen für den HSV fünf Partien auf dem Programm – darunter vier Heimspiele. Auch wenn die Clubbosse weiterhin nicht vom Ziel Aufstieg abrücken, vermied Walter ein konkretes Punkteziel für seine auf Platz sieben stehende Mannschaft.
„Mir geht es nicht darum, wie viel Punkte wir holen, sondern welche Leistung wir auf den Platz bringen“, stellte der Coach das Entwicklungsziel des Teams heraus. „Wir wollen alles investieren und viele Kilometer abreißen – das macht uns stark.“ Erst dann könne man über „die andere Geschichte“, also die Punkte, reden. Gleich zweimal betonte Walter, „wir müssen unsere Leistung kompensieren“. Was genau er damit meinte, bleibt allerdings unklar.
Walter befördert HSV-Talent
Weitaus klarer scheinen dagegen die Gedankenspiele, den personell arg gebeutelten Spieltagskader mit einem Nachwuchstalent aufzufüllen. Am Donnerstag trainierte Walter mit 18 Feldspielern, darunter auch Mittelfeldspieler Felix Paschke (18) und Abwehrspieler Bent Andresen (18) aus der U19. Beide Youngster dürfen genauso auf einen Platz im 20-köpfigen Aufgebot hoffen wie U-19-Kapitän Elijah Krahn (18), der beim Training wegen seiner schriftlichen Abitur-Vorprüfung fehlte.
Ebenfalls nicht dabei war Mittelfeldstratege Jonas Meffert (Zehenbruch), der laut Walter aber „definitiv fit wird“. Somit dürfte immer noch ein U-19-Talent von der aktuellen Personalnot beim HSV profitieren.