Hamburg. Der Vertreter des verletzten Stammtorwarts Heuer Fernandes hatte bislang einen schweren Stand beim HSV. Gegen Kiel überzeugte er.
Es lief die 42. Minute beim Heimspiel des HSV gegen Holstein Kiel (1:1), als Torhüter Marko Johansson einen emotionalen Ausbruch hatte. Der Vertreter des verletzten Stammtorwarts Daniel Heuer Fernandes (Kapselprobleme im Knie) warf sich in einen Schuss von Fin Bartels und brachte das kaum noch für möglich gehaltene Kunststück fertig, das vermeintlich sichere Gegentor zu verhindern. Statt des Ausgleichs gab es eine Ecke für Kiel – und Johansson feierte sich selbst, als hätte er soeben die Champions League gewonnen.
Johansson hatte schweren Start beim HSV
Es war eine Szene, die der Schwede einfach mal für sein Selbstvertrauen gebraucht hat. Seit seiner Verpflichtung im Sommer ist Johansson die klare Nummer zwei hinter Heuer Fernandes, der eine starke Saison spielt. Im Training wusste Johansson bislang nur selten zu überzeugen. Beim Testspiel in Wolfsburg (1:4) offenbarte er erhebliche fußballerische Schwächen mit dem von Trainer Tim Walter geforderten Spielstil, bei dem der Torhüter stark in den Spielaufbau mit einbezogen wird.
Am Ende verschuldete der 23-Jährige drei der vier Gegentore und blieb einen Nachweis schuldig, im Ernstfall eine gute Vertretung für Heuer Fernandes sein zu können. Doch diesen Nachweis reichte Johansson am Sonnabend gegen Kiel nach.
„Ich dachte einfach nur, ich werde diesen Ball halten und dann habe ich es auch geschafft“, sagte Johansson am Tag danach über seine starke Parade. „Wenn du in dem Stadion vor diesen Fans so eine starke Parade zeigst, dann bist du natürlich glücklich und zeigst allen, dass du jeden Ball halten willst.“
Johansson freut sich über besonderes HSV-Spiel
Dass es zwischen Wollen und Können doch noch einen kleinen, aber feinen Unterschied gibt, bekam der Torhüter Anfang der zweiten Halbzeit zu spüren, als er das Gegentor zum fünften Unentschieden im sechsten Heimspiel auch nicht mehr verhindern konnte. Und dennoch wird Johansson, dessen Mutter, Stiefvater und Freundin auf der Tribüne mitfieberten, diesen für ihn persönlich besonderen Tag noch lange in positiver Erinnerung behalten. „Natürlich war es für mich ein großer Schritt in meiner Karriere, hier in Deutschland mein Debüt gegeben zu haben“, sagte er.
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Mit seiner Freude steckte er die gesamte Mannschaft an. „Wir alle haben uns richtig für ihn gefreut, dass er die Chance bekommen und es richtig gut gemacht hat“, sagte Mitspieler Jonas Meffert. „Es ist ja auch ein sehr anspruchsvolles Torwartspiel, das der Trainer sehen will. Das hat er gut gemacht.“
Das sah auch sein Trainer so. „Marko hat mittlerweile die Erfahrung, was unsere Spielphilosophie angeht. Es ist nicht einfach, aus der kalten Hose heraus vor 40.000 Zuschauern zu spielen. Er hat einen sensationellen Job gemacht“, sagte Walter. Emotionaler als die Worte des HSV-Coaches war an diesem Abend nur der Gefühlsausbruch von Johansson nach seiner Parade gegen Bartels.
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