Hamburg/Nürnberg. HSV siegt in Nürnberg mit 5:3. Jonas David traf sowohl zur Führung als auch beim letzten Elfmeter. Tim Leibold verletzt.
Es war bereits 23.30 Uhr, als es für die rund 2000 mitgereisten Fans des HSV kein Halten mehr gab. Gerade eben hatten die Hamburger 5:3 nach Elfmeterschießen gegen den 1. FC Nürnberg gewonnen. Jonas David hatte den Schlusspunkt gesetzt, nachdem der Youngster auch schon den ersten Treffer eines denkwürdigen Abends erzielt hatte, über den noch lange zu sprechen sein wird.
Dabei verlief der Hinflug Stunden vorher nach Nürnberg zunächst problematischer als es sich die HSV-Verantwortlichen erhofft hatten. Weil ein Crew-Mitglied der Chartermaschine krank geworden war, konnte der HSV-Flieger nicht wie geplant am Mittag um 12.30 Uhr vom Geschäftsfliegerterminal in Hamburg-Fuhlsbüttel abheben. Nachdem es zunächst hieß, dass man wohl einige Zeit auf eine neue Kabinenmannschaft warten müsste, entschied man sich dann doch, mit der ursprünglichen Crew zu fliegen. Mit einer Verspätung von rund einer Stunde hob der HSV-Flieger schließlich ab.
HSV gegen Nürnberg: Tommy Doyle erstmals in Startelf
Anders als die Fluggesellschaft entschied sich HSV-Trainer Tim Walter einige Stunden später nach der sicheren Landung in Nürnberg, sehr wohl auf eine neue Crew zu setzen. Paderborn-Lastminute-Torschütze Tommy Doyle erhielt erstmals von Beginn an die Chance – und überraschend fand sich auch Stürmer Mikkel Kaufmann in der Startelf wieder.
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Doch weder der Engländer noch der Däne sollten in der Anfangsviertelstunde für besondere Aufregung sorgen. Erster Pokalaufreger im Max-Morlock-Stadion war nach 17 Minuten einer, auf den sämtliche der 19.267 Zuschauer am liebsten verzichtet hätten. Nach einem unglücklichen Zweikampf an der Seitenlinie mit Nürnbergs Tom Krauß knickte das rechte Knie von Tim Leibold so übel weg, dass man beim Studium der TV-Bilder Böses befürchten muss.
HSV: Tim Leibold verletzt – Jonas David trifft zur Führung
Der frühere Cluberer schrie vor Schmerzen und musste minutenlang behandelt werden, ehe er mit den Händen vor dem Gesicht auf einer Trage aus dem Innenraum des Stadions gebracht werden musste. „Eine unglückliche Aktion, auch wenn es brutal aussieht“, sagte Nürnbergs Profi Florian Hübner in der Halbzeit bei Sky – und wünschte „Gute Besserung“. Eine lange Zwangspause muss allerdings befürchtet werden.
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Für Leibold kam Miro Muheim ins Spiel, das nach einer knappen halben Stunde dann auch sportlich – und vor allem aus Hamburger Sicht – an Fahrt aufnahm. Die Belohnung folgte kurz vor dem Pausenpfiff durch Jonas David. Einen Eckball Sonny Kittels köpfte der Dauerbrenner, der noch keine Saisonminute verpasst hat, zur verdienten Hamburger Pausenführung ein. Durchpusten!
DFB-Pokal: Kurz nach der Halbzeit der nächste Schock
Doch der zweite Durchgang begann direkt mit dem nächsten Schockmoment, den die meisten der Zuschauer so schnell nicht wieder vergessen werden. Nicht einmal zehn Sekunden waren gespielt, als Leibold-Ersatz Muheim und Nürnbergs Krauß mit voller Wucht mit den Köpfen zusammenrasselten. Besonders Krauß erwischte es schwer. Die eilig herbeigerufenen Sanitäter bauten einen Sichtschutz auf, hinter dem der Mittelfeldmann minutenlang behandelt wurde.
Mehreren Nürnbergern war der Schreck deutlich anzusehen. Leichte Entwarnung gab es erst, als Krauß den Daumen hob und unter Applaus der Fans vom Platz getragen wurde. Der 20 Jahre alte Leihprofi aus Leipzig wurde umgehend ins Klinikum Nürnberg gebracht, wo er über Nacht zur Beobachtung bleiben musste.
HSV gegen Nürnberg: Frisch eingewechselt trifft Taylan Duman
Doch der Profifußball lässt keinen Raum fürs Innehalten. Nach der knapp sieben Minuten langen Unterbrechung hieß es: The Show must go on. Und dem zweiten schlimmen Unfall des Abends folgte wenig später auch der zweite Treffer des Abends. Ausgerechnet der für den verletzten Krauß eingewechselte Taylan Duman schloss eine schöne Kombination überlegt neben dem rechten HSV-Pfosten zum 1:1 ab (60.).
Die aufgrund der beiden schlimmen Verletzungen von Leibold und Krauß zuvor geschockten Profis, schüttelten das gesamte Entsetzen ab und boten dem immer lauter werdendem Stadion nun einen sportlichen Pokalkampf mit vielen Chancen auf beiden Seiten. Weil aber auch Nürnbergs Lino Tempelmann in der letzten Minute aus bester Position an HSV-Torhüter Heuer Fernandes scheiterte, blieb es auch nach 97 Minuten beim 1:1. Es folgte, was folgen musste, wenn die beiden Unentschieden-Könige der Zweiten Liga aufeinandertreffen: Verlängerung.
DFB-Pokal: Verlängerung: Viele Chancen, keine Tore
Die 30 Minuten Zuschlag sind schnell zusammengefasst: Viele Chancen, keine Tore und eine vermeintliche Schwalbe des eingewechselten Faride Alidous im Nürnberger Strafraum, die sich bei genauer Betrachtung sehr wohl als elfmeterwürdiger Kontakt durch Enrico Valentini entpuppte. Elfmeter wurden dann aber doch geschossen – und zwar nicht zu knapp. Als Helden wurden am Ende aber nur HSV-Torhüter Heuer Fernandes, der einen Ball hielt, und eben David, der den letzten Elfmeter eiskalt verwandelte, gefeiert.
An diesem Mittwoch fliegen die Hamburger gegen 11.30 Uhr wieder zurück nach Hamburg. Mit dem guten Gefühl, das Achtelfinale erreicht zu haben. Aber hoffentlich ohne Verspätung – und hoffentlich mit der Gewissheit, dass es Leibold und Krauß doch nicht so schlimm erwischt hat, wie man befürchten muss.