Hamburg. Im ersten Zweitliga-Nordderby zwischen Werder Bremen und dem HSV feiern die Hamburger einen wichtigen Sieg. Glatzel und Heyer treffen.
Tim Walter tanzte im Kreis. Der HSV-Trainer wurde von seinen Spielern gefeiert. Und auch die Mannschaft hüpfte vor Freude. Soeben hatte der HSV einen historischen Sieg gefeiert: Den Sieg im ersten Zweitliga-Nordderby zwischen Werder Bremen und Hamburg.
Es war noch Mitte der zweiten Halbzeit, da feierten die HSV-Fans bereits den „Auswärtssieg“. Sie mussten zittern, aber sie bekamen ihn. „Derbysieger, Derbysieger, hey, hey“, sangen sie nach dem Schlusspfiff. Zum ersten Mal seit 2016 gewinnt der HSV wieder das Nordderby gegen Werder Bremen, erstmals seit 2015 gewinnen die Hamburger in Bremen. Mit 2:0 (2:0) holte das Team von Trainer Tim Walter im Weserstadion durch die Tore von Robert Glatzel (2.) und Moritz Heyer (45.+2) den dritten Saisonsieg. Der HSV zieht damit in der Tabelle vorbei am Rivalen aus dem Norden und klettert mit zwölf Punkten auf Platz vier der Zweiten Liga. An diesem Abend passte (fast) alles.
HSV erwischt gegen Werder einen Traumstart
Der HSV erwischte im Topspiel des siebten Spieltags einen echten Traumstart. Die zweite Minute hatte gerade erst begonnen, als die Hamburger schon jubelten. Jan Gyamerah zog aus der eigenen Hälfte ein Dribbling quer über den Platz an und spielte auf Tim Leibold. Der leitete weiter zu Moritz Heyer, der den Ball in die Mitte brachte. Robert Glatzel stand dort goldrichtig und köpfte den Ball über Zetterer hinweg ins Tor (2.).
Dem HSV tat der frühe Treffer spürbar gut. Selbstbewusst ließ Tim Walters Elf den Ball in den eigenen Reihen und durch den eigenen Strafraum kreisen. Oft auch mit Risiko. Aber das machte sich bezahlt, als Torhüter Daniel Heuer Fernandes sich nach einem Rückpass den Ball auf den linken Fuß legte und Christian Groß gefährlich nah kommen ließ. Der bereits Gelb-verwarnte Bremer ließ sich zu einem Foul hinreißen und musste mit Gelb-Rot vom Platz (31.).
Schwächephase des HSV nach gutem Beginn
In der Folge begann in Überzahl allerdings die schwächste Phase des HSV, der sich zurückzog und Werder spielen ließ. Glück hatten die Hamburger, als Marvin Ducksch im Laufduell mit HSV-Kapitän Sebastian Schonlau im Strafraum zu Fall kam. Die Bremer Zuschauer forderten Elfmeter und Rot, doch Schiedsrichter Sascha Stegemann ließ die Szene weiterlaufen und auch Videoschiedsrichter Matthias Jöllenbeck ließ die Entscheidung bestehen (37.). Der HSV hätte sich nicht beschweren dürfen, wenn es Elfmeter gegeben hätte, da Schonlau Ducksch am Knie berührte.
Tabellenspitze der 2. Bundesliga
1. Heidenheim 34 / 67:36 / 67
2. Darmstadt 98 34 / 50:33 / 67
3. HSV 34 / 70:45 / 66
4. Düsseldorf 34 / 60:43 / 58
5. FC St. Pauli 34 / 55:39 / 58
Wenig später durfte der neue Bremer Torjäger dann jubeln, aber nur kurz. Ducksch schlenzte einen Freistoß aus 18 Metern über die Mauer in die Maschen. Doch während der Bremer noch an der Eckfahne feierte, hatte Stegemann das Tor bereits aberkannt. Was viele im Stadion nicht sahen: Werders Neuzugang Mitchell Weiser stand beim Freistoß vor der HSV-Mauer. Das ist seit zwei Jahren nicht mehr erlaubt. Der Ausgleich zählte nicht.
Moritz Heyer trifft, Jatta bereitet vor
Es lief in dieser ersten Halbzeit einfach alles für die Hamburger. Kurz vor dem Pausenpfiff erhöhte der HSV auf 2:0 – weil schon wieder Moritz Heyer traf. Bakery Jatta hatte sich auf rechts durchgesetzt und perfekt getimt in die Mitte geflankt. Dort stand Heyer frei und köpfte ein (45.+1). Schon sein vierter Saisontreffer, der das Weserstadion erstummen ließ – bis auf die 1050 HSV-Fans, die schon zur Halbzeit „Wir wollen den Derbysieg“ skandierten.
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Dafür mussten die Hamburger aber lange zittern. Vor allem, nachdem Abwehrchef Schonlau ebenfalls vom Platz flog. Der 27-Jährige ließ Romano Schmid vor dem Strafraum auflaufen (52.). Stegemann stellte den Hamburger mit Geld-Rot vom Feld, wohlwissend, dass Schonlau schon im ersten Durchgang den Platzverweis hätte sehen können.
Jatta vergibt glasklare Chance
Werder witterte nun wieder seine Chance und drückte, der HSV konterte. Und hätte durch Jatta alles klar machen müssen. Der Hamburger, der einst beim Probetraining in Bremen durchfiel, stand nach einem Pass von Sonny Kittel allein vor Zetterer, scheiterte aber am Bremer Torwart und seinen Nerven (61.). Eine vergebene Chance, die sich rächen sollte?
Bremens Trainer Markus Anfang brachte mit Niklas Füllkrug einen weiteren Stürmer, der auch prompt die große Chance zum Anschluss hatte. Der Angreifer legte sich zunächst den Ball vorbei an Heuer Fernandes und hatte das leere Tor vor Augen, verzog aus spitzem Winkel aber völlig (74.). Wenig später eine ähnliche Szene. Wieder hat Füllkrug das 1:2 auf dem Fuß, wieder scheitert er mit einem schwachen Abschluss (77.).
Heyer mit Muskelverletzung vom Platz
Beim HSV musste dann noch Heyer mit einer Muskelverletzung vom Platz. Neuzugang Mario Vuskovic durfte sein Debüt feiern. Die Hamburger wurden nun im Minutentakt in den Strafraum gedrängt. Werder schaffte es aber nicht, den Ball über die Linie zu bringen.
Der HSV kam kaum noch über die Mittellinie, doch hinten warfen sich Tim Leibold und Co. in jeden Ball. Nach sechs Minuten Nachspielzeit war es vollbracht. Der HSV gewinnt das Nordderby und macht seine Fans so richtig glücklich.