Hamburg. Der langjährige Clubmanager möchte als Vize im neuen Präsidium des Vereins als Bindeglied zwischen der HSV-AG und dem e. V. wirken.
Bernd Wehmeyer war gerade im Urlaub auf Mallorca, als er vor einer Woche einen Anruf aus Hamburg bekam. Marcell Jansen meldete sich in der Leitung. Wehmeyer, der Europapokalsieger von 1983 mit dem HSV, und Jansen, der 45-malige Nationalspieler, kennen sich seit Jahren. Der Clubmanager und der Aufsichtsratsvorsitzende der HSV Fußball AG sind bei Heim- und Auswärtsspielen häufig Seite an Seite auf der Tribüne zu sehen. Künftig könnten die beiden Seite an Seite arbeiten. Denn Jansen überzeugte Wehmeyer am Telefon, bei der nächsten Mitgliederversammlung des HSV e.V. am 7. August gemeinsam für die Besetzung des neuen Präsidiums zu kandidieren. Nach kurzer Bedenkzeit sagte Wehmeyer zu.
Während Jansen nach seinem Rücktritt im Zuge des Streits mit seinen Vizepräsidenten Thomas Schulz und Moritz Schaefer erneut Präsident werden will, könnten Wehmeyer und E.-V.-Geschäftsführer Michael Papenfuß seine beiden Vizes werden.
„Mein Ziel ist es, dass der HSV in absehbarer Zeit wieder mit einem gewissen Respekt und vor allem als ein Verein wahrgenommen wird. Ich möchte für Nachhaltigkeit und Kontinuität stehen“, sagte Wehmeyer am Sonntag dem Abendblatt über seine Bewerbung, die er am Freitag gemeinsam mit Jansen beim Beirat des e. V. eingereicht hatte. Der 69-Jährige will dazu beitragen, dass die internen Macht- und Grabenkämpfe innerhalb des HSV der Vergangenheit angehören. „Ich möchte als Bindeglied zwischen AG und e. V. fungieren“, sagt Wehmeyer.
Nach ersten Bedenken entschied sich Wehmeyer für die Kandidatur
Doch an dieser Stelle wird es interessant. Denn Wehmeyer ist Angestellter der HSV AG. Der Beirat hatte vor der Bewerbungsfrist am Freitag ungewohnt deutlich darauf hingewiesen, dass Kandidaten von einer Bewerbung absehen sollten, deren vorrangiges Interesse in der ausgegliederten Tochter, der HSV Fußball AG, zu verorten sei. Auch Wehmeyers erster Impuls, als ihn Jansen für sein Team gewinnen wollte, lautete: Geht das, AG und e. V.? Nach ersten Bedenken entschied sich Wehmeyer für die Kandidatur. „Laut den Statuten und der Satzung soll das möglich sein, das Amt des Vizepräsidenten ist ja ehrenamtlich“, sagt Wehmeyer.
Kritisch wäre es vor allem dann, wenn er für das Amt des Präsidenten kandidieren würde. Dann würde er bei einem Wahlsieg als automatisches Mitglied im Aufsichtsrat der AG die Verträge der Vorstände Jonas Boldt und Frank Wettstein absegnen, die wiederum in der AG seine Vorgesetzten sind.
Seine grundsätzlichen Aufgabenbereiche in AG und e.V. würden sich aber nicht sonderlich unterscheiden. Als Clubmanager nimmt Wehmeyer vor allem repräsentative Aufgaben als Markenbotschafter des HSV wahr. In ähnlicher Funktion würde er auch als Vizepräsident des Vereins arbeiten. Über das inhaltliche Programm will Wehmeyer aber noch nichts sagen. Schon gar nicht, ehe er vom Beirat überhaupt zur Wahl zugelassen wird.
Jansen war der einzige Bewerber, der seine Absicht auch öffentlich verkündete
Das fünfköpfige Gremium, das den HSV e. V. als eine Art Aufsichtsrat kontrolliert, saß bereits am Wochenende mehrere Stunden zusammen, um die Bewerbungen zu sichten und auszuwerten. Nach Abendblatt-Informationen hat es eine zweistellige Zahl an Bewerbungen gegeben, nachdem am Tag vor Fristende noch keiner seine Kandidatur eingereicht hatte. Jansen war allerdings der einzige Bewerber, der seine Absicht auch öffentlich verkündete.
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Dass der 35-Jährige auch die Namen von Wehmeyer und Papenfuß bekannt gab, rief beim Beirat allerdings alles andere als Begeisterung hervor. So steht das Gremium jetzt unter öffentlichem Druck, die Bewerbung zu bewerten. Namen anderer Kandidaten wurden am Wochenende nicht bekannt. Vieles deutet aber darauf hin, dass ein großer Wahlkampf wie 2018 zwischen Bernd Hoffmann und Jens Meier oder ein Jahr später zwischen Jansen, Jürgen Hunke und Ralph Hartmann in diesem Jahr ausfällt.
Bis zuletzt wurde noch spekuliert, dass aus dem vertrauten Umfeld von Hoffmann, dem auch die im Februar zurückgetretenen Schulz und Schaefer angehören, ein Kandidat ins Rennen geht. Das ist aber ebenso wenig der Fall wie eine erneute Kandidatur des früheren Schatzmeisters Hartmann, über den es Gerüchte gegeben hatte.
Beirat informiert Kandidaten in zwei Wochen
In zwei Wochen wird Wehmeyer erfahren, ob er zur Wahl zugelassen wird. Dann wird der Beirat die Kandidaten informieren. Innerhalb des HSV genießt Wehmeyer jedenfalls große Wertschätzung auf allen Ebenen. Auch Boldt sowie sein ehemaliger Mitspieler und Nachwuchsdirektor des HSV, Horst Hrubesch, sollen ihn überzeugt haben, zur Wahl anzutreten. Für Wehmeyers Kandidatur sprach letztlich auch seine private Situation.
Vor zwei Jahren starb seine Frau Almuth überraschend im Alter von nur 65 Jahren, nachdem sie eine geplatzte Hauptschlagader aus dem Leben riss. Noch heute leidet Bernd Wehmeyer unter den Folgen des tragischen Todes seiner Frau. Nun kam er zu dem Schluss, dass es für ihn gut wäre, wenn er sich mit weiteren Aufgaben für den HSV einsetzt.