Bochum. Die Hamburger rücken dank des Siegs beim Tabellenführer auf den zweiten Aufstiegsplatz vor. Mann des Spiels war ein Nachrücker.

Daniel Thioune ballte die Fäuste und sackte in die Knie, als der Schlusspfiff im Vonovia-Ruhrstadion ertönte. In dieser Sekunde entlud sich beim Trainer des HSV so einiges an Druck, der sich in den vergangenen Wochen nach fünf sieglosen Spielen in Serie angestaut hatte. 2:0 (1:0) gewannen die Hamburger am Freitagabend beim Tabellenführer VfL Bochum durch die Tore von Amadou Onana (29.) und Khaled Narey (89.).

Ein immens wichtiger Erfolg, mit dem der HSV nicht nur den tabellarischen Abstand zum VfL auf zwei Punkte verkürzte, sondern auch einen direkten Aufstiegsplatz zurückeroberte. „Nichts ersetzt Siege“, sagte Thioune nach dem harten Stück Arbeit. „Ich freue mich natürlich für meine Mannschaft. Das bewerten wir jetzt aber nicht über – mit den Niederlagen davor haben wir das ebenfalls nicht gemacht.“

Vor der hitzig geführten Partie hatte der 46-Jährige das Motto ausgegeben: „Zeit, dass sich was dreht.“ Seine Spieler sollten ihm folgen. Verletzungsbedingt veränderte Thioune sein Team auf einer Position im Vergleich zum 1:1 am vergangenen Montag gegen Holstein Kiel: Für David Kinsombi (muskuläre Probleme) rückte Amadou Onana in die Startelf. Aaron Hunt übernahm die Kapitänsbinde für den Rot-gesperrten Tim Leibold.

Onana wird für den HSV in Bochum zum Matchwinner

Nachdem die Hamburger beim ersten Topspiel in dieser Woche gegen Kiel bereits in der Anfangsphase in Rückstand geraten waren, bemühten sie sich diesmal sichtbar darum, kein frühes Gegentor zu kassieren. Das erhöhte Augenmerk auf die Defensive führte allerdings dazu, dass offensiv wenig ging.

Thioune missfiel der von Ballverlusten geprägte Auftritt in den ersten 15 Minuten. Immer wieder forderte er seine Profis lautstark von der Seitenlinie zu mehr Bewegung und vor allem mehr Anspielbarkeit auf. Da aber auch Bochum bis auf einen Warnschuss von Danny Blum (10.) nicht viel mit dem Ball anzufangen wusste, neutralisierte sich das Spitzenspiel.

So richtig Fahrt nahm die Partie erst Mitte der ersten Halbzeit auf – dafür dann aber richtig. Zunächst provozierte Simon Terodde durch geschicktes Einsetzen seines Körpers ein Foul von Bochums Kapitän Anthony Losilla. Den fälligen Freistoß schlenzte Hunt aus dem linken Halbfeld in den Strafraum, wo Onana den Ball zum 1:0 für den HSV ins Tor grätschte (29.). Beflügelt vom Ergebnis blieb der HSV in dieser Phase dran und präsentierte sich aggressiv in den Zweikämpfen, von denen einer vorentscheidenden Charakter haben sollte.

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Völlig ohne Not grätschte Bochums Flügelstürmer Danny Blum an der Mittellinie von hinten mit offener Sohle in die Wade von Onana. Schiedsrichter Felix Brych zögerte keine Sekunde und schickte den übermotivierten Bochumer, der im Hinspiel noch ein traumhaftes Tor beim 3:1-Erfolg des VfL geschossen hatte, vom Platz (35.).

Keine sieben Minuten nach dem Führungstreffer wurde dem HSV der Auswärtssieg nun auf dem Silbertablett serviert. Der HSV musste nur noch zugreifen. „Das passiert, weil Offensivspieler nicht gelernt haben, eine saubere Grätsche zu setzen“, sagte Ex-Profi Marcel Maltritz, der in seiner Karriere für beide Vereine gespielt hatte, in der Halbzeitpause bei Sky. Jetzt wird es doppelt schwer für den VfL.“

Maltritz sollte recht behalten. Mit der Führung im Rücken und einem Mann mehr auf dem Platz stellte der HSV nach dem Wiederanpfiff geschickt die Räume zu und verteidigte mit viel Einsatzwillen alles, was von den zaghaften Bochumer Angriffsbemühungen den Weg Richtung Strafraum fand. Dabei mussten die Gäste allerdings aufpassen, nicht zu tief zu stehen. „Höher! Haltet doch die Höhe!“, schrie Thioune mehrmals auf den Platz und forderte seine Spieler auf, wieder etwas aktiver zu werden.

Um nicht seinerseits einen Platzverweis zu riskieren, nahm der HSV-Coach Mitte der zweiten Halbzeit den Gelb-vorbelasteten Onana sowie den unauffälligen Jeremy Dudziak vom Platz und brachte mit Manuel Wintzheimer und Gideon Jung frische Kräfte.

An der Spielweise änderte dieser Doppelwechsel zunächst einmal wenig. Die Partie entwickelte sich zunehmend zu einer Abwehr- und Nervenschlacht für den HSV. Dabei gelang es den Hamburgern mit vereinten Kräften, Bochum von der gefährlichen Zone fernzuhalten. Die sonst so spielstarken Gastgeber, die von allen Zweitligisten bislang die meisten Spiele gewonnen haben, taten sich weiterhin schwer, zu Abschlüssen zu kommen, was auch ein Verdienst der Defensivarbeit des HSV war.

Vorwerfen muss sich die Thioune-Elf allerdings, bis zur 88. Minute keine der sich bietenden Kontermöglichkeiten zu Ende gespielt und dadurch die Vorentscheidung lange hinausgezögert zu haben. Dann aber schloss Khaled Narey gekonnt ins rechte Eck ab – zur Freude der gesamten HSV-Bank. Da die zehn Bochumer nur noch einen missglückten Lupfer des eingewechselten Milos Pantovic zumindest in Richtung Tor brachten, blieb es am Ende beim in der Summe verdienten und immens wichtigen Auswärtssieg. „Wir sind sehr erleichtert. Es war ein hartes Stück Arbeit“, sagte Narey. „Bochum hat uns das Leben sehr schwer gemacht.“