Hamburg. Wenn der Erste beim Letzten spielt, ist das eine klare Sache. Oder auch nicht, glauben zwei, die Würzburg und Hamburg sehr gut kennen.

Der eine: jung und talentiert. Der andere: alt und erfahren. Der eine: spielte kurze Zeit in Würzburg und ist jetzt wieder beim HSV. Der andere: Spielte kurze Zeit in Hamburg und ist jetzt bei den Würzburger Kickers.

Der eine ist Jonas David (20), und der andere ist Ewerton José Almeida Santos (31). Beide werden am Sonntag beim Spiel des Zweitligaletzten (Würzburg) gegen den Spitzenreiter (HSV) im Stadion dabei sein, wobei beide voraussichtlich nicht spielen werden. Und trotz der klaren Rollenverteilung gehen beide von einem engen Spiel in der Flyeralarm Arena aus.

„Die Kickers machen es derzeit viel besser als zu Saisonbeginn. Auch gegen Kiel haben sie nur sehr unglücklich verloren“, sagt der eine am Donnerstagmittag am Telefon im Gespräch mit dem Abendblatt. David appelliert: „Man darf auf keinen Fall Würzburg unterschätzen. Auch im Hinspiel (3:1, die Red.) haben wir uns in der ersten Halbzeit schwergetan, jetzt sind die Würzburger Kickers noch mal sehr viel gefestigter.“

Ewerton warnt den HSV vor Würzburg

Der andere will da nicht widersprechen. „Unsere Mannschaft hat sich im Vergleich zum Saisonbeginn stark verbessert. Natürlich hat der HSV beste Chancen, aufzusteigen. Aber am Sonntag wird es für den HSV richtig heiß.“

Richtig heiß ist relativ. 15 Grad und Sonne satt, sagt die Wettervorhersage, was besonders den Brasilianer Ewerton freut. Während David seinen Donnerstagnachmittag mit Mannschaftskollege Ogechika Heil in den eigenen vier Wänden verbrachte, hat Ewerton das Wetter genossen und ist mit seiner Frau spazieren gegangen.

Er fühle sich wohl im Süden, sagt er. Zeit für ein Gespräch mit dem Abendblatt hat der frühere Hamburger aber trotzdem: Viel Kontakt in die alte Heimat habe er leider nicht mehr, sagt Ewerton, aber als das Gespräch auf David kommt, ist er voll des Lobes: „Jonas ist ein junger Mann mit einer großen Zukunft vor sich. Er ist klar im Kopf – und ich hoffe, dass man sich beim HSV gut um ihn kümmern wird.“

David und Ewerton – eine kuriose Freundschaft

David und Ewerton haben eine kuriose Freundschaft. Denn unterhalten können sich die beiden nicht. „Ewerton ist ein sehr, sehr lustiger Mensch. Wir schreiben uns manchmal ein bisschen, was nicht immer einfach ist: er spricht kein Deutsch und Englisch. Ich spreche kein Portugiesisch, aber ein bisschen Schul-Spanisch“, sagt David. „Beim Schreiben helfen wir uns mit Emojis ...“

Ein lachender Smiley ist derzeit aber weder bei David noch bei Ewerton angebracht. Der eine fristet ein Reservistendasein, der andere ist schon wieder/immer noch verletzt. „Ich hätte so gerne am Sonntag gespielt, aber es wird nicht möglich sein. Mein Bein macht mir immer noch zu schaffen“, sagt Ewerton. „Aber ich hoffe, dass ich der Mannschaft in dieser Saison doch noch helfen kann.“

David vermisst beim HSV Spielzeit

Darauf setzt auch Kumpel David, der kerngesund ist, allerdings trotzdem nicht so richtig zum Zug kommt. Ob er es bereue, dass er sich nach seiner Ausleihe zu den Kickers nicht ein zweites Mal hat verleihen lassen? „Im Nachhinein ist man immer schlauer“, sagt David. „Aber ich bereue nichts. Natürlich hätte ich gerne mehr Spielzeit gehabt, aber das will ja jeder.“ Man dürfe sich als junger Spieler nicht hängen lassen. „Dann lernt man auch aus solchen Situationen.“ Er könne sich auch Dinge von Spielern wie Toni Leistner oder Stephan Ambrosius abgucken.

Gegen Würzburg wird aber weder Leistner (verletzt) noch Ambrosius (gesperrt) und auch nicht David spielen. In der Abwehr will Trainer Daniel Thioune auf Moritz Heyer und Gideon Jung setzen, David muss weiter auf seine Chance hoffen. „Man muss die Situation annehmen und immer Gas geben“, sagt er.

„Man muss bis zum Ende kämpfen“, sagt Ewerton. Ganz ohne Smiley, sondern auf Portugiesisch. „Vamos lutar até o fim.“ Dabei ist natürlich nicht Kumpel David gemeint, sondern der Abstiegskampf.

Ewerton: Würzburg muss „gegen die Schiedsrichter spielen“

Sechs Punkte Rückstand haben die Kickers bereits auf den Relegationsplatz. Wobei das runderneuerte Team, bei dem im Vergleich zum Hinspiel wohl nur fünf Spieler der ersten Elf übrig bleiben, zuletzt auch kein Glück mit den Schiedsrichtern hatte.

Nachdem die Kickers gegen die Top-Gegner Fürth (1:4) und Kiel (0:1) unberechtigte Elfmeter gegen sich bekommen hatten, waren die Würzburger bedient. „Wir werden letzte Woche beschissen, ein paar Tage später passiert das Gleiche. Das muss mir mal einer erklären“, schimpfte Torhüter Hendrik Bonmann. Ewerton sagt sogar, dass sein Team nun eben „gegen die Schiedsrichter spielen“ müsse.

In Wahrheit ist der Gegner am Wochenende aber natürlich nicht der Unparteiische, sondern der Spitzenreiter. Und der hat Respekt. „Wenn die Kickers so weitermachen wie zuletzt und die knappen Spiele gewinnen, die sie in der Hinrunde zu oft verloren haben, dann muss man mit Würzburg auf jeden Fall noch rechnen. Ich würde die Kickers noch nicht abschreiben“, sagt Ex-Würzburger David. „Aber sie dürfen ihr Comeback gerne erst nach unserem Spiel in der kommenden Woche beginnen.“

Zwinker, Smiley, Zwinker.