Hamburg. Der HSV-Schatzmeister beklagt Verluste bei Finanzen und Mitgliedern und wirbt für sein Aufsichtsratsteam. Doch es bleiben Fragen.
Vizepräsident Moritz Schaefer hat den HSV zu einem Neuanfang aufgerufen. "Ich möchte Veränderungen, ich möchte Transparenz im gesamten HSV, ich möchte ein loyales Miteinander und einen modernen HSV, der endlich bereit dazu ist, sich zukunftsorientiert aufzustellen", heißt es in einem wortreichen Schreiben, das Schaefer am Sonnabend bei Facebook veröffentlicht hat.
Sein Ziel sei, im Verein für Zusammenhalt zu sorgen. Dafür sei es nötig, "alte Strukturen" aufzulösen, "die sich diesen positiven Zukunftsperspektiven versperren". Schaefer und sein Amtskollege Thomas Schulz hatten sich mit HSV-Präsident und -Aufsichtsratschef Marcell Jansen überworfen. Beide haben eine Liste mit Kandidaten für den Aufsichtsrat der Fußball AG erstellt.
HSV-Vize Schaefer beklagt Minus bei Finanzen und Mitgliedern
Wer diese Kandidaten sind, wollte Schaefer erneut nicht verraten: "Ich werde an dieser Stelle keinerlei Namen nennen oder kommentieren. Das ist aus meiner Sicht intern zu halten und in den verantwortlichen Gremien zu besprechen." Nach Abendblattt-Informationen stehen der frühere Ultra-Vorsänger Henrik Köncke auf der Liste sowie zwei Vertraute des zweimaligen HSV-Vorstandschefs Bernd Hoffmann: Ex-Aufsichtsrätin Katrin Sattelmair und Ex-Aufsichtsratschef Max-Arnold Köttgen.
Lesen Sie auch:
- Warum Dudziaks Ausfall schwerer wiegt als der Punktverlust
- Verschenkter Sieg in Aue weckt böse Erinnerungen beim HSV
Zuletzt war bekannt geworden, dass auch Katja Kraus, unter Hoffmann acht Jahre lang im Vorstand des HSV, für eine Führungsposition im Club ins Spiel gebracht wurde. Ob er und Schulz möglicherweise sogar ein Comeback Hoffmanns anstreben, auf diese Frage blieb Schaefer, der auch Schatzmeister ist, eine Antwort schuldig. Hoffmann hatte vor drei Jahren bei seiner Wahl zum Präsidenten Schulz und Schaefer in sein Team geholt.
Schaefer beklagt in seiner Stellungnahme einen allgemeinen Abwärtstrend im HSV. Die Jahresbilanz weise seit zehn Jahren ein Minus aus. Von einstmals elf Hamburger Unternehmen, die den HSV über die Stiftung Der Hamburger Weg unterstützten, seien nur noch sieben übrig. Auch verliere der Club an Mitgliedern.
Schaefer fordert neue HSV-Strategie
"Wir brauchen eine Strategie für die Zukunft", schreibt Schaefer: "Wir brauchen Kompetenzen in Bereichen wie Digitalisierung, Finanzen und Nachhaltigkeit. Wir müssen eine klare Haltung haben und werteorientiert handeln, um die Menschen weiterhin und wieder an uns zu binden. Wir müssen den sportlichen Bereich und die zielführende Arbeit in diesem weiter stabilisieren, indem wir die bestmöglichen, wirtschaftlichen Rahmenbedingungen schaffen. Wir müssen unserer gesellschaftlichen Verantwortung bewusster nachkommen, wollen eine wichtige Rolle in Hamburg spielen und eine gewichtige Stimme in der Liga haben. Für all das braucht es die richtigen Frauen und Männer in den verschiedenen Gremien."
- HSV kassiert zehn Millionen Euro Corona-Staatshilfe
- HSV: Wie es zum großen Knall um Jansen, Bester und den Beirat kam
- Enthüllt: 23,5 Millionen der Stadt an HSV nicht zweckgebunden
- Aerosol-Test mit Puppe beim HSV – Ergebnis überrascht
- Jatta und kein Ende: Erstmals Widerstand aus der Politik
Der HSV-Ehrenrat hatte in Abstimmung mit den anderen Vereinsgremien einen Misstrauensantrag gegen Schulz gestellt, über den in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung abgestimmt werden muss. Wann diese stattfindet, ist noch offen.