Hamburg. Der HSV kann fast jeden Profi im Kader ersetzen – Jeremy Dudziak jedoch nicht. Seine besonderen Qualitäten werden dem Club fehlen.

Als Jeremy Dudziak gegen Ende der ersten Halbzeit in Aue (3:3) noch auf dem Platz stand, hatte der HSV ein vermeintlich sorgenfreies Wochenende vor Augen. 3:1 führten die Hamburger zu diesem Zeitpunkt – und ließen nicht nur wegen des Ergebnisses, sondern vor allem wegen der spielerischen Dominanz, keine Zweifel an einem Auswärtssieg aufkommen. Doch plötzlich sackte Dudziak zu Boden und griff sich an den linken Oberschenkel.

Sofort merkte der Mittelfeldspieler, dass er nicht weiterspielen könne. Mannschaftsarzt Götz Welsch eilte auf den Platz im Erzgebirgsstadion und bestätigte Dudziaks Vermutung. Für den verletzten 25-Jährigen ging es nicht mehr weiter.

Diagnose bei Dudziak – HSV hofft wieder

Am Sonntag teilte der HSV die Diagnose mit – und die ist weniger schlimm als zunächst befürchtet. Laut Clubangaben zog sich Dudziak eine Zerrung zu, wodurch er nur wenige Tage ausfallen wird. In den kommenden Tagen soll nun entschieden werden, ob der Kreativspieler vielleicht sogar schon beim kommenden Heimspiel nächsten Sonntag gegen Greuther Fürth eingesetzt werden kann.

Wahrscheinlicher ist allerdings, dass Hunt beim nächsten Ligaspiel Dudziaks Rolle einnehmen wird. Der Routinier wurde bereits in Aue für seinen verletzten Mitspieler eingewechselt. Der Rest ist bekannt: Jener Hunt vergab eine Großchance zum 4:1, Aue erzielte das 2:3 im direkten Gegenstoß, glich rund zehn Minuten später aus und hatte am Ende sogar noch den Siegtreffer auf dem Fuß. Auch wenn dieser nicht mehr fiel, überwog beim HSV hinterher die Enttäuschung. 50 Minuten lang kontrollierten die Hamburger Ball und Gegner, dann aber kippte das Spiel.

HSV will Dudziaks Bedeutung nicht wahrhaben

Es ist auffällig, dass der HSV bis zu Dudziaks Verletzung eine Klasse besser als der Gegner war – und erst im Anschluss die Spielkontrolle verlor. Auch wenn das Sportdirektor Michael Mutzel offiziell nicht wahrhaben will. „Die ärgerlichen Gegentore hatten nichts mit Jerrys Ausfall zu tun. Es kann vielleicht vom Zeitpunkt her so wirken, aber ich glaube nicht, dass das ein Faktor war", sagte der Manager, der eine andere Erklärung für den plötzlichen Leistungsabfall hat.

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„Aue hat in der zweiten Halbzeit das Zentrum verstärkt. Dadurch hatten wir keine Überzahlsituationen mehr und es war grundsätzlich schwieriger für uns, Fußball zu spielen", sagte Mutzel. „Zuvor", also mit Dudziak, „hatte Aue riesen Probleme im Zentrum".

HSV erst wie ein Aufsteiger, dann vogelwild

"Was ist denn hier los", mag Simon Terodde sich fragen. Sein Doppelpack reichte nicht. Der HSV spielt 3:3 bei Erzgebirge Aue. © Witters | Unbekannt
Es war ein verrücktes Spiel am Freitagabend, doch am Ende ist der HSV (hier: Narey) in Aue ausgerutscht.
Es war ein verrücktes Spiel am Freitagabend, doch am Ende ist der HSV (hier: Narey) in Aue ausgerutscht. © Witters | Unbekannt
Das hätte das 4:1 für den HSV und damit die Entscheidung sein müssen. Aaron Hunt lupft den Ball ... an den Pfosten! Im direkten Gegenzug fällt das 2:3 für Aue.
Das hätte das 4:1 für den HSV und damit die Entscheidung sein müssen. Aaron Hunt lupft den Ball ... an den Pfosten! Im direkten Gegenzug fällt das 2:3 für Aue. © Witters | Unbekannt
HSV-Torhüter Sven Ulreich ärgert sich über seine Vorderleute nach dem Anschlusstreffer der Auer.
HSV-Torhüter Sven Ulreich ärgert sich über seine Vorderleute nach dem Anschlusstreffer der Auer. © Witters | Unbekannt
Jeremy Dudziak wurde in Aue verletzt vom Platz geführt. Der Mittelfeldchef wird dem HSV in den nächsten Wochen fehlen.
Besonders schmerzhaft: Jeremy Dudziak wird verletzt vom Platz geführt. Der Mittelfeldchef wird dem HSV in den nächsten Wochen fehlen. © dpa | Robert Michael
Bakery Jatta verschuldete das Auer 2:3 durch eine Leichtsinnigkeit. Es sollte der Startschuss für das Comeback der Gastgeber gegen den HSV sein.
Bakery Jatta verschuldete das Auer 2:3 durch eine Leichtsinnigkeit. Es sollte der Startschuss für das Comeback der Gastgeber gegen den HSV sein. © Imago / Eibner | Unbekannt
HSV-Torjäger Simon Terodde (2.v.l.) „stahl
HSV-Torjäger Simon Terodde (2.v.l.) „stahl" seinem Teamkollegen Bakery Jatta das 1:0 in Aue. © Witters | Unbekannt
Schon wieder getroffen: David Kinsombi traf in Aue, und war am Ende trotzdem enttäuscht wegen des verschenkten Sieges.
Schon wieder getroffen: David Kinsombi traf in Aue, und war am Ende trotzdem enttäuscht wegen des verschenkten Sieges. © Witters | Unbekannt
Gideon Jung rückte überraschend für den verletzten Abwehrchef Leistner in die Startelf, leistete sich aber in der zweiten Hälfte zu viele Fehler.
Gideon Jung rückte überraschend für den verletzten Abwehrchef Leistner in die Startelf, leistete sich aber in der zweiten Hälfte zu viele Fehler. © Witters | Unbekannt
Sein zweites Tor erzielte Terodde per Elfmeter. Es war bereits sein 19. Saisontor.
Sein zweites Tor erzielte Terodde per Elfmeter. Es war bereits sein 19. Saisontor. © Witters | Unbekannt
Tim Leibold (l.) stellte plötzlich das Verteidigen ein, als der HSV seinen Kapitän in der Defensive brauchte.
Tim Leibold (l.) stellte plötzlich das Verteidigen ein, als der HSV seinen Kapitän in der Defensive brauchte. © Witters | Unbekannt
Sonny Kittel befindet sich weiterhin in bestechender Form. Doch auch seine zwei Vorlagen reichten nicht für einen Sieg in Aue.
Sonny Kittel befindet sich weiterhin in bestechender Form. Doch auch seine zwei Vorlagen reichten nicht für einen Sieg in Aue. © Witters | Unbekannt
Ein Spiel zum Vergessen war es auch für Stephan Ambrosius: Dem Youngster war das Fehlen seines verletzten Abwehrpartners Toni Leistner anzumerken.
Ein Spiel zum Vergessen war es auch für Stephan Ambrosius: Dem Youngster war das Fehlen seines verletzten Abwehrpartners Toni Leistner anzumerken. © Witters | Unbekannt
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So schwer wiegt Dudziaks Ausfall beim HSV

Der HSV darf nun aufatmen, dass sich Dudziak nicht schlimmer verletzt hat. Denn klar ist, dass ein längerer Ausfall von Dudziak schwerer gewogen hätte als der Punktverlust in Aue.

Der zuletzt so formstarke „Achter" hat sich in den zwei Jahren seit er vom Stadtrivalen FC St. Pauli gekommen ist enorm entwickelt. Seit dieser Saison ist sein Spiel auch effektiver geworden, was sich an Zahlen messen lässt. Acht der 46 Hamburger Treffer, also fast jedes sechste Tor, bereitete Dudziak vor. Kaum ein Angriff läuft nicht über seine Station im Mittelfeld. Mit seinen Ideen für das Offensivspiel, seinem Blick für Raum und Mitspieler und insbesondere seinen schnellen Bewegungsabläufen hebt er das HSV-Spiel auf ein höheres Niveau.

Dudziak ist der Taktgeber beim Tabellenführer der 2. Bundesliga. Und genau diesen Taktgeber wird der Club voraussichtlich gegen Fürth schmerzhaft vermissen. „Sein Ausfall ist schade, er war zuletzt in einer sehr guten Verfassung. Das hat man in Aue und gegen Paderborn (3:1) gesehen", räumte auch Mutzel vor Bekanntgabe der Diagnose ein.

Lesen Sie auch das Interview mit Dudziak:

HSV-Reporter vom Abendblatt ordnen Dudziaks Ausfall ein:

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HSV: Wir können Dudziaks Ausfall kompensieren

Mit seinen Qualitäten ist Dudziak einer der wenigen Spieler, die beim HSV nicht zu ersetzen sind. Der Verein betont zwar immer wieder, einen breiten Kader zu haben, aber gerade Dudziaks Reaktionsschnelligkeit ist innerhalb der Mannschaft nicht ein zweites Mal zu finden. „Wir sind dafür gerüstet, dass auch mal mehrere Spieler ausfallen können", entgegnet Mutzel, der auch auf die Qualitäten von Routinier Hunt und Youngster Amadou Onana setzt. „Es werden jetzt andere Spieler Jerrys Ausfall kompensieren."

Ob sich diese Hoffnung bewahrheitet, wird das Heimspiel gegen Fürth zeigen. Denn dann wird zu sehen sein, ob und wie sehr Dudziak dem HSV fehlt.

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