Hamburg. Gegen Würzburg zeigte der Tabellenführer zwei Gesichter. Sportchef Michael Mutzel erklärt, wie Hamburgs Trainer für die Wende sorgte.

Eines ist für Sportdirektor Michael Mutzel klar: Noch so eine erste Halbzeit wie gegen die Würzburger Kickers darf sich der HSV am kommenden Freitag nicht erlauben, "sonst werden wir das Derby gegen nicht gewinnen. Dafür ist der FC St. Pauli zu gut".

Für eine Spielweise, wie sie sich der HSV am Sonnabend gegen den Tabellenletzten der 2. Bundesliga in den ersten 45 Minuten herausnahm, haben Kommentatoren einst das Wort pomadig in den Wortschatz des Fußballs aufgenommen. Da war kein Tempo im Spiel, kamen Pässe nicht an, wurde sich aus Zweikämpfen lieber herausgehalten.

Dass der Aufsteiger trotz einer Corona-Horrornacht und mit dezimiertem Kader dann sogar mit einer Führung in die Pause ging, war für Hamburgs Trainer Daniel Thioune "das i-Tüpfelchen einer schwachen Halbzeit" und jedenfalls nicht einmal unverdient.

HSV besiegt Würzburger Kickers – Bilder des Spiels:

Doch dann erlebten die handverlesenen 1000 Zuschauer im Volksparkstadion ja eine ganz andere zweite Halbzeit, an deren Ende es 3:1 hieß. Startrekord auf fünf Siege ausgebaut, Vorsprung an der Tabellenspitze auf fünf Punkte – viel besser geht es nicht.

Was war bloß in der Pause passiert, dass dieser HSV plötzlich sein schönstes Gesicht aufsetzte, um in Thiounes Bild zu bleiben?

HSV-Sieg gegen Würzburg: Thiounes Ansprache bringt die Wende

Mutzel versuchte sich am Sonntag bei einem Pressegespräch an einer Erklärung. Thioune habe der Mannschaft in seiner Halbzeitansprache genau den Impuls gegeben, den sie gebraucht habe, sowohl in der Wortwahl als auch bei der Lautstärke. "Wenn man als Trainer sieht, dass die Dinge nicht umgesetzt werden und die Ursachen auf der Hand liegen, muss man es der Mannschaft auch mal klar und deutlich sagen, ohne die Spieler zu beleidigen: Jungs, das ist doch jetzt nicht euer Ernst!"

Die Spieler hätten sich von Thioune "mitgenommen" gefühlt und selbst erkannt, dass die Spielweise nicht den eigenen Ansprüchen genüge. Mutzel: "Danach hat man gesehen, was ich auch schon in den letzten Wochen gesagt habe: Wenn wir mal die Dinge konsequent umsetzen und ins Laufen kommen, sind wir schwer zu schlagen."

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Allerdings waren es nicht nur Worte, die das HSV-Spiel gegen Würzburg veränderten. Vor allem die Einwechslung von Amadou Onana für den angeknockten Gideon Jung belebte das Spiel deutlich. Der Belgier habe "für mehr Ballqualität im Mittelfeld" gesorgt, wie Thioune es ausdrückte. Für die Wende auf der Anzeigetafel sorgte dann Simon Terodde mit seinen Saisontoren fünf und sechs.

HSV-Einzelkritik:

So kann, so muss es weitergehen beim HSV. "Wir dürfen jetzt nicht nachlassen, sondern noch mehr aufs Gas drücken", fordert Mutzel. Er mache sich diesbezüglich aber auch keine Sorgen: "Die Jungs ziehen super mit, da lehnt sich keiner zurück." Wenn doch, dürften sie sich von Thioune einiges anhören müssen.