Hamburg. Gesundheitsamt verhängt Quarantäne: War das jetzt die Ausnahme, oder wird es in der Bundesliga zur Regel? Es gibt eine gute Nachricht.
Erzgebirge Aue muss das Spiel der 2. Liga beim Hamburger SV absagen – keine große Sache eigentlich. Doch die Umstände des Corona-bedingten Ausfalls der Partie am 3. Spieltag der 2. Liga im Volksparkstadion werfen Fragen auf: Wie das Nachholspiel in den dicht gedrängten Terminplan quetschen? Waren der Ausfall und die Quarantäne für einen Profiverein jetzt die Ausnahme? Oder müssen wir angesichts steigender Zahlen in der Corona-Pandemie regelmäßig mit Absagen in der Champions League, der Bundesliga, der 2. Liga und der Amateurligen rechnen?
HSV-Sportvorstand Jonas sagte: „Ich hoffe, dass wir das vernünftig hinbekommen, dafür gibt es die Hygiene-Konzepte, die sich bisher ja auch bewährt haben."
Man denke an die Spitzenspieler in den europäischen Topvereinen, die sich infiziert haben: von Neymar Jr über Kylian Mbappé bis Thiago und Sadio Mané. Dazu kommen die mutmaßlichen Risikogebiete wie Madrid, London und Paris. Hier sind Vereine zu Hause, die auch gegen Bayern München, Borussia Dortmund oder andere Europapokalteilnehmer spielen. Bayern spielt gegen Atletico Madrid, RB Salzburg und Lok Moskau. Bei Salzburg gab es am Wochenende drei Corona-Fälle.
Aue beim HSV: Gesundheitsamt verhängt Quarantäne
Erzgebirge Aue hatte am Sonnabend mitgeteilt, dass die Mannschaft auf Anweisung des Gesundheitsamtes zurückreisen und sich vorsorglich in Quarantäne begeben werde. „Es ist sehr bedauerlich“, sagte Aues Präsident Helge Leonhardt: „Die gegenwärtige Zeit ist eine Zerreißprobe für Gesellschaft, Wirtschaft und alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens. Wir müssen uns dem stellen und aus negativem Ereignissen gilt es gestärkt hervorzugehen.“
Kurios: Auer am Sonntag negativ getestet
Offenbar waren der Busfahrer und ein Torwart positiv getestet worden. Besonders kurios: Bei den Corona-Nachtests am Sonntag sind beide Auer negativ getestet worden.
Aue hatte bereits am Donnerstag einen positiven Test im erweiterten Umfeld gemeldet. Die Spieler mussten am Mittwoch und Donnerstag individuell trainieren.
Über eine Neuansetzung werde zeitnah entschieden, teilte die Deutsche Fußball Liga am Sonntag mit. „Wir stehen in Kontakt mit dem Gesundheitsamt, das uns nun über weitere Schritte, wie die Dauer der Quarantäne und weitere Corona-Tests, informieren wird“, sagte Aues Geschäftsführer Michael Voigt.
HSV-Sportvorstand Jonas Boldt war über die Absage verärgert, bescheinigte Aue aber eine ordentliche Kommunikation. Die DFL hatte das Spiel bis 11 Uhr noch nicht offiziell abgesagt. Dann hieß es gegen 12.40 Uhr: Auch die DFL hat es offiziell gemacht. Der HSV hatte sich bis dahin regelkonform auf das Spiel vorbereitet. Auch die Schiedsrichter befanden sich auf dem Weg nach Hamburg.
HSV: Was wird aus den Transfers?
HSV-Training mit Sven Ulreich nach Aue-Absage
Für den HSV ist die Lage auch deshalb misslich, weil die Mannschaft nach dem verkorksten Start mit dem Pokal-Aus in Dresden und der Affäre um Toni Leistner die Kurve gekriegt hatte: zwei Siege, Tabellenführung – und jetzt das. Hannover 96 zog bereits vorbei. Ein dritter (möglicher) Sieg gegen Aue wäre ein Traumstart in eine HSV-Aufstiegssaison gewesen. Jetzt kehrt vielleicht nicht die sportliche Unsicherheit zurück, wohl aber die außerhalb des Platzes.
Und dann sind da noch die Transfers – die bestätigten und die wackeligen. Torwart Sven Ulreich (Dreijahresvertrag) kommt von Bayern München und macht Daniel Heuer Fernandes Druck. Gideon Jung soll womöglich noch abgegeben werden. Ulreich trainierte am Sonntag bereits mit. Der langjährige Stellvertreter, erfahren in der Champions League, sagte in einem HSV-Video: „Moin HSV-Fans. Jetzt fliege ich für euch.“
In der vergangenen Saison hatten nur wenige positive Coronavirus-Fälle bei Dynamo Dresden für mehrere Spielverlegungen gesorgt. Kurz vor dem Neustart im Mai musste Dynamo für 14 Tage in Quarantäne. Im Anschluss musste Dresden innerhalb von 19 Tagen sieben Spiele absolvieren. Dynamo stieg am Ende der Saison ab.
Gute Nachricht: Immerhin steht jetzt erst eine Länderspielpause an, die die Quarantäne-Zeiten etwas entzerrt. Der HSV spielt – Stand Sonntag – erst wieder am Sonnabend, 17. Oktober um 13 Uhr bei Greuther Fürth. Und das Nachholspiel gegen Aue könnte noch im Dezember stattfinden. Denn beide Teams sind bereits aus dem DFB-Pokal ausgeschieden.