Hamburg. Nach dem 4:3 in Paderborn freut sich der HSV über das Sturm-Duo Terodde und Wintzheimer – doch der Club will dennoch nachlegen.

Es liegt wahrscheinlich in der Natur der Sache, dass ein Spektakel wie der 4:3-Sieg des HSV am Montagabend in Paderborn auch nach dem Abpfiff noch die eine oder andere Geschichte parat hält. Die Geschichte vom Torjäger vom Dienst beispielsweise, der nun alleiniger Rekordhalter der eingleisigen Zweiten Liga ist. Oder die Geschichte von dessen jungen Sturmkollegen, der gleich an allen vier Toren beteiligt war. Beides hübsche Geschichten, über die man nach einem Sieg mit vier Toren am Tag danach gerne plaudert.

Es gibt aber auch die Geschichte des Torjägers a. D., der nur ein paar Minuten spielen durfte – und sich nun überlegt, ob er nicht eine ganz neue Geschichte wagen sollte. Und dann gibt es da noch eine Geschichte von einem weiteren Angreifer, der aber nur zu einer echten Geschichte werden kann, wenn viele Wenn-dann-Konstellationen in den nächsten Tagen eintreten.

HSV will im Fall Hofmann Ernst machen

Für das entsprechende Storytelling war am Dienstagmorgen beim HSV Michael Mutzel zuständig. Der Sportdirektor stand auf dem Rasen im Volkspark, blinzelte in die Sonne und arbeitete nacheinander die Geschichten der vergangenen 24 Stunden ab. Als er auf die Wenn-dann-Geschichte von KSC-Stürmer Philipp Hofmann angesprochen wurde, fragte Mutzel ungläubig nach. Ob Karlsruhes Sportchef Oliver Kreuzer tatsächlich bestätigt habe, dass der HSV ein neues Angebot für den groß gewachsenen Angreifer hinterlegt habe?

Eine Geschichte, die Mutzel zwar einerseits nicht glauben wollte, andererseits aber auch nicht dementierte. Um eine lange Geschichte kurz zu machen: Ja, Kreuzer hat tatsächlich bestätigt, dass der HSV im Fall Hofmann Ernst machen will. Der frühere Hamburger räumte gegenüber der „Badischen Neuesten Nachrichten“ ein, dass der HSV ein neues Angebot für Hofmann abgegeben habe, sagte allerdings auch: „Ich gehe davon aus, dass es auch mit dem HSV keine Einigung geben wird.“

HSV: Was Hinterseer mit Hofmann zu tun hat

Diese Geschichte, das scheint schon jetzt klar, ist noch nicht zu Ende erzählt. „Der Spieler Philipp Hofmann ist interessant“, sagte am Dienstag Mutzel. „Wir schauen, was geht und was nicht geht. Wir machen keine wilden Sachen.“ Tatsächlich hat der HSV nach Abendblatt-Informationen sein erstes Angebot in Höhe von rund einer Million Euro, das der Club bereits vor Wochen abgegeben hat, noch einmal nachgebessert. Ob der KSC, der drei Millionen Euro fordern soll, der HSV und Hofmann, die sich beim Gehalt bereits einig gewesen sein sollen, aber noch bis zum 5. Oktober auf eine gemeinsame Geschichte einigen können, ist eine ganz andere Geschichte.

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Ein Happy End kann diese Geschichte ohnehin nur haben, wenn auch die Geschichte rund um den derzeit unzufriedenen Lukas Hinterseer eine neue Wendung bekommt. Der 29-jährige Stürmer wurde in den ersten beiden Spielen jeweils nur eingewechselt: gegen Düsseldorf in der 69. Minute, in Paderborn erst in der 89. Minute. Wenn er nun bis zum Ende der Transferfrist einen zahlungskräftigen neuen Club findet, dann könnte es tatsächlich zu einer Kettenreaktion kommen, an deren Ende Hofmann doch noch zum HSV wechselt.

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Wintzheimer macht beim HSV einfach Spaß

Die wildeste Geschichte in diesem Zusammenhang: Auch das Gedankenmodell Hinterseer plus die Summe X für Hofmann soll diskutiert worden sein. Das Problem an dieser Geschichte: Hofmann soll in Karlsruhe unter 400.000 Euro verdienen, Hinterseer in Hamburg das Doppelte.

Bei all diesen Wenn-dann-Geschichtchen könnte man glatt vergessen, dass die besten Sturm-Geschichten beim HSV derzeit auf dem Platz erzählt werden. Zum Beispiel von Simon Terodde, der nach seinem 122. Zweitligator doch tatsächlich die bisherige Bestmarke der eingleisigen Zweiten Liga von Sven Demandt übertreffen konnte.

„Vielleicht kann man in fünf oder zehn Jahren mit seinen Jungs im Partykeller sitzen, Bier trinken und daran zurückdenken“, sagte Terodde nach dem spektakulären 4:3-Sieg in Paderborn gegenüber Sky – und versicherte: „Ich habe während des Spiels nicht eine Sekunde daran gedacht. Die Mannschaft steht im Vordergrund.“

Klaus Gjasula (l.) beglückwünscht Manuel Wintzheimer und Simon Terodde für dessen Gala-Auftritt in Paderborn.
Klaus Gjasula (l.) beglückwünscht Manuel Wintzheimer und Simon Terodde für dessen Gala-Auftritt in Paderborn. © Witters

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Mutzel hebt Wintzheimer beim HSV hervor

Eine schöne Geschichte, fand auch Mutzel, der am Morgen danach sogar ein wenig ins Kitschige abdriftete: „Das ist ein bisschen Simons Erfolgsrezept. Er nimmt sich selbst einfach nicht zu wichtig. Es ist toll, dass es solche Sportler noch gibt.“ Er habe den Stürmer, der nach vier Saisontoren in nur zwei Spielen bereits schon wieder die Torjägerliste anführt, nach der Partie in der Kabine bewusst zur Seite genommen und ihm gesagt, dass er auch ruhig mal stolz sein könnte.

„So ein Lob ist ihm fast schon unangenehm“, so Mutzel. Seine Lieblingsgeschichte war aber am Morgen nach dem 4:3 die von Youngster Manuel Wintzheimer. „Er war ja schon der Gewinner der Vorbereitung und knüpft weiter daran an“, sagte Mutzel, der sich besonders über Wintzheimers vier Torbeteiligungen gegen Paderborn freute. „Er ist ein unheimlich fleißiger Spieler. Er hat neben seiner Torgefahr auch eine gewisse Schlauheit im Spiel. Er bewegt sich super und hat obendrein noch einen sehr guten Abschluss.“

Ende gut, alles gut? Von wegen. Bekanntlich sind ja gerade erst zwei Saisonspiele vorbei, 32 geschichtsträchtige Spieltage gilt es noch zu absolvieren. Es bleibt stürmisch beim HSV.

Der HSV beendet Paderborner Achterbahnfahrt erfolgreich:

Der HSV beendet Paderborner Achterbahnfahrt erfolgreich

Schlusspunkt eines verrückten Spiels: Aaron Hunt markiert vom Elfmeterpunkt das 4:3 für den HSV in Paderborn (82.).
Schlusspunkt eines verrückten Spiels: Aaron Hunt markiert vom Elfmeterpunkt das 4:3 für den HSV in Paderborn (82.). © Witters
Torschützen unter sich: Aaron Hunt (v.l.), Simon Terodde (zweimal) und Manuel Wintzheimer schossen für den HSv in Paderborn einen 4:3-Sieg heraus.
Torschützen unter sich: Aaron Hunt (v.l.), Simon Terodde (zweimal) und Manuel Wintzheimer schossen für den HSv in Paderborn einen 4:3-Sieg heraus. © Witters
Für die Galerie und Geschichtsbücher: Terodde glückte mit seinem Hackentor zum zwischenzeitlichen 3:3 (56.) sein 122. Treffer im Unterhaus – alleiniger Rekord in der eingleisigen Zweiten Liga.
Für die Galerie und Geschichtsbücher: Terodde glückte mit seinem Hackentor zum zwischenzeitlichen 3:3 (56.) sein 122. Treffer im Unterhaus – alleiniger Rekord in der eingleisigen Zweiten Liga. © Witters
Eingeschworene Truppe: Die HSV-Startelf kurz vor dem Anpfiff in der Benteler-Arena.
Eingeschworene Truppe: Die HSV-Startelf kurz vor dem Anpfiff in der Benteler-Arena. © Witters
Khaled Narey (l., Nr. 7) und Jan Gyamerah (r.) rückten überraschend beide ins Team.
Khaled Narey (l., Nr. 7) und Jan Gyamerah (r.) rückten überraschend beide ins Team. © Witters
Auch Torjäger Simon Terodde spielte wieder von Beginn an.
Auch Torjäger Simon Terodde spielte wieder von Beginn an. © Witters
Und der Stürmer hatte direkt den Zug zum Tor.
Und der Stürmer hatte direkt den Zug zum Tor. © Witters
Den ersten Treffer erzielte aber ein anderer: Manuel Wintzheimer (l., mit Kapitän Tim Leibold) brachte den HSV nach 13 Minuten in Führung.
Den ersten Treffer erzielte aber ein anderer: Manuel Wintzheimer (l., mit Kapitän Tim Leibold) brachte den HSV nach 13 Minuten in Führung. © Witters
Ausschlaggebend waren ein Ballgewinn von Klaus Gjasula und ganz viel Platz für einen Schlenzer mit links.
Ausschlaggebend waren ein Ballgewinn von Klaus Gjasula und ganz viel Platz für einen Schlenzer mit links. © Witters
Entsprechend groß war der Jubel auf Hamburger Seite.
Entsprechend groß war der Jubel auf Hamburger Seite. © Witters
Elf Minuten später traf dann auch Terodde – sein Einsatz nach Paderborner Slapstick-Einlage wurde mit dem 121. Zweitligatreffer des 32-Jährigen belohnt.
Elf Minuten später traf dann auch Terodde – sein Einsatz nach Paderborner Slapstick-Einlage wurde mit dem 121. Zweitligatreffer des 32-Jährigen belohnt. © Witters
Nach 38 Zeigerumdrehungen schauten die Torschützen aber plötzlich äußerst bedröppelt drein – der HSV kassierte binnen vier Minuten drei Gegentreffer.
Nach 38 Zeigerumdrehungen schauten die Torschützen aber plötzlich äußerst bedröppelt drein – der HSV kassierte binnen vier Minuten drei Gegentreffer. © Witters
Dabei drehte vor allem Chris Führich (r.) auf: Erst holte der Paderborner einen Elfmeter raus, dann traf er zweimal selbst.
Dabei drehte vor allem Chris Führich (r.) auf: Erst holte der Paderborner einen Elfmeter raus, dann traf er zweimal selbst. © Witters
Hart am Mann: Stephan Ambrosius nervt Paderborns Dennis Sbreny.
Hart am Mann: Stephan Ambrosius nervt Paderborns Dennis Sbreny. © Witters
Wiedersehen macht Freude – zumindest noch vor dem Spiel: HSV-Neuzugang Klaus Gjasula (r.) begrüßt seine alten Paderborner Weggefährten.
Wiedersehen macht Freude – zumindest noch vor dem Spiel: HSV-Neuzugang Klaus Gjasula (r.) begrüßt seine alten Paderborner Weggefährten. © Witters
Auch Khaled Narey (r., mit Stephan Ambrosius) spielte einst für die Ostwestfalen. Am Montag rückte er durch den Ausfall von Josha Vagnoman in Hamburgs Startelf.
Auch Khaled Narey (r., mit Stephan Ambrosius) spielte einst für die Ostwestfalen. Am Montag rückte er durch den Ausfall von Josha Vagnoman in Hamburgs Startelf. © Witters
Zumindest im Stadion gab es nicht allzu viele Augenzeugen der doppelten HSV-Rückkehr.
Zumindest im Stadion gab es nicht allzu viele Augenzeugen der doppelten HSV-Rückkehr. © Witters
Dennoch war Gästetrainer Daniel Thioune mit dem Auftaktsieg im Rücken guter Dinge.
Dennoch war Gästetrainer Daniel Thioune mit dem Auftaktsieg im Rücken guter Dinge. © Witters
Auch Sport-Vorstand Jonas Boldt gab sich zuversichtlich.
Auch Sport-Vorstand Jonas Boldt gab sich zuversichtlich. © Witters
SCP-Trainer Steffen Baumgart lief indes auch aufgrund der Auftaktniedelage in Kiel schon vor dem Anpfiff gegen den HSV heiß.
SCP-Trainer Steffen Baumgart lief indes auch aufgrund der Auftaktniedelage in Kiel schon vor dem Anpfiff gegen den HSV heiß. © Witters
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