Frankfurt/Hamburg. Drei Spiele wird der Abwehrmann zunächst fehlen. HSV-Spieler Toni Leistner bekommt eine Strafe, die nur selten angewendet wird.
Nach seinem Ausraster im Anschluss an das DFB-Pokalspiel bei Dynamo Dresden (1:4) wird der HSV-Profi Toni Leistner (30) sofort für drei Spiele gesperrt. Die Bewährung von zwei weiteren Spielen dauert bis zum 18. September 2021 und damit ein Jahr. Das bedeutet: Lässt sich Leistner innerhalb dieser Frist erneut etwas zu Schulden kommen, das das Sportgericht beschäftigt (zum Beispiel Rote Karte), kommen diese beiden Spiele zur neuen Strafe obendrauf.
Außerdem erhält Leistner eine Geldstrafe in Höhe von 8000 Euro. Das hat der Deutsche Fußball-Bund beschlossen und am Freitag pünktlich zum Start der Zweiten Liga mittgeteilt. Der HSV spielt am Abend gegen Fortuna Düsseldorf (18.30 Uhr live bei Sky und bei abendblatt.de).
Leistner erhält dabei eine besondere Strafe. Denn die Sperre gilt wettbewerbsübergreifend, also für Liga, Pokal und weitere denkbare Spiele. Diese Variante wendet der DFB extrem selten an.
Urteilsbegründung: Was für Leistner sprach
Der Vorsitzende des DFB-Sportgerichtes, Hans E. Lorenz, erklärte die "schwerwiegende Sportverfehlung" so: "Wir hatten hier einerseits zu berücksichtigen, dass es sich bei einem Angriff auf einen Zuschauer um eine besonders schwerwiegende Verfehlung eines Spielers gehandelt hat, andererseits aber auch die Schwere der vorangegangenen Provokation zu würdigen. Für den Spieler sprach zudem, dass er sportgerichtlich bisher noch nicht in Erscheinung getreten ist, er sein Fehlverhalten bedauert und aufrichtig um Entschuldigung gebeten hat."
Die außerdem ausgesprochene Geldstrafe sei dem Verstoß gegen das Corona-Hygienekonzept geschuldet, "den wir nicht bagatellisieren wollen". Eispruch gegen das Urteil ist möglich.
Sperre: Toni Leistner fehlt dem HSV drei Spiele
Zwar ist der HSV aus dem Pokal in dieser Saison rausgeflogen, aber der DFB wollte offenbar ein Zeichen setzen mit dieser Entscheidung. Denn Leistner hatte sich nicht nur eine Tätlichkeit gegen einen Zuschauer und eine schwerwiegende "sportwidrige Handlung" geleistet, als er am Montagabend die Tribüne emporkletterte und einen Fan angriff und durchschüttelte, der ihn mutmaßlich extrem verbal beleidigt hatte.
Der HSV-Abwehrmann hatte auch gegen die strengen Hygieneregeln verstoßen, die sich der DFB und die DFL für den Neustart in der Corona-Pandemie gegeben hatten.
Der HSV wollte Leistner keine Geldstrafe auferlegen, hatte ihn aber von der Mannschaft getrennt – auch, um zu signalisieren, dass man die Verletzung der Corona-Regeln ernst nehme.
HSV hält sich Einspruch noch offen
Gegen das Urteil kann binnen 24 Stunden nach Zugang Einspruch beim Sportgericht eingelegt werden. Der HSV hat noch nicht signalisiert, den DFB-Spruch so akzeptieren zu wollen.
Trainer Daniel Thioune sprach unmittelbar vor dem Spiel gegen Düsseldorf von einer "schwierigen Bewertung" des Strafmaßes. Daher sei noch nicht entschieden, "dass wir die Bewertung so annehmen", sagte Thioune bei "Sky".