Überraschungen beim Spielführer und im neuen Mannschaftsrat? Neuer Job für Bernhard Peters. HSV-Torhüter als ganz großer Pechvogel.
Die HSV-News am Montag, den 30. August 2020:
- Mutzel-Anekdoten über "Quälix" Magath
- HSV-Kantersieg nach zwölf Jahren abgewertet?
- Indizien für den neuen HSV-Kapitän
- Mannschaftsrat: Thioune möchte eingreifen
- Bernhard Peters hat einen neuen Job
- Ex-HSV-Trainer: Labbadia schöner als Gisdol?
- Installiert der HSV einen Pokaltorhüter?
- Hertha nur mit Rumpftruppe zum HSV
- Trainingswoche mit dezimiertem HSV-Kader
- HSV-Torhüter Schauer als erneuter Pechvogel
HSV-Podcast diesmal am Dienstag
Der Abendblatt-Podcast "HSV – wir müssen reden" wird in dieser Woche statt montags ausnahmsweise am morgigen Dienstag ausgestrahlt. Der einfache Grund: Der noch geheim gehaltene Gast der neuen Folge hat sich nach dem Trainingslager einen Tag mit seiner Familie erbeten.
Dafür gibt es nach einer längeren Corona-Pause heute vom HSV selbst wieder etwas auf die Ohren. Und in dem Podcast-Format "Pur der HSV" hat Sportdirektor Michael Mutzel mit einigen Anekdoten aufgewartet.
Mutzel unter Magath "wie ein Dressurpferd"
Gleich zwei drehten sich um die anspruchsvollen Trainingslager unter Felix Magath, die Mutzel als junger Spieler bei Eintracht Frankfurt absolviert hatte. Dabei sind dem 40-Jährigen vor allem die Kraftzirkel der HSV-Legende im Gedächtnis geblieben.
"Nach dem Trainingslager hat mir meine Jeans nicht mehr gepasst, weil wir so viel trainiert haben", erinnerte sich Mutzel an eine Magath-Vorbereitung in Zypern. Geschadet habe es allerdings nicht. "Wir haben dann eine sehr erfolgreiche Rückrunde gespielt."
Und am Strand von Sylt hätte der auch als "Quälix" berüchtigte Coach die Spieler vor den Augen der Touristen Medizinbälle in die Luft schmeißen und Hantelstangen stemmen lassen. "Da kamen wir uns ein bisschen vor wie die Dressurpferde am Strand", erzählte Mutzel.
Späte Erklärung für Kantersieg des HSV?
Mit einer weiteren Erzählung betrieb Mutzel gleichzeitig ein wenig Geschichtsaufklärung. Auf die Frage seines ehemaligen Mitspielers Maik Franz nach dem legendärsten Mannschaftsabend berichtete Mutzel von einer Sause mit seinen damaligen KSC-Kameraden nach einem Spiel beim HSV.
"Bei uns ging es um nichts mehr, aber der HSV konnte noch ins internationale Geschäft einziehen", erinnerte sich Mutzel an die "7:0-Klatsche" am letzten Spieltag der Saison 2007/08, durch die der HSV seinem scheidenden Trainer Huub Stevens tatsächlich den Einzug in den Uefa-Cup bescherte.
"Ich bin ganz ehrlich: Wir hatten irgendwie schon mehr damit zu tun, was wir abends nach dem Spiel machen, als dass wir uns noch auf das Spiel konzentriert haben", gestand Mutzel nun mit dem Abstand von zwölf Jahren. "Und das hat man dann leider auch gemerkt."
Das könnte Sie auch interessieren:
Karlsruhes Trainer Edmund Becker habe die Schmach zwar "nicht so gut verarbeiten" können. Die Spieler seien dann in Hamburg aber dennoch "ein bisschen um die Häuser gezogen", so Mutzel: "Dieser Abend war dann trotz dieser Niederlage gut, weil wir eine super Saison gespielt hatten."
Trost-Würstchen nach der HSV-Klatsche
Was Mutzel nicht verriet: Sein noch immer guter Freund Maik Franz stand seinerzeit trotz der Party-Tour am nächsten Morgen pflichtschuldig in einem Hamburger Studio, um mit ausgewählten KSC-Fans Aufnahmen für seine eigene Homepage zu machen – und stellte sich für die gebeutelten Anhänger als Wiedergutmachung an den Würstchengrill.
Grillende Fußballer – ein Szenario, das den HSV-Fans spätestens seit der historischen 2:9-Schmach im April 2013 bei den Bayern irgendwie bekannt vorkommen dürfte …
Peters stützte "Mr. Negativ" Mutzel
Auch über seinen alten Spitznamen "Mr. Negativ" klärte Mutzel im HSV-Podcast auf. Dieser sei ihm vom heutigen KSC-Trainer Christian Eichner verpasst worden, nachdem er als Profi in Karlsruhe durch vermehrte Kritik an Vorgängen beim damaligen Erstligisten auffällig geworden sei.
Hinterfragen würde er Dinge auch heute noch verstärkt, sagte Mutzel, der sich in dieser Herangehensweise von einem ehemaligen HSV-Mitarbeiter bestätigt sieht. "Bernhard Peters (Ex-Direktor Sport/Anm.d.Red.; siehe auch unten stehender Eintrag) hat mir mal gesagt, die Jungs, die negativ sind, sind meistens die, die ein bisschen Grips haben", so Mutzel.
Toni Leistner direkt neuer HSV-Kapitän?
Einige Fragen bleiben beim HSV vor dem ersten Pflichtspiel im DFB-Pokal bei Dynamo Dresden (Montag, 14. September/18.30 Uhr) weiter offen. Wer wird neuer Haupt- und damit Trikotsponsor? Wie wird das Stadion künftig heißen? Und wer führt die Mannschaft überhaupt als Kapitän aufs Feld?
Nach zwei Jahren scheint Aaron Hunt (33) ein wenig amtsmüde zu sein. Zumindest ließ er zuletzt verlauten, nicht mehr an der Binde zu hängen und diese ohne Murren weiterzureichen, sollte sich Daniel Thioune auf einen anderen Profi festlegen. Nun deutete der neue HSV-Trainer allerdings an, diese Entscheidung noch weiter aufschieben zu wollen.
"Ich will das zu einem relativ späten Zeitpunkt machen, weil wir ja ein paar Spieler dazubekommen haben, die Verantwortung übernehmen können und sollten", sagte Thioune zum Abschluss des Trainingslagers in Bad Häring. Dabei dachte der 46-Jährige neben Klaus Gjasula (30) und Simon Terodde (32) vor allem auch an den dritten erfahrenen Neuzugang Toni Leistner.
Für den 30-Jährigen wäre die Spielführerbinde zumindest kein unbekanntes Stoff-Objekt. Sowohl bei Union Berlin als auch bei Queens Park Rangers war Leistner Kapitän. Beim englischen Zweitligisten bekam er diese Verantwortung sogar ebenfalls direkt nach seinem Wechsel übertragen.
"Wer mich in meinen vorherigen Stationen gesehen hat, der weiß, dass ich gerne vorweg gehe", sagte der neue HSV-Verteidiger nach seiner Vertragsunterschrift über seine Führungsqualitäten. "Dass ich eine Mannschaft führen kann, habe ich direkt in meinem ersten Jahr in England gezeigt."
Worte, die bei Thioune offenbar längst auf offene Ohren gestoßen sind. "Toni ist gierig gegen den Ball, sehr aktiv. Aber er ist vor allem auch in der Lage, eine junge Mannschaft zu führen", sagt der HSV-Trainer über Leistner. "Ich brauchte jemanden auf dem Platz, der sofort da ist, der sofort funktioniert."
Bilder aus dem HSV-Trainingslager:
Im Schatten der Bergriesen: HSV-Trainingslager in Bad Häring
Mannschaftsrat: Thioune denkt an David
Der künftige Spielführer rekrutiert sich in jedem Fall auch dem Mannschaftsrat. Dieser soll mehr oder weniger demokratisch gewählt werden, wobei sich Thioune vorbehalten wollte, das gewählte Gremium durch ein bis zwei Spieler seiner Wahl zu ergänzen.
"Vielleicht tut es auch einem jungen Spieler gut, über ein paar Grenzen zu gehen und Verantwortung zu nehmen", sagte Thioune, wobei er in erster Linie an Innenverteidiger Jonas David dachte.
Mit dem 20-Jährigen habe er nach dessen schwachem Spiel gegen den VfB Stuttgart (2:3) ein ernstes Vieraugengespräch geführt und sei begeistert gewesen, wie schnell der Youngster die Erwartungen beim Zu-Null-Spiel gegen Feyenoord Rotterdam (1:0) habe umsetzen können.
Bernhard Peters geht in die USA
Neue Aufgabe auch für Bernhard Peters: Knapp zwei Jahre nach seinem mehr oder weniger freiwilligen Ausscheiden beim HSV wagt der ehemalige Direktor Sport (2014-18) nun ein amerikanisches Abenteuer. Am Montag gab der künftige MLS-Club St. Louis City SC die Verpflichtung des 60-Jährigen als neuen Nachwuchschef bekannt. Eingefädelt hatte den Vertrag Sportdirektor Lutz Pfannenstiel.
Peters zur Seite gestellt wird US- und Europa-Experte Mike Forde. "Mit Bernhard und Mike an meiner Seite bin ich zuversichtlich, dass wir einen Club aufbauen, der zukünftig von der Jugend bis zum Profi über eine Vielzahl an Talenten verfügen und jedes Jahr von neuem auf höchstem Niveau mitspielen wird", sagte Pfannenstiel.
St. Louis soll 2022 in die nordamerikanische Major League Soccer (MLS) einsteigen. Pfannenstiel (zuletzt Sportvorstand bei Fortuna Düsseldorf) hatte zuletzt unter anderem geäußert, dass er "auch Spieler wie Götze (Mario Götze, d.Red.) auf dem Schirm hat".
Labbadia erotischer als Gisdol?
Während seiner drei HSV-Ären (einmal als Spieler, zweimal als Trainer)ließ Bruno Labbadia so manches weibliche Herz höher schlagen. Beim Kurznachrichtendienst Twitter hat sich sogar jemand die Mühe gemacht, unter dem Pseudonym "Schöner Bruno" im fiktiven Auftrag des 54-Jährigen zu zwitschern.
Zum "erotischsten Bundesligatrainer" machen Labbadia diese Voraussetzung offensichtlich dennoch nicht. Denn diesen inoffiziellen Titel vergaben die Mitglieder des Portals "Joyclub" (3,5 Millionen Mitglieder) nun an Marco Rose (Borussia Mönchengladbach), gefolgt von Julian Nagelsmann (RB Leipzig) und Peter Bosz (Bayer Leverkusen).
Für Labbadia, inzwischen bei Hertha BSC gelandet, blieb als Wiedereinsteiger bei der jährlichen Erotik-Wahl aber immerhin noch Platz sechs. Und damit schnitt der frühere "Hamburger des Jahres" (2015) zumindest besser ab als ein weiterer ehemaliger HSV-Trainer – Markus Gisdol (1. FC Köln) schaffte es nicht in die Top Ten.
HSV könnte Pokaltorhüter etablieren
Ein optischer Labbadia-Vergleich bleibt Daniel Thioune als Zweitliga-Trainer vorerst erspart – dafür kommt es am Sonnabend zum direkten sportlichen und damit wesentlich wichtigeren Duell zwischen den beiden Fußballlehrern. Um 17 Uhr steht dann im Rahmen der Saisoneröffnung das Testspiel gegen Labbadias Hertha im Volksparkstadion an.
Und bei der Generalprobe kann Thioune sich vorstellen, zwei seiner drei Torhüter (Daniel Heuer Fernandes, Julian Pollersbeck, Tom Mickel) Spielzeit zu geben. Allerdings will der Coach auch mit seinen Co-Trainern die Möglichkeit diskutieren, einen der Konkurrenten als exklusiven "Pokaltorhüter" zu installieren.
Der Sommerfahrplan des HSV
Hertha beim HSV nur mit Rumpftruppe?
Nicht nur beim HSV gibt es indes Ärger um eine Länderspielabstellung (Klaus Gjasula, siehe auch unten stehender Eintrag). Dem kommenden Gegner fehlen momentan gleich neun Nationalspieler. "Das macht die Sache nicht einfacher", sagt Labbadia. Wer wann zurückkommt, ist noch offen.
Laut "Kicker" wollte Hertha zumindest bei den Niederländern Javairo Dilrosun, Deyovaisio Zeefuik und Daishawn Redan von der durch die Fifa corona-bedingt gelockerten Abstellungspflicht Gebrauch machen, da Holland am kommenden Freitag in Belarus antreten.
Das Land zählt zu den Corona-Risikogebieten. Da das Gesundheitsamt Charlottenburg-Wilmersdorf angekündigt hat, ab 1. September Rückkehrer aus Risikogebieten in eine fünftägige Quarantäne zu schicken, lehnt Hertha die Abstellung ab.
Die drei Spieler würden im DFB-Pokalspiel bei Eintracht Braunschweig am 11. September benötigt. Das Trio werde nun zum Treffpunkt der Auswahl anreisen, ob sie mit nach Belarus fliegen, bleibt fraglich. "Wir werden keinen Spieler abstellen, wenn es gesundheitliche Bedenken gibt", sagte Manager Michael Preetz.
In jedem Fall bleibt Hertha nur noch das Testspiel beim HSV, bevor es ernst wird. Die Erkenntnisse dürften sich ohne viele Stammkräfte aber in Grenzen halten. "Wir müssen uns steigern, das wissen wir", sagte der neue Torhüter Alexander Schwolow nach der 0:4-Klatsche im Test gegen Eindhoven.
HSV hat drei Wackelkandidaten
Die Vorbereitung auf das Hertha-Spiel beginnt erst am Dienstag. Nach der Rückkehr aus dem Trainingslager und dem Flug aus München gestern Nachmittag war für die HSV-Profis heute erst einmal frei.
Nächstes Training im Volkspark ist dann wieder am Dienstag um 16 Uhr. Wackelkandidaten für diese Einheit bleiben Aaron Hunt, Simon Terodde (Oberschenkelprobleme) und Ewerton (nach Tumor-OP).
Sicher fehlen werden dem HSV in dieser Woche die Länderspielreisenden Klaus Gjasula (Albanien/Nations League) sowie Josha Vagnoman (U21/EM-Qualifikation).
HSV-Torhüter Schauer als Pechvogel
Auch die U 21 muss in den kommenden Wochen umdisponieren. Denn Torhüter Bennett Schauer verletzte sich am Sonntag beim 3:2-Sieg im Testspiel gegen Werder Bremen II schwer.
Nach Abendblatt-Informationen zog sich der 21-Jährige einen Knöchelbruch, einen Syndesmosebandriss, einen Wadenbeinbruch und einen Innenbandriss im linken Sprunggelenk zu.
Damit dürfte Pechvogel Schauer erneut wohl mindestens so lange ausfallen wie in der Vorsaison, als er sich in der Sommervorbereitung mit den Profis einen Außenmeniskusanriss zuzog.
Nach rund 100 Tagen hatte sich Schauer Anfang des Jahres endlich wieder ans Regionalligateam herangekämpft, wofür er kürzlich in seinem Jahrgang sogar zum HSV-Spieler der Saison gewählt wurde.
In den sozialen Netzwerken erhielt Schauer nach seinem Rückschlag umgehend zahlreiche Genesungswünsche, darunter auch die HSV-Kameraden Péter Beke und Maxi Geißen (derzeit vereinslos).