Hamburg. Youngster Ambrosius hatte seinen Kollegen einiges voraus. Letschert verlässt wohl den HSV. Ewerton war ein krachender Fehleinkauf.
Der HSV hat die Relegation verspielt und bleibt auch im dritten Jahr in Folge in der Zweiten Liga. Die Saison war eine Achterbahn der Gefühle für Fans, Spieler und Club-Verantwortliche. Wie es dazu kam? Die Einzelkritik der Profis:
Pollersbeck (6 Spiele/0 Tore): Vom Sündenbock und Tribünengast zum Hoffnungsträger in einem Jahr. Eine typische HSV-Geschichte – ohne Happy End.
Heuer Fernandes (28/0): Vereitelte in der Hinrunde mehr Großchancen als viele seiner Vorgänger im HSV-Tor, offenbarte aber auch Schwächen im Strafraumverhalten. Wurde im Saisonfinale von Hecking geopfert, um der Mannschaft einen neuen Impuls zu geben. Auch das verpuffte.
Gyamerah (9/0): Kämpfte sich nach seinem Wadenbeinbruch über Monate zurück – und verletzte sich im entscheidenden Spiel erneut. Was für ein Pechvogel.
Vagnoman (16/1): Bringt viel Power und Dynamik mit. Muss aber dringend an Technik und Cleverness arbeiten.
Ambrosius (1/0): Zeigte in seinen ersten 45 Profiminuten im Volksparkstadion Herz und Leidenschaft. Damit hatte er so manchem Kollegen einiges voraus.
Beyer (11/0): Wenn er die halbjährige Leihe positiv sehen will: Der Mönchengladbacher kann aus den vielen Enttäuschungen fürs Leben lernen.
Ewerton, ein krachender Fehleinkauf
Letschert (24/2): Spielte von allen Innenverteidigern lange noch am konstantesten, ehe auch er in der Nach-Corona-Phase zu wackeln begann. Verletzte sich gleich zweimal am Knie. Ob der HSV die Option zieht, ihn zwei weitere Jahre zu verpflichten, ist mehr als fraglich.
Van Drongelen (32/0): Dass sich ausgerechnet der immer fitte Niederländer zum Abschluss das vordere Kreuzband im linken Knie riss, war das bittere Ende einer auch für ihn missratenen Saison.
Ewerton (5/0): So eine Verletzungshistorie innerhalb einer Saison macht dem Brasilianer so schnell keiner nach. Rechtzeitig zum Finale war er wieder mittendrin, aber völlig neben der Spur. Ein krachender Fehleinkauf.
David (1/0): Ein Einsatz zum Vergessen – und doch ein Baustein für die Zukunft.
Papadopoulos (2/0): Seine Sprintdefizite wurden zum Auftakt gegen Darmstadt derart offensichtlich, dass er nach seiner Versetzung zur U21 nie wieder für die Profis spielte. Trauriges letztes Jahr für den Griechen.
Jung (24/1): Startete als Innenverteidiger wie verwandelt in die Saison. War spätestens nach der Corona-Pause aber wieder der alte Unsicherheitsfaktor.
Leibold (34/1): Verpasste nicht eine Spielminute, sammelte 19 Vorlagen und ging auch als Typ voran. Doch selbst der beste HSV-Einkauf konnte die Saison am Ende nicht mehr retten.
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Dudziak ist ein Verkaufskandidat beim HSV
Moritz (8/0): Stellte gegen Regensburg einen internen Laufrekord (13,41 Kilometer) auf. Viel mehr wird von ihm aber nicht in Erinnerung bleiben. Erhofft sich nun bei einem neuen Club, endlich mehr Spielzeit zu bekommen.
Fein (31/1): War die große Entdeckung und Überraschung des ersten Saisondrittels. Lenkte das HSV-Spiel mit Leichtigkeit und Lässigkeit. Als er im Spätherbst seine Form verlor, lief es auch beim HSV nicht mehr wie zuvor. Kehrt nun zum FC Bayern zurück.
Kinsombi (26/5): Kam mit der Last des Königstransfers und der angedachten Führungsrolle nicht klar. Nach Corona leicht verbessert, am Ende aber überwiegt trotz fünf Saisontoren die Enttäuschung.
Dudziak (28/3): Im Gegensatz zu Kinsombi tat es ihm gut, dass zu Beginn kaum einer etwas von ihm erwartete. Gab dem oft behäbigen Mittelfeld Esprit. Gilt nun als einer der Verkaufskandidaten. Für drei Millionen Euro kann er gehen.
Amaechi hätte mehr Chancen verdient gehabt
Hunt (23/7): Der Kapitän wurde erst gut, als es um seine Vertragsverlängerung ging. Steht nun in der Pflicht zu zeigen, dass er auch in der neuen Saison mehr als drei Spiele am Stück verletzungsfrei bleiben kann.
Schaub (12/0): Sportvorstand Jonas Boldt konnte es im Winter kaum glauben, dass die Chance bestand, den Österreicher zu verpflichten. Unglaublich war es dann auch, wie schnell der 25-Jährige dann seine Form verlor und am Ende gar keine Rolle mehr spielte.
Jatta (30/4): Die Debatte um seine Identität machte zu Saisonbeginn nicht nur den Gambier, sondern die ganze Mannschaft stark. Nach Corona und Ramadan war dann die Luft raus.
Jairo (14/1): Noch im Winter träumte er vom Aufstieg, einem neuen Vertrag und der perfekten Hochzeit im Juni. Ein halbes Jahr später platzten leistungs- und coronabedingt gleich alle seine Träume. Wird den HSV nach zwei Jahren wohl verlassen.
Amaechi (2/0): Konnte in seinen beiden Kurzeinsätzen nicht ansatzweise zeigen, was er wirklich drauf hat. Das 2,5-Millionen-Talent hätte sicher ein paar mehr Chancen verdient gehabt.
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War Harnik zu froh, beim HSV zu sein?
Harnik (23/3): Kam im Sommer am letzten Tag der Transferperiode und sollte den HSV wie einst Hannover zum Aufstieg schießen. Das missglückte komplett. Man hatte manchmal den Eindruck, dass er etwas zu froh war, endlich beim HSV zu spielen. Ließ den letzten Biss vermissen. Muss nun zurück nach Bremen.
Narey (16/1): Machte seine Sache als Aushilfsrechtsverteidiger eigentlich ganz ordentlich. Bekam in der Rückrunde kaum noch eine Chance. Wird sich jetzt sicher überlegen, ob ihm ein Wechsel gut tun könnte.
Kittel (30/11): Begeisterte in der Hinrunde mit Tricks und tollen Toren. Blieb bis zum Ende bester Schütze und Scorer, obwohl er seit Februar im Formtief steckte. Durfte sich zumindest über die Geburt seiner ersten Tochter freuen.
Hinterseer (29/9): Hatte mit neun Treffern lange Zeit eine passable Torquote. Mit den Transfers von Harnik (Sommer) und Pohjanpalo (Winter) schwand zunächst sein Selbstvertrauen, dann die Treffsicherheit und am Ende auch die Einsatzzeit.
Bleibt Wood beim HSV?
Pohjanpalo (14/9): Zeigte, warum „Danger“ nicht nur sein Spitzname ist. Neunmal mit eiskaltem Finnisch. Wird trotzdem froh sein, zurück nach Leverkusen zu dürfen.
Wintzheimer (1/0): Seine einzige Aktion der HSV-Saison führte zum Elfmeterausgleich gegen Darmstadt, ehe er nach Bochum verliehen wurde. Kam dort immerhin auf 20 Einsätze.
Wood (6/9): Die schlechteste Nachricht zum Schluss: Wenn sich der unerwünschte US-Stürmer nicht auf eine Vertragsauflösung einlässt, bleibt er auch in der neuen Saison der bestbezahlte Kurzarbeiter der HSV-Historie.