Boldt spricht über Transfers, Heckings Zukunft und das Saisonfinale. VfB-Sportchef fühlt mit dem HSV. Seeler gegen Werder-Duelle.

Die HSV-News am Mittwoch, den 24. Juni 2020:

Transfermarkt: HSV-Interesse an Kiels Lee?

In den HSV-Annalen hat Jae-sung Lee seinen Platz schon sicher - wird der südkoreanische Nationalspieler künftig sogar noch häufiger Hamburger Fußballgeschichten schreiben? Wie das Portal liga-zwei.de berichtet, soll der HSV für den Aufstiegsfall seine Fühler nach dem Offensivspieler von Holstein Kiel ausgestreckt haben.

Lee soll die "Störche" nach dieser Saison trotz eines noch bis Juni 2012 gültigen Vertrages verlassen wollen. Interesse haben laut Bericht vor allem RSC Anderlecht (Belgien) sowie mit Crystal Palace "mindestens" ein Verein aus der englischen Premier League. Der HSV hätte bei Lee somit ohnehin nur Außenseiterchancen, auch wenn sich Lee dem Vernehmen nach in Deutschland sehr wohl fühlen soll.

In dieser Saison erzielte Lee für Kiel neun Treffer in 31 Zweitligaspielen, dazu kommen sieben Torvorlagen. Den HSV-Fans ist der 27-Jährige vor allem durch seinen imposanten Auftritt im Volksparkstadion von vor zwei Jahren in Erinnerung, als er die Rothosen im ersten Zweitligaspiel ihrer Geschichte gehörig durcheinander wirbelte und zwei Tore zum Kieler 3:0-Sieg vorbereitete.

Am 30. Spieltag setzte Jae-sung Lee den Schlusspunkt zum 3:3.
Am 30. Spieltag setzte Jae-sung Lee den Schlusspunkt zum 3:3. © Imago/Poolfoto

Und auch in diesem Jahr erwies sich Lee wieder als HSV-Schreck: Durch seinen Last-Minute-Treffer beim 3:3 „stahl“ er Hamburg am 30. Spieltag zwei sicher geglaubte Punkte. Durch seinen Assist zum zwischenzeitlichen 2:2 liest sich Lees HSV-Bilanz nun so: Vier Spiele, ein Tor, drei Vorlagen. Nach Abendblatt-Informationen ist ein mögliches HSV-Interesse an Lee unklar.

Überfall von HSV-Fans auf Kieler Gruppe?

Nahe des Holstein-Stadion in Kiel sollen am Dienstagabend bis zu 50 mutmaßliche HSV-Fans versucht haben, zehn Anhänger des Nordrivalen zu überfallen. Die Kieler konnten fliehen, wurden aber aus ihren zurückgelassenen Sporttaschen heraus bestohlen. Die Polizei sucht Zeugen. Mehr dazu lesen Sie hier.

Boldt hebt Comeback-Qualitäten hervor

HSV-Sportvorstand Jonas Boldt geht mit einem optimistischen Gefühl ins Saison-Finale gegen den SV Sandhausen (Sonntag, 15.30 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de). "Weil immer noch rechnerisch alles möglich ist“, sagte Boldt am Mittwoch. "Und weil es generell eine Saison mit Bergen und Tälern gewesen ist."

Die vier späten entscheidenden Gegentreffer in den Spielen seit Restart seien zwar zu viele, aber "unterschiedlicher Natur" gewesen. "Trotzdem ist die Mannschaft immer wieder aufgestanden und im nächsten Spiel da gewesen", sagte Boldt.

Teilt Düsseldorf das HSV-Trauma?

Überhaupt habe der HSV das Problem später Gegentore nicht exklusiv. "Schauen Sie sich mal dort die Ergebnisse an und dann vor allem auf die Minuten 88 plus", sagte Boldt unter Verweis auf Fortuna Düsseldorf.

Die Rheinländer, die Boldt als Gegner in einer möglichen Relegation als "wahrscheinlicher" erachtet als den "regionalen Club, der nicht ganz so weit entfernt ist" (Werder Bremen/Anm.d.Red.), hatten in der Tat ebenfalls einige späte Punktverluste hinnehmen müssen.

Boldt über HSV-Profis: "Gewisse Qualität fehlt"

Dennoch fällte Boldt über die HSV-Profis angesichts der wackeligen Endphasen auch ein weniger schmeichelhaftes Urteil.

"Gewisse Qualität fehlt, sonst würde man nicht dort stehen", sagte Boldt, der anmerkte, dass das Team gegen Sandhausen nun "nichts mehr zu verlieren" habe.

"Absolut überzeugt": Boldt würde Hecking halten

In der Trainerfrage gab Boldt ein generelles Bekenntnis zu Dieter Hecking ab. "Wir können uns eine weitere gemeinsame Zukunft vorstellen. Das ist meine absolute Überzeugung", sagte Boldt. "Wir wollen den Weg, den wir beim HSV eingeschlagen haben, nicht einfach so über Bord werfen", sagte er über einen möglichen neuen Vertrag auch im Falle einer weiteren Zweitklassigkeit.

Verstehen und vertrauen sich: HSV-Sportvorstand Jonas Boldt (l.) und Cheftrainer Dieter Hecking.
Verstehen und vertrauen sich: HSV-Sportvorstand Jonas Boldt (l.) und Cheftrainer Dieter Hecking. © Witters

"Dieter und ich haben sehr offen darüber gesprochen, was seine und was unsere Ambitionen sind", berichtete Boldt. "Und seine war ganz klar: Er will aufsteigen so wie wir alle." Gleichwohl hätten sie sich gewünscht, in sportlicher Hinsicht "positivere Signale" zu senden.

Allerdings habe sich die Außendarstellung des HSV seit Heckings Amtsantritt erheblich verbessert, betonte Boldt. "Wir bekommen unheimlich viel Anerkennung nicht nur aus dem Hamburger Raum, sondern aus ganz Deutschland, dass die Leute sagen, obwohl die Ziele noch nicht erreicht sind, können sie sich wieder mit dem HSV identifizieren", sagte Boldt: "Der HSV steht für Werte."

"Hecking geht immer sehr positiv voran"

Bei Hecking gefalle ihm vor allem, dass er sich auch von Rückschlägen nicht unterkriegen lassen. "Das ist eine große Stärke von ihm, und deswegen haben wir ihn auch ausgewählt", sagte Boldt: "Er geht immer sehr positiv mit klaren Gedanken voran."

Details für eine weitere Zusammenarbeit sollten erst geklärt werden, wenn die Ligazugehörigkeit feststeht.

Zuschauer-Kalkulation Zünglein an der Waage?

Für eine Einigung spielten "mehrere Faktoren eine Rolle", sagte Boldt, der dabei unter anderem auf die Verschlechterung der finanziellen Möglichkeiten bei einem verpassten Aufstieg sowie die Corona-Krise hinwies: "Uns fehlen Zuschauereinnahmen."

Auch für die kommende Saison fehle eine kalkulierbare Größe, wodurch sich nicht zuletzt die Transferplanung erschwere. "Das spielt natürlich alles eine Rolle in der Bewertung der Möglichkeiten."

Transfers: HSV spricht "viel mit Beratern"

Zur Kaderplanung sagte Boldt: "Wir machen unsere Hausaufgaben. Wir sprechen viel mit Beratern, gucken viele Spiele im Fernsehen oder retrospektiv."

Der Transfermarkt sei durch die Corona-Krise unberechenbarer geworden, aber: "Wir haben uns auch schon vorher Gedanken gemacht."

Boldt: "Die bestmöglichen Ergänzungen holen"

"Wir tun alles Mögliche, um im Hintergrund aktiv zu sein", sagte Boldt zu Gesprächen mit potentiellen Neuzugängen. Er selbst bewerte es als positiv, dass beim HSV in den vergangenen Monaten nicht mehr so viele Transfergeschichten nach außen gedrungen seien wie noch zuvor.

Eine nächste Bestandsanalyse solle nun nach Abschluss der Saison erfolgen. "Und dann werden wir wieder versuchen, egal in welchem Szenario, die bestmöglichen Spieler als Ergänzung zum HSV zu holen."

Mislintat kann mit dem HSV mitfühlen

Stuttgarts Sportdirektor Sven Mislintat hat sich verärgert über die seiner Meinung nach zu hohen Ansprüche und Erwartungen an den VfB geäußert – und dabei aber auch an den HSV gedacht. "Der Druck für die Mannschaft war von Beginn an immens. Bei der Bewertung unserer Leistungen werden mittlerweile zu oft Grenzen überschritten, die in ihrer Form nicht mehr tolerabel sind“, sagte der 47-Jährige im Interview der "Sport Bild".

Er erkennt den enormen Druck auf den HSV an: Sportdirektor Sven Mislintat (VfB Stuttgart).
Er erkennt den enormen Druck auf den HSV an: Sportdirektor Sven Mislintat (VfB Stuttgart). © Imago/Sportfoto Rudel

Aus Mislintats Sicht gilt das auch für den HSV. "Wenn man in der Zweiten Liga beim VfB arbeitet, und für den HSV gilt dies genauso, kann man nichts gewinnen, nur verlieren. Es ist gefühlt die Fortsetzung des Abstiegskampfes", sagte er. Der VfB hat den Aufstieg in die Bundesliga seit dem vergangenen Spieltag praktisch sicher.

Heidenheim-Coach spricht über das HSV-Drama

Heidenheims Trainer Frank Schmidt hat das Drama gegen den HSV noch einmal Revue passieren lassen. "Wenn man so ein Drehbuch schreiben würde wie den Spielverlauf gegen den HSV, würde man fast nicht glauben, dass der Film so endet", sagte Schmidt.

"Die Emotionen sind raus": Frank Schmidt beim Last-Minute-Jubel gegen den HSV. © dpa

"Aber jetzt sind die Emotionen raus. Ich habe ein Halbfinale ausgerufen, das haben wir gewonnen. Ich freue mich, dass wir jetzt in Bielefeld die Chance haben, aus eigener Kraft die Relegation zu erreichen." Übermäßig aufgeregt vor dem Saisonfinale sei er nicht, versicherte Schmidt: "Ich schlafe immer gut. Unabhängig von Ergebnissen, das ist das Gute bei mir."

Schmidt sticht unbewusst in eine HSV-Wunde

Und eine Antwort aus dem Interview dürfte den HSV-Fans angesichts des eigenen Führungstraumas besonders schwer im Magen liegen. "Wenn wir in Führung waren, haben wir jedes Spiel gewonnen", sagte Schmidt über Heidenheims Erfolgsgeheimnis in dieser Saison.

Frank Schmidt (r.) und der 1. FC Heidenheim schlugen auch dem HSV ein spätes Schnippchen
Frank Schmidt (r.) und der 1. FC Heidenheim schlugen auch dem HSV ein spätes Schnippchen © Getty Images

Zum Vergleich: Der HSV hat in dieser Spielzeit bereits 20 Punkte nach eigener Führung hergegeben. Alleine seit dem Neustart nach der Corona-Pause büßte das Team von Trainer Dieter Hecking sieben Zähler in den Schlussminuten ein. Vor allem die Marschroute nach eigener Führung ist vielen ein Ärgernis.

Schmidt: Spieler haben großen Erfolgshunger

Schmidt indes weiß über seine Mannschaft zu berichten: "Wichtig war auch, dass wir gut verteidigt haben, dass wir fast jedes zweite Spiel zu null gespielt haben." Unter die Räder gekommen sei seine Elf selten.

"Diese Mannschaft hält extrem zusammen, jeder kennt seine Aufgabe. Das war zwar immer so, aber dieses Jahr ist es noch einmal ausgeprägter. Die Spieler haben einen großen Hunger auf Erfolg."

HSV verliert Schicksalsspiel in Heidenheim:

HSV verliert das Schicksalsspiel in Heidenheim

Alptraum-Ende in Minute 90+5: Während sich die HSV-Profis selbst behindern, netzt Konstantin Kerschbaumer zum 2:1-Sieg für Heidenheim ein.
Alptraum-Ende in Minute 90+5: Während sich die HSV-Profis selbst behindern, netzt Konstantin Kerschbaumer zum 2:1-Sieg für Heidenheim ein. © Witters
Und so gab es nach Abpfiff solche gegensätzlichen Bilder: Während HSV-Profi Rick van Drongelen gebückt vom Platz schleicht, schäumen Heidenheims Spieler vor Euphorie über.
Und so gab es nach Abpfiff solche gegensätzlichen Bilder: Während HSV-Profi Rick van Drongelen gebückt vom Platz schleicht, schäumen Heidenheims Spieler vor Euphorie über. © Witters
Nach der Last-Minute-Pleite gab es Klärungsbedarf.
Nach der Last-Minute-Pleite gab es Klärungsbedarf. © Witters
Nackenschlag: Die HSV-Profis Aaron Hunt (v.l.), Timo Letschert und Jordan Beyer.
Nackenschlag: Die HSV-Profis Aaron Hunt (v.l.), Timo Letschert und Jordan Beyer. © Witters
Bedient, aber dennoch fairer Gratulant: HSV-Trainer Dieter Hecking inmitten der Heidenheimer Jubeltraube.
Bedient, aber dennoch fairer Gratulant: HSV-Trainer Dieter Hecking inmitten der Heidenheimer Jubeltraube. © Imago/Jan Hübner
Schuss ins Glück: Joel Pohjanpalo zog unmittelbar nach Wiederanpfiff allen davon und erzielte das 1:0 für den HSV.
Schuss ins Glück: Joel Pohjanpalo zog unmittelbar nach Wiederanpfiff allen davon und erzielte das 1:0 für den HSV. © Witters
Der Finne durfte damit seinen neunten Saisontreffer bejubeln-
Der Finne durfte damit seinen neunten Saisontreffer bejubeln- © Witters
Jubeln musste Pohjanpalo natürlich nicht alleine.
Jubeln musste Pohjanpalo natürlich nicht alleine. © Witters
Doch in der 80. Minute Jubelte auch Heidenheim – Stefan Schimmer (M.) erzwang den Ausgleich.
Doch in der 80. Minute Jubelte auch Heidenheim – Stefan Schimmer (M.) erzwang den Ausgleich. © Witters
Der Stürmer zwang Jordan Beyer (r.) zum Eigentor.
Der Stürmer zwang Jordan Beyer (r.) zum Eigentor. © Witters
Beeindruckende Haltung, aber kein Treffer: HSV-Stürmer Joel Pohjanpalo (3.v.l.) beim Torabschluss gegen Heidenheim.
Beeindruckende Haltung, aber kein Treffer: HSV-Stürmer Joel Pohjanpalo (3.v.l.) beim Torabschluss gegen Heidenheim. © Imago/Eibner
HSV-Kapitän Aaron Hunt (l.) im Zweikampf mit Heidenheims David Otto.
HSV-Kapitän Aaron Hunt (l.) im Zweikampf mit Heidenheims David Otto. © Witters
Nach sieben Minuten hatte Gideon Jung das 1:0 auf dem Kopf, doch die Bogenlampe landete am Heidenheimer Pfosten.
Nach sieben Minuten hatte Gideon Jung das 1:0 auf dem Kopf, doch die Bogenlampe landete am Heidenheimer Pfosten. © Witters
Aufstiegskampf: HSV-Stürmer Martin Harnik (l.) im Duell mit Heidenheims Jonas Föhrenbach.
Aufstiegskampf: HSV-Stürmer Martin Harnik (l.) im Duell mit Heidenheims Jonas Föhrenbach. © Witters
Startelf-Rückkehrer Jordan Beyer nimmt es hier mit gleich zwei Heidenheimern auf.
Startelf-Rückkehrer Jordan Beyer nimmt es hier mit gleich zwei Heidenheimern auf. © Witters
Wer sich schätzt, der checkt sich: Die Trainer Frank Schmidt (l., Heidenheim) und Dieter Hecking (r., HSV) beim Ellenbogen-Gruß.
Wer sich schätzt, der checkt sich: Die Trainer Frank Schmidt (l., Heidenheim) und Dieter Hecking (r., HSV) beim Ellenbogen-Gruß. © Witters
Joel Pohjanpalo (r.) und Jordan Beyer beim rasentest in Heidenheim.
Joel Pohjanpalo (r.) und Jordan Beyer beim rasentest in Heidenheim. © Witters
Während Torjäger Pohjanpalo für die Startformation gesetzt war...
Während Torjäger Pohjanpalo für die Startformation gesetzt war... © Witters
War die Rückkehr Beyers (M.) in die erste Elf ebenso überraschend wie die Herausnahme Adrian Feins (r.).
War die Rückkehr Beyers (M.) in die erste Elf ebenso überraschend wie die Herausnahme Adrian Feins (r.). © Witters
Khaled Narey (r.) durfte sich nach Verletzungspause dagegen über seinen Bankplatz eher freuen.
Khaled Narey (r.) durfte sich nach Verletzungspause dagegen über seinen Bankplatz eher freuen. © Witters
Darf natürlich nicht fehlen: Der Blick auf die Uhr, hier dargestellt von HSV-Vorstand Jonas Boldt.
Darf natürlich nicht fehlen: Der Blick auf die Uhr, hier dargestellt von HSV-Vorstand Jonas Boldt. © Witters
HSV-Trainer Dieter Hecking bei der Ankunft am Heidenheimer Stadion.
HSV-Trainer Dieter Hecking bei der Ankunft am Heidenheimer Stadion. © Witters
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Union-Profi bejubelte Heidenheimer Treffer

Mit Robert Andrich hat sich am Mittwoch auch ein ehemaliger Heidenheimer noch einmal an das besondere Ende am vergangenen Wochenende erinnert.

"Ich bin aufgesprungen und habe mich gefreut“, erzählte der jetzige Profi von Union Berlin in einer Video-Medienrunde. Den Treffer in der Nachspielzeit habe er am Fernseher verfolgt.

"Ich hoffe, dass sie jetzt gegen Bielefeld nachlegen können", sagte der 25 Jahre alte Mittelfeldspieler über Heidenheim. Einen Aufstieg der Schwaben hält Andrich in jedem Fall für realistisch: "In Heidenheim ist alles möglich. Ich würde es ihnen auf jeden Fall zutrauen."

Baumgart stichelt gegen HSV wegen Klopp

Er selbst ist bekennender HSV-Fan, doch beim Thema Trainer-Stereotyp kommt Steffen Baumgart offenbar nicht um einen Seitenhieb gegen seinen Lieblingsclub herum.

"Ich kann mich erinnern, dass der HSV mal Jürgen Klopp wegen seiner Art abgelehnt haben soll. Und wo ist er heute? Beim FC Liverpool, mit dem er die Champions League gewann, nachdem er zuvor Borussia Dortmund zweimal zum Meistertitel geführt hatte", sagte Baumgart der "Sport Bild".

Jürgen Klopp mit Mundschutz als Trainer des FC Liverpool: Die Außendarstellung ist beim Erfolgscoach längst in den Hintergrund gerückt.
Jürgen Klopp mit Mundschutz als Trainer des FC Liverpool: Die Außendarstellung ist beim Erfolgscoach längst in den Hintergrund gerückt. © Imago/Xinhua

Tatsächlich geht die verbriefte Legende so: Im Februar 2008 trafen sich die damaligen HSV-Vorstände Bernd Hoffmann, Katja Kraus und Dietmar Beiersdorf mit Klopp in Mainz, wo der Trainer seinerzeit noch angestellt war.

Doch der HSV entschied sich am Ende gegen Klopp – primär aus Gründen der Außendarstellung des Schwaben. In einem Dossier war von zu vielen Barthaaren, einer löchrigen Jeans, etwas patzigen "Schweini"- und "Poldi"-Aussagen und einem mutmaßlichen Zuspätkommer die Rede.

Beiersdorfer bereute die Klopp-Entscheidung

Später gestand Beiersdorfer, die Entscheidung zu bereuen. "Mittlerweile hat es ein, zwei schlaflose Nächte gegeben“, sagte er 2014 bei Sky.

Statt Klopp verpflichtete der HSV damals den Niederländer Martin Jol. Auch das war aus Beiersdorfers Sicht kein ganz schlechter Griff. "Wir haben die beste Saison in der Vereinsgeschichte gespielt", sagte Beiersdorfer rückblickend auf die Spielzeit 2008/09, in der der Europapokalsieger der Landesmeister von 1983 immerhin jeweils ins Halbfinale von DFB-Pokal und Uefa-Cup vorstieß und in der Bundesliga auf Platz fünf landete.

Baumgart: "Ich kann jeden Verein trainieren"

Wer weiß, vielleicht hat sich Baumgart aber auch unbewusst oder nicht selbst für den HSV in Stellung gebracht?

Durchaus selbstbewusst: Paderborns Trainer Steffen Baumgart.
Durchaus selbstbewusst: Paderborns Trainer Steffen Baumgart. © Imago/Bernd König

"Ich bin davon überzeugt, dass es kaum einen Verein gibt, den ich nicht trainieren könnte. Dieses Selbstvertrauen habe ich", sagte der hemdsärmelige Coach, der gerade mit dem SC Paderborn den Klassenerhalt verpasst hat, der "Sport Bild".

Relegation: Seeler wünscht sich Düsseldorf

In den Halbfinals 2008/09 (siehe oben) scheiterte der HSV jeweils an Werder Bremen. Geht es nach Uwe Seeler, soll es in diesem Jahr in keinem Fall zu einer Neuauflage von Entscheidungsspielen gegen den Nordrivalen kommen.

"Ich würde den HSV in der Relegation lieber gegen Düsseldorf sehen", sagte "Uns Uwe" der "Sport Bild". In der Vergangenheit habe es „schlimme Erinnerungen an das Nordderby“ gegeben. "Allein die vier Partien in 19 Tagen 2009 gegen Bremen sind unvergessen", meinte der Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft.

Damals trafen die beiden Nordrivalen zwischen dem 22. April und dem 10. Mai aufeinander: Werder setzte sich dabei erst im Halbfinale des DFB-Pokals im Elfmeterschießen durch, dann in Hin- und Rückspiel im Uefa-Cup-Halbfinale und gewann am Ende auch noch das Bundesliga-Spiel.

Vier entscheidende Spielplätze

Um die Relegation zu erreichen, muss der Tabellenvorletzte aus Bremen am letzten Bundesliga-Spieltag am Sonnabend gegen den 1. FC Köln gewinnen, Fortuna Düsseldorf zeitgleich bei Union Berlin verlieren.

Einen Tag später kann der HSV in der 2. Bundesliga nur dann noch auf Platz drei vorrücken, wenn er den SV Sandhausen schlägt und Konkurrent 1. FC Heidenheim beim Zweitliga-Meister Arminia Bielefeld nicht siegt.

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Seeler: Werder-Duell wegen Kumpel vermeiden

Die Nord-Relegation möchte Seeler letztendlich auch aus Rücksicht auf seine Freundschaft zu Max Lorenz vermeiden. Er wolle mit seinem "Kumpel Max Lorenz weiterhin in Ruhe ein Bierchen trinken", sagte der 83-Jährige.

Ziemlich beste Freunde: Die Vereins-Ikonen Max Lorenz (l.) und Uwe Seeler (hier 2009 am Millerntor).
Ziemlich beste Freunde: Die Vereins-Ikonen Max Lorenz (l.) und Uwe Seeler (hier 2009 am Millerntor). © Witters

Der 80-jährige Lorenz war mit Werder 1965 deutscher Meister geworden. Seeler und ihn verbindet seit Jahrzehnten eine enge Freundschaft.

Seeler erholt sich weiter in Norderstedt

Derweil erholt sich die HSV-Ikone weiter in seinem Haus in Norderstedt von dem Sturz am 21. Mai. Dabei hatte Seeler einen Schenkelhalsbruch erlitten und war am darauffolgenden Tag in Hamburg operiert worden.

Dabei war dem einstigen Torjäger ein künstliches Hüftgelenk eingesetzt worden. Am vergangenen Freitag durfte er nach 28 Tagen in der Klinik wieder nach Hause.​

Neuer Job für Ex-HSV-Coach Kunert

Der ehemalige HSV-Trainer Dirk Kunert hat einen neuen Job. Der 52-Jährige unterschrieb beim Drittliga-Absteiger Carl Zeis Jena einen Vertrag bis 2022.

Dirk Kunert blieb eine Saison beim HSV.
Dirk Kunert blieb eine Saison beim HSV. © Imago/Manngold

Kunert, der unter anderem als Förderer des späteren HSV-Profis und Weltmeisters Jérôme Boateng gilt, hatte zur Saison 2016/17 Hamburgs U21 übernommen, ehe die Regionalligamannschaft im Sommer darauf von Christian Titz übernommen wurde.

Zuletzt trainierte Kunert den Berliner AK. Bei dem Nord-Ost-Regionalligisten hatte er seinen Vertrag zwar erst am 6. Juni um ein Jahr verlängert, allerdings mit Ausstiegsklausel.

ARD-Doku über HSV-Legende Hartwig

Mit dem HSV feierte Jimmy Hartwig neben drei deutschen Meisterschaften auch den Europapokal der Landesmeister - und damit die größten Erfolge seiner Karriere.

Jimma Hartwig 1983 mit dem Henkelpott, dem Europapokal der Landesmeister.
Jimma Hartwig 1983 mit dem Henkelpott, dem Europapokal der Landesmeister. © Imago/Kicker Liedel

Darum, aber vor allem auch um die Schattenseiten rassistischer Anfeindungen in den Stadien, dreht sich die Doku "Jimmy Hartwig: Liegenbleiben ist keine Option", die am Sonntag um 17.30 Uhr in der ARD ausgestrahlt wird.

"Ich stand vor 5000 bis 6000 Bayern-Fans", schildert Hartwig in dem 30-minütigen Film, "und dirigierte sie, während sie sangen ‚Jimmy Hartwig, das Negerschwein‘."

Aus den widersprüchlichen Gefühlen heraus lernte Hartwig. Heute arbeitet der 65-Jährige als Integrationsbeauftragter für den DFB und als Motivationstrainer.