Hamburg. Der HSV gewinnt gegen Regensburg, enttäuscht aber erneut spielerisch. Hecking erhöht den Druck, vor allem auf die Stürmer.
Dieter Hecking wird das Spitzenspiel an diesem Montag vermutlich verpassen. Der HSV-Trainer nimmt in Frankfurt an einer Tagung der Deutschen Fußball Liga und des Deutschen Fußball-Bundes teil. Die Einheit am Nachmittag werden daher auch die Co-Trainer Dirk Bremser und Tobias Schweinsteiger leiten. Seinen Wunsch für die Partie der Aufstiegskonkurrenten VfB Stuttgart und Arminia Bielefeld hatte Hecking aber bereits am Sonnabend formuliert. „Am besten null Punkte für beide“, sagte er und lachte.
Der HSV-Coach konnte sich nach dem 2:1 (1:1) gegen Jahn Regensburg einen Spaß erlauben. Sonderlich viel Freude hatte ihm der Sieg gegen die Bayern – der erste seit vier Wochen – aber nicht bereitet. „Ich habe vorher gesagt, wir brauchen einen dreckigen Sieg. Wenn wir das jetzt noch neunmal schaffen, sind wir zufrieden“, sagte Trainer Dieter Hecking.
27 Punkte aus den verbleibenden Saisonspielen würden mit Sicherheit zum Aufstieg reichen. Doch nach der Leistung von Sonnabend darf an dieser Rechnung doch arg gezweifelt werden. „Natürlich müssen wir uns steigern, wenn wir das große Ziel erreichen wollen“, wusste auch Hecking. Zumindest bis Montagabend zog der HSV am VfB Stuttgart vorbei auf den direkten Aufstiegsplatz zwei. „Der Druck liegt jetzt in Stuttgart“, sagte Hecking.
HSV leidet unter dem Aufstiegsdruck
In den 90 Minuten am Sonnabend wurde im Volksparkstadion allerdings auch deutlich, dass vor allem der HSV mit der aktuellen Drucksituation große Probleme hat. Nach den Niederlagen im Derby gegen St. Pauli (0:2) und beim FC Erzgebirge Aue (0:3) war die Verunsicherung den Hamburgern bis in den Oberrang anzumerken. Trotz einer zweimaligen Führung durch die Tore von Timo Letschert (24.) und Aaron Hunt (50.) zitterte der HSV bis in die achte Minute der Nachspielzeit, ehe die Hamburger Protagonisten in ihren Interviews vor allem ein Wort wählten: Erleichterung.
„Uns war klar, dass wir etwas unsicher werden können. In diese Situation haben wir uns in den vergangenen Wochen selbst gebracht“, sagte Christoph Moritz. Der Mittelfeldspieler war ein Bestandteil von mehreren Veränderungen, die Hecking vorgenommen hatte. Neben Moritz kehrten auch Martin Harnik,
Adrian Fein und Rick van Drongelen in die Startelf zurück.
Vor allem aber hatte Hecking nach langer Zeit mal wieder sein System umgestellt. Aus dem gewohnten 4-3-3 wurde ein 4-4-2 in Rautenformation. Doch die elf Akteure mit der Raute auf der Brust fremdelten sichtbar mit der Umstellung. Dem HSV fehlten Tempo, Mut und Torgefahr. Bezeichnend: Die Hamburger hatten am Ende nur zwölf Torschüsse, Regensburg 16.
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Moritz soll jeden Ball zu Hunt spielen
Hecking setzte sein System schon zur Halbzeit zurück. Spielerisch besser wurde es aber nicht. Nur ein Profi steigerte sich sichtbar: Aaron Hunt. Der Kapitän riss das Spiel nach der Pause an sich und traf nach abermaliger Vorarbeit von Tim Leibold auch zum Siegtreffer. Hunt wirkte nach dem Treffer wie befreit. „Er war der präsenteste Spieler auf dem Platz, hat viele Bälle gezogen“, sagte Hecking, der trotz der jüngsten Formkrise des Spielmachers wieder auf ihn setzte.
Für Moritz muss es sogar der Plan sein, das gesamte Spiel auf Hunt auszurichten. „Unser Spiel muss es sein, so viele Bälle wie möglich zu Aaron zu bringen. Je mehr Ballkontakte er hat, desto besser wird unser Spiel“, sagte Moritz.
Auch Hecking lobte den Kapitän, forderte aber sogleich eine Bestätigung der Leistung. „Wie er gespielt hat, das wünsche ich mir häufiger von ihm. Dass er das kann, weiß ich.“ Vor allem aber kann es die gesamte Offensivabteilung des HSV besser.
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Hecking erhöht Druck auf HSV-Stürmer
Zum dritten Mal in Folge versuchte es Hecking gegen Regensburg mit einem anderen Stürmer, zum dritten Mal in Folge blieb der HSV ohne Stürmertor. Nach Joel Pohjanpalo gegen St. Pauli und Lukas Hinterseer in Aue durfte nun Harnik gegen Regensburg ran. Und zum dritten Mal in Folge war Hecking unzufrieden. „Ich sehe, dass sich alle drei steigern müssen. Alle sind aufgefordert, ihre Leistung zu bringen.“
Vor allem Hinterseers Auftritt in Aue hatte Folgen. „Er hat mir nicht gefallen. Das war mir zu körperlos. Deshalb war das heute mal eine Denkpause“, so Hecking. Aber auch Harnik konnte gegen Regensburg nicht überzeugen. „Martin ist ein Spieler, von dem man etwas erwarten darf. Das geht auch besser bei ihm.“
Nachdem sich Hecking nach der Derbyniederlage vor seine Spieler gestellt hatte, erhöht er nun vor den letzten neun Saisonspielen den Druck. „Es geht letztlich nach Leistung. Und danach werde ich bewerten und aufstellen.“
Jairo vom Startelf-Kandidaten auf die Tribüne
Ein Beispiel für die strikte Haltung demonstrierte HSV-Trainer Hecking vor dem Spiel, indem er Jairo Samperio aus dem Kader strich. Der Spanier hatte noch am Donnerstag in der vermeintlichen A-Elf trainiert. Doch Jairos Leistung im Training gefiel Hecking nicht. „Es gab etwas, was mir nicht gefallen hat“, sagte der Coach. Das wolle er aber zunächst einmal intern mit dem Offensivspieler besprechen.
Am Montag hat Jairo die Chance, sich im Training wieder zu empfehlen. Danach werden die Spieler das Topspiel anschalten. „Es ist schlau, dass wir alle dieses Spiel anschauen“, sagte Rick van Drongelen. Recht hat er. In zwei Wochen trifft der HSV auf Bielefeld, ein Spiel später geht es nach Stuttgart.