Hamburg. Der HSV ist in die Vorbereitung für die Rückrunde gestartet. Für Coach Dieter Hecking gibt es dabei eine gute Nachricht.
Dieter Hecking war zufrieden, als er sich am Montag auf die Waage stellte. Trotz seines zweiwöchigen Urlaubs konnte der HSV-Trainer sein Kampfgewicht halten. Und auch am Zustand seiner Spieler hatte Hecking nichts auszusetzen. „Es ist nicht ausschlaggebend, ob einer mit einem Kilo mehr oder weniger zurückgekommen ist. Die Jungs sollten leben, sie sollten feiern, sie sollten abschalten“, sagte Hecking nach dem ersten Training des Jahres. „Denn jetzt kommt die Phase, in denen von ihnen dreieinhalb Monate alles verlangt wird.“
Dreieinhalb Wochen Vorbereitung für dreieinhalb Monate Rückrunde – so lautet die Formel für das große Ziel des HSV im Jahr 2020: die Rückkehr in die Bundesliga. „Unsere Ziele sind klar formuliert“, sagte Hecking am Montagvormittag, als er nach der ersten 90-minütigen Einheit im Nieselregen des Volksparks stand, um über seinen Plan zu referieren. „Wir wollen uns jetzt einschwören für die kommenden Monate. Das wird eine hoch spannende Geschichte. Es liegt an uns, was wir daraus machen“, sagte der Trainer des Tabellenzweiten, der mit zwei Punkten Rückstand auf Arminia Bielefeld in die letzten 16 Spiele startet.
HSV-Kapitän Hunt fehlt vorerst
Die gute Nachricht für Hecking: Trotz seiner Futter- und Feierfreigabe waren alle Spieler pünktlich und gesund aus ihrem Urlaub zurückgekehrt. Jeremy Dudziak kam als frisch Verlobter aus Dubai zurück, Ewerton landete dieses Mal ohne Verletzung aus Brasilien, und auch Lukas Hinterseer hatte seine Südafrika-Safari schadlos überstanden. Einzig Kapitän Aaron Hunt, der seinen Kumpel Pierre-Michel Lasogga in Doha besucht hatte, fehlt wegen seines vor Weihnachten erlittenen Bänderrisses noch bis zum Trainingslagerstart in Portugal am Sonntag.
Trainingsauftakt beim HSV mit drei Talenten
Für Hecking und sein Trainerteam gilt es in den 24 Tagen bis zum ersten Punktspiel 2020 gegen den 1. FC Nürnberg am 30. Januar darum, die Mannschaft in die Form zurückzubringen, die am 5. August mit dem 4:0 in Nürnberg die stärkste Phase der Saison eingeleitet hatte. 20 Punkte hatten die Hamburger zwischen dem zweiten und dem elften Spieltag gesammelt und die Fans phasenweise begeistert.
Weil in den darauffolgenden sieben Spielen aber nur noch sieben Punkte hinzukamen und die Begeisterung der Fans in Skepsis wich, will Hecking wieder am Stimmungsbarometer drehen. „Wir hätten eine bessere Ausgangsposition haben können, das stimmt. Trotzdem sind wir Zweiter und das zu Recht. Wir brauchen uns nicht nervös machen zu lassen. Wir müssen unser Ding machen“, sagte Hecking und versprühte neujährlichen Optimismus.
Hecking will Positionsspiel verbessern
Für den Trainer ist klar, was in den kommenden Winterwochen passieren muss, damit der HSV wieder in seine alte Sommerform kommt. „Es lag hauptsächlich daran, dass wir nicht mehr die Kompaktheit hatten in der Arbeit gegen den Ball und wir unser Positionsspiel nicht mehr so gezeigt haben. Das war mehr auf Zufall aus“, sagt Hecking. In einem Punkt widerspricht der Trainer allerdings seinem Sportvorstand Jonas Boldt. Der hatte analysiert, dass die Mannschaft besser damit umgehen müsse, dass die Gegner sich auf das Spiel des HSV eingestellt hätten.
„Es lag weniger am Gegner, das muss ich mal ganz deutlich sagen“, sagte also Hecking am Montag. Stattdessen nannte er als weiteren Grund die sinkende Leistungskurve bei einigen Spielern im Laufe der Vorrunde. Anstatt hektisch nach Neuzugängen zu rufen, will Hecking seine vorhandenen Spieler wieder in die Form des ersten Saisondrittels bringen. „Wir haben eine gute Mannschaft. Und wenn keiner mehr dazukommt, gehen wir die Aufgabe so an.“
HSV hat Probleme bei den Standards
Allerdings gilt es als verbrieft, dass der HSV noch einen Defensiv- und einen Offensivspieler verpflichten will. Das Interesse am slowakischen Stürmer Robert Bozenik (20) ist konkret. Auch Kölns aussortierter Spielmacher Louis Schaub soll auf die Kandidatenliste gerückt sein. Hecking sagt: „Wir prüfen verschiedenen Optionen, stehen aber mit keinem Spieler vor einem Abschluss.“
Im Kreativzentrum liegt allerdings nicht das größte Problem des HSV. Hamburgs Mittelfeldspieler erzielten ligaweit die meisten Tore, keine Mannschaft schoss so viele Tore aus dem Spiel heraus. Probleme hat der HSV im Umkehrschluss dagegen in der Luft und bei Standards. Sieben Kopfballgegentore sind Ligahöchstwert. Nur St. Pauli (6) kassierte mehr Tore nach Ecken als der HSV (5). Zudem braucht kein Club mehr eigene Ecken für ein Tor als Heckings HSV.
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Doch der Trainer will das Spiel seiner Mannschaft gar nicht verändern. Sondern wieder verbessern. Der Trainingsauftakt dafür ist gemacht. Am Freitag kommt Schalke 04 nun zum ersten Testspiel des Jahres. „Das ist eine gute Messlatte, um zu überprüfen, wie weit wir sind im Vergleich zu einer sehr guten Erstligamannschaft“, sagt Hecking. Denn eines wünscht sich der Trainer für seinen HSV am meisten: dass auch er bald wieder ein Erstligist ist.