Hamburg. HSV-Neustart vorerst ohne Neue. An Möller Daehli bestand Interesse. Trennung von der Trainingslager-Agentur Onside.

Den letzten Urlaubstag verbrachte Jonas Boldt auf der Autobahn. Vier Stunden Fahrt von Düsseldorf bis nach Hamburg. Der Sportvorstand des HSV hatte am Wochenende auf dem Rückweg aus dem Skiurlaub einen Zwischenstopp bei seinen Eltern in der Heimat gemacht, ehe er am Sonntag weiter in die Wahlheimat fuhr. „Der Urlaub war schön“, sagte Boldt am Telefon, „aber nun freue ich mich auf den Neustart. Es wird Zeit, dass es wieder losgeht.“

Und wie es wieder losgeht. Von diesem Montag an hat Cheftrainer Dieter Hecking direkt drei Doppeltrainingstage angesetzt. Es folgt eine Einheit am Donnerstag, das Testspiel am Freitag gegen Schalke (18 Uhr/Volksparkstadion), ein Regenerationstraining am Sonnabend und schließlich der Abflug ins Trainingslager nach Lagos an der Algarve. „Dreieinhalb Wochen Vorbereitung ist eine ungewöhnlich lange Zeit. Die Zeit wollen wir nutzen“, sagt Hecking, der seinen letzten Urlaubstag auf der Couch im heimischen Bad Nenndorf genießen durfte.

Hecking will Arbeit gegen den Ball ab heute forcieren

Dass seine Spieler die Winterpause zu sehr genossen haben könnten, glaubt Hecking nicht. „Die Werte, die wir direkt vor Weihnachten gemessen haben, waren sehr gut“, sagt der Trainer, der in der Vorbereitung auf die Rückrunde den Schwerpunkt auf den spieltaktischen Bereich und den Torabschluss legen will. „Besonders in der Arbeit gegen den Ball müssen wir wieder besser werden“, sagt Hecking, der sich bereits auf das einwöchige Trainingslager in Portugal freut.

Ob beim Abflug nach Faro am kommenden Sonntag schon der erste Neuzugang dabei sein kann, steht noch nicht fest. Fest steht dagegen, dass Hecking beim Neustart an diesem Montag auf Neue vorerst verzichten muss. „Wir werden die Dinge, die wir vorbereitet haben, ganz entspannt abarbeiten“, sagte Boldt.

Johnson kommt nicht – aber ein Slowake?

Der Sportvorstand musste schmunzeln, nachdem er pünktlich zum Start der Wintertransferperiode täglich mit immer neuen Gerüchten über mögliche Zugänge konfrontiert wurde. So war beispielsweise Schalkes Stürmer Steven Skrzybski (27) im Gespräch, wurde aber an Erstligist Fortuna Düsseldorf verliehen.

In Österreich wird von einem Interesse an Kölns aussortiertem Mittelfeldmann Louis Schaub (25) berichtet, und aus der Slowakei soll nach Angaben der slowakischen Onlineseite „sport.sk“ Stürmer Robert Bozenik (20) kommen. Und dann wären da ja auch noch die beiden Gladbacher Tobias Strobl (29) und Fabian Johnson (32), von denen dem Vernehmen nach Ex-Borussencoach Hecking mindestens einen gerne hätte.

Fabian Johnson wird Borussia Mönchengladbach in diesem Winter nicht verlassen.
Fabian Johnson wird Borussia Mönchengladbach in diesem Winter nicht verlassen. © imago / Team 2

Nun denn, Transferzeit ist Gerüchtezeit. Richtig ist, dass der HSV den Slowaken Bozenik vom Erstligisten MSK Zilina auf dem Zettel und die Modalitäten bei Strobl und Johnson tatsächlich abgeklopft hat, zumindest aber die beiden Gladbacher – Stand jetzt – nicht verpflichtet.

Während bei Johnson, dessen Vertrag im Sommer ausläuft und der deswegen kaum verliehen werden kann, die Gesamtsituation schwierig ist, soll Strobl selbst als Leihspieler nicht finanzierbar sein. Ziel der HSV-Verantwortlichen bleibt es, einen Außenverteidiger zu leihen, weil man perspektivisch auf die derzeit verletzten Jan Gyamerah und Joshua Vagnoman setzen will.

Priorität: Gyamerah-Vagnoman-Ersatz

Ein Gyamerah-Vagnoman-Ersatz bleibt die erste Priorität – gegen einen zusätzlichen Offensivspieler hätte aber auch niemand etwas einzuwenden.

HSV-Trainer Dieter Hecking hat für den heutigen Montag zwei Einheiten im Volkspark um 10 und um 15.30 Uhr angesetzt.
HSV-Trainer Dieter Hecking hat für den heutigen Montag zwei Einheiten im Volkspark um 10 und um 15.30 Uhr angesetzt. © dpa

Neben Bozenik aus dem weit entfernten Zilina stand nach Abendblatt-Informationen auch ein direkter Nachbar lange Zeit hoch im Kurs bei den HSV-Scouts: Mats Möller Daehli, der am Wochenende überraschend vom FC St. Pauli zu Ex-HSV-Trainer Hannes Wolf zum KRC Genk nach Belgien gewechselt ist (siehe zweite Sportseite). Der Norweger wurde in den vergangenen Monaten auch intensiv vom HSV gescoutet.

Hunt soll erst in Portugal wieder einsteigen

Und während Möller Daehli am Montag statt in Hamburg in Belgien trainieren wird, darf Aaron Hunt noch gar nicht mit dem Ball trainieren. Der HSV-Kapitän, der sich kurz vor Weihnachten nach einem Foul im Training durch Xavier Amaechi einen Bänderriss zugezogen hatte, soll diese Woche individuell arbeiten, ehe er an der Algarve wieder ins Mannschaftstraining einsteigen darf.

In Sachen Trainingslager aussteigen muss dagegen die Hamburger Agentur Onside. Der HSV hat den Vertrag fristgerecht gekündigt und will die Planung und Organisation der Vorbereitungen wieder selbst in die Hand nehmen. „Wir haben Onside mitgeteilt dass wir uns intern anders aufgestellt haben und mehr das Heft in der Hand haben wollen. Wenn ein Dienstleister uns in Zukunft behilflich sein kann, dann schließen wir nicht aus, darauf zuzugreifen. Dies gilt selbstverständlich auch für die Dienste von Onside“, hatte Boldt der „Mopo“ gesagt, die als Erstes über diesen durchaus brisanten Vorgang berichtet hatte.

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Der HSV und seine Trainingslageranbieter – eine schier unendliche Geschichte. Drei Jahre ist es bereits her, dass Ex-Vorstandschef Heribert Bruchhagen der Agentur Match IQ, die genau wie Onside ihren Sitz in Hamburg hat, im Streit kündigte. In diesem Zusammenhang gab es seinerzeit schwere Vorwürfe gegen den Ex-HSV-Vorstand Joachim Hilke, dem Verletzung der Compliance-Richtlinien vorgeworfen wurde.

Doch auch mit Onside wurde der HSV offenbar nicht richtig glücklich. Im Sommer 2018 gab es beispielsweise die Panne beim Trainingslager in Glücksburg, das aufgrund von schlechten Rasenbedingungen bereits nach 24 Stunden wieder abgebrochen wurde.

Ähnliches soll sich in Portugal nicht wiederholen. Der HSV ist im luxuriösen Fünfsternehotel Cascada einquartiert – und auch die Plätze sollen im guten Zustand sein. Die Tage auf der Couch, so viel steht für Hecking schon vor der ersten Einheit 2020 fest, sind vorbei.