Hamburg. 2:1 über Dynamo Dresden in einem irren Spiel mit einem “schmutzigen“ Siegtor. Reicht diese Leistung des HSV für die Bundesliga?

Ja, ist denn schon wieder Weihnachten? Was für ein verrücktes Spiel im Volksparkstadion! Der HSV dreht die schon als peinliches Unentschieden eingestufte Partie gegen das extrem verletzungsgeschwächte Zweitliga-Kellerkind Dynamo Dresden noch zu einem 2:1-Sieg. Der eingewechselte David Kinsombi sorgte in der vierten Minute der Nachspielzeit für den Siegtreffer.

Alle Einwechselspieler hätten zum Sieg beigetragen, sagte HSV-Trainer Dieter Hecking. Ein Eigenlob? Schließlich heißt das im Subtext: Ich habe den Sieg eingewechselt. Umgekehrt bedeutet es: Die Startelf fand kein Rezept. Oder hieß es einfach nur: Jeder im Team ist wichtig?

Dreimal gab es einen Videobeweis wegen Unregelmäßigkeiten vor Toren, zweimal gegen den HSV. Doch Kinsombi fiel der Ball als vorzeitiges Fest-Geschenk der Dresdner auf den Kopf, was er zum Siegtreffer nutzte. Doch reicht diese Leistung des HSV schon für die Bundesliga? Zweites Geschenk: Bielefeld spielte gegen Sandhausen nur 1:1. Der HSV ist wieder Tabellenführer.

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Dresdens Trainer Christian Fiel meinte denn auch: "Es ist bitter, wie wir dieses Spiel verlieren. Man muss aber sagen, dass da beim HSV eine große Qualität vorhanden ist. Da wird es schwer, ohne Torchance des Gegners zu überstehen. "

HSV: Keiner in der 2. Liga ist heimstärker

Der HSV bleibt damit die beste Heimmannschaft der 2. Liga. Und zwischendurch hatten die Fans sogar laut gepfiffen. Kein Wunder. Es sah schon wieder so aus wie nach dem lockeren Liga-Erfolg gegen den VfB Stuttgart, der dann drei Tage später im Pokal bei der Niederlage gegen die Schwaben wieder relativiert wurde.

Niklas Kreuzer hatte die Sachsen in Führung gebracht (47. Minute), Sonny Kittel glich mit seinem achten Saisontor aus (68.). Der eingewechselte David Kinsombi köpfte dann den HSV ins Glück.

Dieter Hecking meinte: "Nach dem schnellen Gegentreffer musst du natürlich die Qualität haben, das zu verdauen und Wucht aufbauen. Das hat meine Mannschaft gemacht. Sie waren dann auch beseelt davon, dieses Spiel zu gewinnen."

Das Spiel verlief kurios. Aaron Hunt und Gideon Jung mussten zunächst auf die Bank. Doch Hunt kam später und entschied die Partie mit. Der HSV lief zunächst konzentriert und mit Tempo das Dresdner Tor an.

Statistik HSV – Dynamo Dresden

Doch auch die durch mehrere Verletzungen geplagten Gäste wagten sich ebenfalls in die Offensive. Der HSV verlor irgendwann im Laufe der ersten Halbzeit den Faden. Nach einem Rückpass von van Drongelen auf Heuer Fernandes, der einen Freistoß eigentlich nach vorne hätte ausführen sollen, gab es erste Pfiffe. Die Gäste nahmen auch geschickt das Tempo raus, zumal als sie Barış Atik nach einer Verletzung ebenfalls auswechseln mussten.

Der engagierte Harnik (viele gute Abschlüsse) versuchte es immer wieder, aber den ersten Treffer erzielten die Gäste kurz nach der Pause. Niklas Kreuzer traf vom Strafraumeck an Freund und Feind vorbei zum 0:1 ins Tor (47.).

HSV-Trainer Hecking reagierte und brachte mit Hunt und Jairo für Wood und Moritz zwei neue Profis. Das wirkte sich aus: In der 67. Minute schoss Kittel nach einem langen Ball von Leibold ein, doch Schiedsrichter Marco Fritz (Korb) entschied auf Abseits. Erst der Hinweis des Video-Schiedsrichters brachte Gewissheit: Das 1:1 zählte.

HSV: Dreimal Videobeweis

Und gleich kurz darauf sorgte Harnik für das mutmaßliche 2:1. Doch das Tor zählte nicht. Wieder gab es ein Kommando aus dem Kölner Video-Keller. Und Videobeweis, Teil drei: Hunts Kopfballtor kurz vor Schluss erfuhr ebenfalls keine Anerkennung. Vor der Flanke gab es eine Abseitsstellung.

Aber dann stürmte Kinsombi heran. Er köpfte einen zunächst abgewehrten Ball, der ihm quasi auf den Kopf fiel, zum 2:1 ein. Das Tor in der Nachspielzeit (90+4) war "schmutzig", aber aber technisch stark und mit Geduld herausgespielt. Sogar ein Hackentrick von Kittel ging dem 2:1 direkt voraus. Dafür muss man unter Druck in der Nachspielzeit erst einmal Nerven haben!

HSV gegen Dynamo Dresden: Probleme bei der Anreise

Bei Sky hieß es, die Gäste seien mit 10.000 Fans nach Hamburg gekommen. Ursprünglich waren gut 5000 erwartet worden. Die Anreise in den Volkspark gestaltete sich für alle mit öffentlichen Verkehrsmitteln etwas schwieriger als sonst. Es gab "aufgrund hohen Fahrgastaufkommens" im HVV und bei der Deutschen Bahn Verzögerungen.

Zwischen Eidelstedt und Pinneberg gab es zudem eine Signalstörung, die für Verspätungen sorgte. Nach Angaben der Bundespolizei gab es bis zum Anpfiff aber keine nennenswerten Fan-Ausschreitungen.